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Tour: Radtour durch Offenhausen und Zwiefalten: Durch das Große Lautertal

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Radtour durch Offenhausen und Zwiefalten: Durch das Große Lautertal

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    Wer die Ruine von Hohenhundersingen erwandert, wird mit einem herrlichen Blick auf das Große Lautertal belohnt, wo der Radweg entlang des Flüsschens verläuft.
    Wer die Ruine von Hohenhundersingen erwandert, wird mit einem herrlichen Blick auf das Große Lautertal belohnt, wo der Radweg entlang des Flüsschens verläuft. Foto: Michael Peter Bluhm

    Das Große Lautertal haben Richard und Kreszenz Klupfer nie verlassen. Warum auch, sie leben ja im Paradies. Beide sind 90 und sitzen in Weiler auf der Bank vor dem eigenen Haus. Die Lauter rauscht und die Radler huschen an ihnen vorbei. So wie die Zeit. Es gibt nicht viele Änderungen in ihrem Leben, aber eine Beobachtung: „So viel Touristen wie in den vergangenen zwei Jahren waren noch nie im Tal. Das ist ja eine Invasion.“

    Die wissen wohl, warum. Besonders die mitunter fast ebenen Radtouren in einer ebenso gesunden wie faszinierenden Umwelt erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Geht es doch runde 50 Kilometer durch ein Tal mit der größten Burgruinen-Dichte Deutschlands, mit bizarren Felsen, seltenen Pflanzen, Bäumen und kuriosen Geschichten.

    Radtour-Route: Die Fahrradtour über die Schwäbische Alb beginnt in Offenhausen

    Das „Herz“ der Schwäbischen Alb beginnt in Offenhausen zu schlagen, wo der Lautertalradweg beginnt. Gleich am Quelltopf der Lauter ist man verzaubert von dem fast unwirklichen Grün des Wassers und der Bäume. Kein Wunder, dass an diesem mythischen Ort schon die Römer hausten und das Kloster Maria Gnadenzell im 13. Jahrhundert gegründet wurde. Berühmt wurden die Ordensfrauen und Schwestern unter anderem durch ihren Heilkräutergarten, der noch heute existiert.

    Nach wenigen Kilometern an der Lauter heißt es vom Rad abzusteigen, um dem größten Staatsgestüt Deutschlands mit herrlichen Zuchttieren seine Referenz zu erweisen. Eine Erfrischung ist in Dapfen fällig. Hier hat sich Eberhard Laepple einen Traum verwirklicht: Er erwarb vor einigen Jahren an der Lauter ein Lagerhaus und brachte dort ein Café, eine Chocolaterie und eine Seifenmanufaktur unter. Seine Bioprodukte sind ebenso gefragt wie die Seminare und Kleinkunstprogramme. Ein angebundenes Floß auf der Lauter ist fest in Kinderhand, während die Mütter Biosphären-Kuchen mit Thymian und Holunder auf der Veranda des Cafés genießen.

    Ein paar Kilometer weiter ist schon Buttenhausen. Hier könnte man einen ganzen Tag verbringen, um die Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Wir beschränken uns auf einen Besuch des jüdischen Friedhofs. Das Mahnmal erinnert an die Brandschatzung der Synagoge von Buttenhausen in der Reichspogromnacht.

    Die Radwege im Großen Lautertal bieten auch Stationen zur Erholung

    Es ist Zeit für eine Erfrischung im Café Ikarus direkt am Schloss mitten im Ort. Davor ragt eine bunte Frauen­skulptur mit ausgebreiteten Armen in den Himmel, die von Niki de Saint Phalle stammen könnte. Doch nicht die französische Künstlerin war hier am Werk, sondern behinderte Menschen, die im Schloss und seinen Häusern untergebracht sind. Der Himmelsflug der Skulptur weist auf Gustav Mesmer, den „Ikarus vom Lautertal“ hin, der 1995 im Heim der Diakonie Buttenhausen verstarb. Erst belächelt, später bewundert, versuchte er, mit einem Fahrrad zu fliegen.

    Wir bleiben mit den Rädern lieber auf dem Boden, unterwegs durch eine Bilderbuchlandschaft. Wer sie liebt, muss in Hundersingen vom Rad absteigen und die Ruine von Hohenhundersingen mit ihrem Buckelquader-Bergfried besuchen. 30 Minuten Wanderweg werden mit einem gigantischen Blick auf das Tal belohnt. Hier enden die Verkehrswege und nur noch Wanderer und Radler dürfen sich im Tal weiterbewegen. Der Fluss wird breiter, das Tal enger, es geht abwärts an der Lauter ab Unterwinzlingen, es wartet die letzte Etappe zur Lautertalmündung in die Donau, wo sich die Kirchtürme von Obermarchtal erheben und es rechts weiter zum Zwiefalter Münster, der Endstation geht. Dort versammeln sich wieder Massen von Motorradfahrern, um von ihren Geschwindigkeitsfahrten durchs Lautertal zu schwärmen. Wir teilen mit ihnen das Glücksgefühl. Wenn auch aus anderen Gründen.

    Tourüberblick

    Schwierigkeitsgrad: 3 von 5

    Streckenlänge: 49,7 km

    Höhenmeter: 536 m

    Belag: In der Regel Asphalt- und Feldwege.

    Start/Ziel: Wir beginnen an der Lauterquelle Offenhausen (ausreichend Parkmöglichkeiten an der Bahnstation). Das Zwiefalter Münster ist Endstation.

    Karte
    Karte

    Wegbeschreibung

    Lauterquelle: Start an der Lauterquelle in Offenhausen. Ab dem Gestütsmuseum führt der Radweg entlang der Lauter und Bahnlinien über Gomadingen nach Marbach.

