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Noch zwei Fensterchen bis Heiligabend

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Noch zwei Fensterchen bis Heiligabend

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    Landkreis Augsburg „Wann machen wir die Adventstür auf?“, fragt Lucas seine Mama. Berta Hochmuth breitet ihre Arme aus, lächelt ihren Sohn an: „Das ist die Adventstür.“

    Hochmuths Buchladen im Zusmarshauser Ortskern sieht an diesem Abend ein wenig anders aus als sonst: Von der Decke am Schaufenster glitzern unzählige silberne Tannenbäumchen, Sterne, Englein und Glocken. Darunter leuchten bunte Teelichter zwischen allerlei weihnachtlicher Deko – und in den Händen von rund 40 Menschen jeden Alters, die sich dort zum lebendigen Adventskalender versammelt haben.

    Maximiliana Engel, Hochmuths Schwester, stimmt auf der Gitarre eingängige Melodien an, lädt zum Chanten, zum meditativen Singen, ein. Zögerlich, fast flüsternd stimmen die Ersten ein. Bald übertönen helle Kinderstimmen den Chor. „Ich wünsch Dir tiefen Frieden am Ende Deines Tages“ heißt eine der kurzen Textzeilen, die ausgedruckt zwischen Loki-Schmidt-Biografie und Ken-Follet-Thriller am Regal hängen. Doch kaum einer spickt: Die ältere Dame im weißen Pelz schenkt der Ladenbesitzerin ein paar Liedtakte, die junge Frau mit rotem Schal und Mütze ihrem Gegenüber ein Lächeln, das von Herzen kommt.

    Jeden Abend kommt eine mal kleinere, mal größere Gruppe zusammen, um sich so auf Weihnachten einzustimmen – nicht nur in Zusmarshausen. In einigen Orten im Augsburger Land wird in der Adventszeit zusammen musiziert, meistens draußen. Man hört Geschichten aus Kinderbüchern, der Bibel, Gedichte. Manchmal gibt es ein kleines Schauspiel zu sehen, dazu feine Lebkuchen oder Früchtepunsch. Und dann ist da natürlich das geschmückte Fenster, das Adventstürchen, wenn man so will. Zur Jahreszeit passend bestaunen Gäste und Spaziergänger filigrane Winterlandschaften mit eigens angefertigten Häuschen, sebstgebastelte Bilder aus Transparentpapier, aufwendige Lichterarrangements. Petra Geisenberger aus Nordendorf hat sich heuer für eine biblische Szenerie entschieden: Maria und Josef auf Herbergssuche. Damit die Figuren von außen gut sichtbar sind, hat sie sie auf Plastikkistchen gestellt. Die sind unsichtbar unter grünem Samt, grobem Sackleinen und gekräuselten Goldfäden versteckt. Eineinhalb Stunden hat sie das Sprossenfenster dekoriert, bevor es heute Abend ihre Adventsgäste bewundern können. „Ich finde es ist ein schöner Brauch.“

    Wo der allerdings seinen Ursprung hat? Den lebendigen Adventskalender mit der längsten Tradition im Landkreis gibt es wohl in Gessertshausen. Claudia Lederle war von Anfang an dabei und vermutet: „Es sollte vielleicht ein Gegenstück zu den Weihnachtsmärkten sein.“ Ganz ohne Trubel, in Ruhe und besinnlich, wollte man sich so auf den 24. Dezember vorbereiten, sagt sie. In Welden dagegen ließ man sich von den großen Adventshäusern inspirieren, wo sich jeden Tag ein Fenster öffnet. „Aber wir hatten kein Gebäude, das sich dafür eignete“, erklärt Christa Steinhart, die in der Holzwinkelgemeinde die Aktion mitbetreut. Also öffnet sich nun in mehreren Häusern ein Fenster. Woher genau der lebendige Adventskalender herrührt, können die Macher nicht sicher sagen. Aber das sei nicht so wichtig, sind sie sich einig. Was zählt, ist das Warum: „Weil’s schön ist“, bringt es Christa Steinhart auf den Punkt. „Es hat was Familiäres. Man rückt wieder zusammen.“

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