Es ist die Geschichte, von einem der auszog, die Alpen mit dem Rad zu überqueren. Die Familientour mit dem Titel „Klosterrunde“ sieht der Fünfjährige daher nur als Training auf dem Weg zum großen Ziel Transalp. So optimistisch tönt’s auf den ersten drei Kilometern. Vor den Erfolg aber haben die Götter Blut, Schweiß und Tränen gesetzt.
Fahrradtour: Von Aichach auf zu neuen Abenteuern
Der Fahrradausflug beginnt locker-flockig. Im Wettbewerb mit dem zwei Jahre älteren Bruder, ausgestattet mit Geländerad und sieben Gängen, tritt der Fünfjährige in die Pedale seines Kinderrades ohne Schaltung und verkündet: „In einem Jahr, wenn ich ein großer Mann bin, fahr ich schneller als Papa und Mama.“ So zieht er fröhlich vorbei an der Karawane zweier Stahl-Kamele, die von Aichach nach Unterschneitbach vom Paarufer herübergrüßen. Wie sich bald zeigt, sind es weder Kunst noch Klöster, sondern die kleinen Dinge, die die jungen Radlerherzen erfreuen. „Schau, Sonnenblumen“, juxt der Fünfjährige. Dann kommen richtige Abenteuer: Die Überquerung der Paar auf einem schmalen Steg und bald darauf die Unterquerung der B 300. Auf dem Weg bergauf nach Gallenbach wird’s ruhiger. Gut für kleine Radler, wenn sie einen Papa im Rücken haben. Solche Schützenhilfe ist noch öfter nötig. Die mittlere Etappe ist keine gemütliche Tour für kleine Kinder. Größere haben ihre Freude, vor allem wenn sie sich schon als Mountainbiker fühlen, wie der Siebenjährige.
Es riecht nach Kartoffelacker. Daran entlang wird nach Ippertshausen geradelt, wo der Nachwuchs rasten will. Es kräht ein Hahn, übers Gras flattern Kohlweißlinge, ruhig ist’s und warm, wenn sich die Sonne mal zwischen die Wolken schiebt.
Die Landschaft auf den Radwegen um Ippertshausen erinnert fast ans Voralpenland
Noch optimistisch geht’s auf dem Feldweg bergan dem Forst um Röckerszell entgegen. Die Landschaft nimmt beinahe voralpenländische Züge an. Schon führt der Weg wieder abwärts. Vorsicht, der Schotter ist gefährlich. Schon kracht’s und einer schreit. Die Knie sind aufgeschlagen und der Fünfjährige ist sauer. „Blöder Weg“, weint er und wirft Steine auf den Übeltäter. Nach der Erstversorgung geht’s weiter. Pferdekoppeln bringen Ablenkung. Nach Röckerszell drücken aber die vom Regen aufgeweichten Waldwege auf die Moral. Jetzt kommt die Stunde des großen Bruders. Er schafft die Berge, ohne abzusteigen. Der Kleine läuft lieber und lässt schieben. Irgendwann ist es geschafft, die Kreisstraße [Sielenbach-Laimering] erreicht. Ein kurzes Stück muss hier Verkehr in Kauf genommen werden, dann geht’s rechts nach Schafhausen und es tut sich eine tolle Aussicht auf.
Gekrönt wird der Blick auf das Ecknachtal von der Wallfahrtskirche Maria Birnbaum, die kleinen Radlern wie eine Verheißung anmutet. Nicht wegen des Klosters, sondern wegen der Wirtschaft daneben, die mit Limo und Pizza über manches hinwegtröstet. Der Weg dorthin führt bergab durchs malerische Schafhausen. Unten rechts gehen nur die Gedanken nach Stunzberg, wo einst eine Burg stand und die Menschen vermeintliches Heilwasser kauften.
Nach Stärkung und Besuch der Wallfahrtskirche samt Blick auf den Birnbaum hinterm Hochaltar kommt sie doch noch: die gemütliche Familienradtour. Sie führt vorbei an der Galerie am Birnbaum, wo Malerin Beate Blombach täglich „Frische Bilder“ anbietet, wie ein Schild am Wegrand verkündet. Gleich darauf geht es links auf einen Naturweg an der Ecknach. Das Dorf wird über den Breitenwiesweg verlassen und die Buben fragen, wann „die Kneipe“ kommt. Gemeint ist ein Kneipp-Zugang zur Ecknach. Ein Regenschauer verhindert den Abstecher nach rechts.
In Ecknach schließt sich der Kreis der Radtour
Asphaltierte Wege und die Aussicht auf ein Eis beschleunigen die Fahrt nach Blumenthal. Kunst, Kultur und [Kloster]-Geschichte – dort ist alles zu haben. Radelnde Familien dürften den Schwerpunkt eher auf Biergarten, Spielplatz und Lamas legen. Danach ist alles ein leichtes Spiel. Flach geht’s an der Ecknach entlang. Der Fünfjährige strampelt fröhlich summend an Klingen vorbei. In Ecknach „Am Flutgraben“ schließt sich der Kreis. Grüßten am Anfang Kamele, wächst jetzt ein grüner Elefant aus Buchenzweigen am Wegesrand. Wer braucht nach so einer Tour noch die Transalp? Der Fünfjährige jedenfalls will davon vorerst nichts mehr wissen.
