„Ich sitze gerne in ihrem Schatten“, erzählt Marwe Hannich, während sie beobachtet, wie zwei Baumexperten an ihrer alten Rotbuche hochklettern. Immer wieder ist ein Knacksen zu hören, bevor Äste zu Boden fallen. Darunter sind auffallend viele dünne Äste. Später erklärt der Spezialist Benedikt Kraus, warum keine armdicken Äste abgesägt worden sind: „Bei der Kronenpflege nimmt man nur Äste, die maximal fünf Zentimeter Durchmesser haben.“ Andernfalls könnte der Baum einen Sonnenbrand erleiden und ihn unnötig schwächen. Weil die Rinde der Buche sehr dünn ist, wäre ein Aufplatzen zu befürchten. Dadurch käme der Nährstoff-Fluss des Baumes ins Stocken. Und noch einen Grund führt der Baumpfleger an: „Wir schneiden nie ins Starkholz, weil wir große Wunden vermeiden wollen.“ Diese könnten dazu führen, dass Pilze, Bakterien, Viren und Feuchtigkeit ins Bauminnere gelangen und folgenschwere Erkrankungen hervorrufen. Kleine Wunden könne der Baum dagegen auf natürliche Weise selbst schließen. Nur eine Ausnahme machen die Baumpfleger – wenn Einrisse gefunden werden, muss auch mal ein dicker Ast fallen.
Wertingen