    Marbach: Dort ist das älteste Gestüt Deutschlands. Eine Führung ist zu empfehlen. Danach geht es auf ebenen Wegen über Dapfen, Wasserstetten nach Buttenhausen.

    Buttenhausen: Hier sollte man sich Zeit nehmen, das jüdische Museum, den jüdischen Friedhof (hier am besten zu Fuß den Steilhang hoch) und das Schloss zu besichtigen.

    Hundersingen: Von diesem geschichtsträchtigen Ort geht es per Rad weiter nach Hundersingen. Zu den Höhepunkten der gesamten Tour gehört der Anstieg zur Burg Hohenhundersingen (schlecht ausgeschildert), der romantische Weg führt in 20 Minuten am kleinen Friedhof vorbei auf der Anhöhe zur Ruine, wo man einen atemberaubenden Blick auf das Lautertal hat.

    Gundelfingen: Nach einem strammen Fußmarsch geht es unten im Ort mit dem Fahrrad weiter über Bichishausen nach Gundelfingen. Dort wirft man einen Blick auf die mächtigste ehemalige Burganlage des gesamten Lautertals.

    Indelhausen: Weiter geht es über Hayingen-Weiler nach Indelhausen. Hier ist Endstation der Kanufahrten, die in Buttenhausen und den nachfolgenden Orten als Naturspaß für die ganze Familie starten. Im Sommer wochentags und im Herbst bis ins Frühjahr auch an den Wochenenden.

    Anhausen: Für die Radler geht es parallel zu den Mäanderschleifen der Lauter weiter nach Anhausen. Ab hier ist das Tal autofrei und wird noch felsiger, enger und wilder.

    Lautermündung: Es sind nur noch 15 Kilometer bis zur Mündung der Lauter in die Donau, man fährt durch Unterwilzingen an der Burg Reichenstein entlang Richtung Lauterach und macht am Eingang zum Wolfstal einen Abstecher, wo es auf jedem Schritt seltene Pflanzen und Gesteinsablagerungen aus der Urzeit zu entdecken gibt. Nach einer Schnupperrunde zu Fuß geht es per Fahrrad auf die letzte Etappe.

    Obermarchtal: Sie führt durch den Mühlkanal für die Laufenmühle zur Donau, wo die mächtigen Kirchtürme von Obermarchtal Orientierung geben.

    Zwiefalten: Von hier ist es nur noch ein Katzensprung nach Zwiefalten, wo das Münster unübersehbar in den blauen Himmel ragt.

    Verkehrslage: Am Wochenende sollte man als Radler oder Wanderer die Hauptverkehrsstraße durchs Lautertal unbedingt meiden, weil Motorradfahrer in Massen mit zum Teil irrsinnigen Geschwindigkeiten durch die Landschaft düsen. Seit Jahren wird ein Verbot für Motorradfahrer im Großen Lautertal diskutiert. Zum Glück muss man auf der Radtour nicht so oft die Verkehrsstraße queren und kann auf den ausgewiesenen Wegen ungefährdet radeln oder wandern. Allerdings muss man dort an den Samstagen und Sonntagen bei schönem Wetter mit einem Massenandrang rechnen. Wochentags herrschen im Großen Lautertal bei schönem Wetter paradiesische Zustände.

    Tipps

    Einkehr

    • Lagerhaus (Gomadingen-Dapfen): Lautertalstraße 65, Café und Chocolaterie mit kleiner aber feiner Speisekarte. Mittwoch bis Samstag 14 bis 19 Uhr, Sonntag 11 bis 19 Uhr. Telefon 0 73 85/96 58 25. Internet www.lagerhaus-lauter.de
    • Gestütsgasthof Marbach: Am Dolderbach 15. Durchgehend warme Küche Dienstag bis Samstag von 11 bis 17 Uhr, Sonntag und Feiertag 11 bis 20 Uhr geöffnet. Telefon 0 73 85/7 19. Internet www.gestuetsgasthofmarbach.de
    • Café Ikarus Buttenhausen: Wasserstetter Straße 4, gehört zur Bruderhaus-Diakonie im Herzen von Buttenhausen direkt unterhalb des Schlosses. Preisgünstiger Mittagstisch und hausgemachte Kuchenspezialitäten. Kleine Dauerausstellung von Gustav Mesmer, dem „Ikarus vom Lautertal“. Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr. Telefon 0 73 83/94 32 42. Internet www.cafeikarus.de
    • Hotel Gasthof zum Hirsch: Indelhausen Wannenweg 2, gute Übernachtungsmöglichkeit und vorzügliche Speisespezialitäten aus der Region wie fangfrische Lautertal-Forellen, Alblamm und heimisches Wild. Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag von 8 bis 22 Uhr. Telefon 0 73 86/9 77 80. Internet www.hirsch-indelhausen.de
    • Klosterbräustuben Zwiefalten: Hauptstraße 24, Fisch- und Bierspezialitäten, Zwiefalter Leckerle, großer Biergarten. Täglich ab 9.30 Uhr geöffnet. Im Winter Mittwoch Ruhetag. Telefon 0 73 73/9 12 12. Internet www.bruihaus.de

    Kultur

    • Jüdisches Museum in Buttenhausen: Öffnungszeiten April bis Oktober jeweils sonntags 14 bis 17 Uhr sowie nach Anfrage unter Telefon 0 73 83/3 98 oder 0 73 81/18 21 15. Internet www.buttenhausen.de. Sehenswert ist auch der jüdische Friedhof.
    • Burgruinen: Sehenswert ist unter anderem die Ruine von Hohenhundersingen.
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