Tourüberblick
Schwierigkeitsgrad: 3 von 5
Streckenlänge: 24,9 km
Höhenmeter: 150 m
Start/Ziel: Aichach, Bahnhof
Wegbeschreibung
Start:: Bahnhof AichachVom Aichacher Bahnhof stadteinwärts, dann rechts die Franz-Beck-Straße am Freibad vorbei und rechts in den Schneitbacher Weg einbiegen. Auf diesem geht’s per Radweg nach Unterschneitbach.
Unterschneitbach:: Dort der Radwegbeschilderung nach Sulzbach folgen und dabei die ehemalige Beckmühle, die jetzt luxuriöse Lofts beherbergt, links liegen lassen. Auf dem Radweg Wittelsbacher Land [beschildert] bleiben.
Sulzbach:: In Sulzbach ist eine kleine Abkürzung möglich: Vor dem Tavernwirt zweigt ein Wegerl ab, das wiederum in den offiziellen Radweg mündet. Wenig später aber bereits nach links ortsauswärts abbiegen, Richtung Gallenbach.
Gallenbach:: Durch den Ort geht’s geradeaus bergauf weiter bis zum Weiler Ippertshausen.
Ippertshausen:: Links nach Röckerszell abbiegen und dem Feldweg folgen.
Röckerszell:: Geradeaus durch den Hof Röckerszell fahren, dem Weg folgen und im Wald nach rechts abbiegen bis zur Kreisstraße Sielenbach-Laimering.
Kreisstraße Sielenbach-Laimering:: Vorsichtig in die belebte Kreisstraße nach links einbiegen, den Abzweig zum Hof Schönberg rechts liegen lassen, den zweiten rechten Abzweig nach Schafhausen [dort steht ein Strommast] wählen.
Schafhausen:: Durch den Ort hinunter geht’s zur Wallfahrtskirche Maria Birnbaum.
Sielenbach:: Der Hauptstraße ortseinwärts folgen, am besten gleich nach der Galerie am Birnbaum links den gepflegten Weg zur Ecknach wählen, am Sportplatz vorbei geradeaus auf die Schwaigstraße wieder kurz Richtung Ortsmitte und gleich darauf nach links in den Breitenwiesweg einbiegen. Nach Sielenbach geht’s weiter [rechts halten] Richtung Andersbach.
Andersbach:: Das Gehöft dürfen Radler durchqueren. Sie können danach rechts auf bequemem Asphalt gen Blumenthal strampeln.
Blumenthal:: Nach der früheren Deutsch-Ordens-Kommende links den Ecknachtal-Weg wählen, Klingen rechts liegen lassen, bei Eitershofen die B 300 am Ufer der Ecknach unterqueren, erst links, dann wieder rechts über Feldwege nach Ecknach fahren.
Ecknach:: Der Aichacher Ortsteil wird über die Grundstraße erreicht. Über die Himmelreichstraße nach links in die Pfarrer-Steinacker-Straße einbiegen. Von dort zweigt rechts „Am Flutgraben“ ab.
Aichach:: Die Stadt wird auf dem „Ecknacher Weg“ erreicht, der in die Münchener Straße mündet. Der Beschilderung zum Bahnhof folgen.
Tipps
Einkehr
- Gasthaus Bichlmeier, Unterschneitbach: [Freitag ab 9.30 Uhr Weißwurstessen, Sonntag 11.30 bis 13.30 Uhr; Mai bis September zusätzlich Biergartenbetrieb täglich ab 18 Uhr, Ruhetag: Dienstag, Telefon 0 82 51/61 37]
- Zum Tavernwirt, Sulzbach: [Mittwoch bis Samstag ab 18 Uhr, Sonntag auch 11 bis 14 Uhr; in der Biergartensaison: ab Juni täglich ab 17 Uhr Biergarten, ab 18 Uhr Restaurant, Telefon 0 82 51/71 54]
- Klostergaststätte, Sielenbach: [Mittwoch bis Sonntag 11 bis 14 und 17 bis 22 Uhr, Telefon 0 82 58/92 84 90]
- Schlosswirtschaft Blumenthal: [Donnerstag und Freitag ab 15 Uhr, Wochenende und Feiertageab 11 Uhr, in der Biergartensaison auch Montag bis Mittwoch ab 15 Uhr bei schönem Wetter,Telefon 0 82 51/88 94 42]
- Gasthaus Gutmann, Ecknach: [Ruhetag: Dienstag, Telefon 0 82 51/22 15]
Sehenswertes
- Kloster Maria Birnbaum, Sielenbach:
- Schloss Blumenthal: