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Würzburg: Kampf gegen RS-Virus mit Hilfe aus Würzburg: So schnell kommt jetzt der Impfstoff für Senioren und Schwangere

Würzburg

Kampf gegen RS-Virus mit Hilfe aus Würzburg: So schnell kommt jetzt der Impfstoff für Senioren und Schwangere

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    Hat im Klinikum Würzburg Mitte (KWM) mit seinem Team 200 Probanden mit einem neu entwickelten Vakzin gegen das RSV-Virus geimpft: Prof. Tino Schwarz, Leiter des Instituts für Labormedizin und des Impfzentrums.
    Hat im Klinikum Würzburg Mitte (KWM) mit seinem Team 200 Probanden mit einem neu entwickelten Vakzin gegen das RSV-Virus geimpft: Prof. Tino Schwarz, Leiter des Instituts für Labormedizin und des Impfzentrums. Foto: Johannes Kiefer

    Es brachte die Kinderkliniken in Deutschland im vergangenen November und Dezember an ihre Kapazitätsgrenzen: Das Respiratorische Synzytial-Virus, kurz RSV, erwischte relativ früh in der Saison Tausende Säuglinge und Kleinkinder. Mit schweren Atemwegserkrankungen oder Fieber mussten sie behandelt werden, auch Kliniken in Unterfranken schlugen Alarm.

    RS-Virus eine Gefahr nicht nur für Säuglinge, sondern auch ältere Menschen

    Weniger bekannt ist: Das RS-Virus kann, ähnlich wie Corona, auch für Ältere und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem gefährlich sein. Und wie zuletzt in der Pandemie ist auch zur Vorbeugung von RSV-Erkrankungen ein Wettlauf um den ersten Impfstoff entbrannt. Mittendrin: das Klinikum Würzburg Mitte (KWM). 

    Dort wurden bereits im Sommer 2021 vor der beginnenden "RSV-Saison" 200 Frauen und Männer über 60 Jahren testweise mit einem neu entwickelten Vakzin geimpft. Damit beteiligte sich die Würzburger Klinik an einer Studie des britischen Pharmakonzerns GlaxoSmithKline (GSK). International nahmen daran fast 25.000 Seniorinnen und Senioren in 17 Ländern teil. 

    Wie bei solchen Studien üblich, wurde auch am Juliusspital eine Hälfte der Probanden tatsächlich mit dem neuen Wirkstoff geimpft, die andere Hälfte erhielt ein Placebo. Der Effekt in der darauffolgenden RSV-Saison im Winter 2021/22 sei signifikant gewesen, berichtet Chefarzt Prof. Tino Schwarz: "In 94 Prozent schützte die Impfung vor einem schweren Verlauf, in 83 Prozent vor leichteren RSV-Erkrankungen." Und, sagt der Leiter des Impfzentrums: "Die Wirkung bei Senioren ist beeindruckend."

    Impfung in Hausarztpraxen voraussichtlich schon ab kommenden Herbst

    Die Zahlen bestätigten sich in der Gesamtstudie des Herstellers. Die Zulassung des Impfstoffes ist in den USA und in der EU bereits beantragt. Schwarz rechnet im Laufe des frühen Sommers 2023 damit und geht davon aus, dass das Präparat noch vor der nächsten Virus-Saison zur Verfügung steht. Das Impfen selbst wäre dann Sache der Hausärzte. Naheliegend sei eine gleichzeitige Impfung gegen die Influenza und das RS-Virus, sagt der Laborarzt und Mikrobiologe. Die Verträglichkeit sei geprüft.

    Das Vakzin basiert auf einer bekannten Technologie als Aktivimpfung: Dem Körper werden bestimmte Eiweißfragmente präsentiert, auf die das Immunsystem reagiert und Antikörper bildet. Entwickelt wurde der Impfstoff analog zum Vakzin gegen Gürtelrose, das erfolgreich seit 2018 eingesetzt wird.

    Mit einem Impfstoff für ältere Menschen ist neben GSK auch das US-Pharmaunternehmen Pfizer auf der Zielgeraden und hat eine Zulassung beantragt. Weitere Konzerne arbeiten mit verschiedenen Technologien auf Hochtouren daran, es winkt ein riesiger Markt. Man kennt sie aus dem "Corona-Rennen": Janssen, Bavarian Nordic oder der US-Hersteller Moderna.

    Dieser setzt wie bei Covid-19 auf das mRNA-Prinzip und zielt wie alle anderen Entwickler auch auf eine zweite Gruppe: schwangere Frauen. Die Idee: Mit einer Impfung gegen Ende der Schwangerschaft überträgt die Mutter die neuen Antikörper auf das Ungeborene und sorgt so für einen Schutz in den ersten Lebensmonaten.

    Wie groß ist die Bereitschaft zur RSV-Impfung bei Schwangeren?

    Ein Prinzip, das gegen die Influenza oder seit 2018 auch gegen Keuchhusten schon angewendet wird. Die Akzeptanz dafür, so Chefarzt Tino Schwarz, sei in Deutschland allerdings nicht sehr groß. Nur 15 Prozent der Schwangeren in Bayern ließen sich gegen die Grippe impfen. Der Mikrobiologe befürchtet eine ähnlich große Skepsis gegenüber einem RSV-Impfstoff. Doch er ist überzeugt: "Es geht um den Nestschutz. Eine Impfung der Mutter würde dem Kind massiv zugute kommen."

    Und es gibt eine weitere Möglichkeit: eine Passivimpfung von Neugeborenen mit Antikörpern gegen das Virus. Sie sollen Säuglinge im ersten Lebensjahr vor RSV-Infektionen schützen. Präparate gibt es bereits, an Neuentwicklungen wird ebenfalls intensiv geforscht.

    Auch eine Impfung kurz nach der Geburt hält Tino Schwarz für unproblematisch: "Man traut den Säuglingen da zu wenig zu. Die Studien sprechen dafür." Der Mikrobiologe und Laborarzt rechnet damit, dass alle drei Impfwege im kommenden Herbst frei sind: "Für die nächste RSV-Saison werden die Waffen jetzt scharf gemacht."

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