
Bauausschuss lehnt Wohnbauprojekt für Geflüchtete in Wertingen ab

Plus Grundsätzlich begrüßen die Wertinger Stadträte das Wohnbauprojekt für Geflüchtete, aber es tut sich am geplanten Standort eine ganze Reihe von Problemen auf.

Eigentlich steht der Wertinger Stadtrat und auch sein Bauausschuss jedem Bauprojekt, das der Nachverdichtung und der Schaffung von Wohnraum gleichermaßen dient, wohlwollend gegenüber. Doch bei einem eingereichten Baugesuch der Buttenwiesener Firma Glaß herrschte unter den Stadträten am Mittwoch ablehnende Einigkeit.
Dabei ist das Vorhaben noch in einem anderen Punkt besonders: Es soll Wohnraum für Geflüchtete bereitstellen. Ganz in der Nähe der Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Augsburger Hof gelegen – in einem noch unbebauten Grundstück zwischen Altwasser und Bezirkslagerhaus – böte die Wohnanlage laut Bauplan Platz für 44 Personen in elf kleinen Wohneinheiten. Das Gebäude wäre zweistöckig und in Holzmodulbauweise gebaut, gut 48 Meter lang und 6,5 Meter breit. Es wären außerdem echte Wohnungen, nicht bloß vorübergehende Unterbringungsmöglichkeiten.
Der Standort für Geflüchteten-Wohnungen ist schwierig
Doch so sehr die Stadträte die Grundintention begrüßen – in der Realität tut sich bei dem Projekt eine ganze Reihe von Problemen auf. Zum einen liegt es nahe dem Altwasser und damit in einem Überschwemmungsgebiet. Zum anderen ist die ganze Erschließung für das Baugrundstück sehr problematisch, wie auch Stadtbaumeister Anton Fink hervorhob. Größtes Problem ist hier die Zufahrt: Die Platzverhältnisse sind sehr beengt, derzeit führt nur ein Schotterweg zum Grundstück. Eine beidseitige Befahrung ist schwer vorstellbar, sagten unter anderem die Stadträte Franz Bürger junior (CSU) und Johann Bröll (CSW). Bröll nannte den Standort "völlig ungeeignet", auch mehrere Anwohner haben diese Bedenken bereits an das Rathaus herangetragen. Und dabei betont, dass sie keineswegs gegen die vorgesehenen Bewohnerinnen und Bewohner (Geflüchtete) seien, sondern nur die Baupläne kritisch sähen.
In dieser Form lehnten die Räte das Vorhaben einstimmig ab und gaben eine Reihe von Änderungswünschen zu Protokoll – etwa eine Begrünung oder Bestückung des Flachdachs mit Photovoltaik.
Auch einem anderen Antrag standen die Räte ablehnend gegenüber – allerdings aus völlig anderen Gründen. Der Antrag eines Wertingers für ein Grundstück an der Gemarkungsgrenze zwischen Hohenreichen und Bliensbach hat eine längere Vorgeschichte im Bauausschuss. Schon mehrfach hatte sich der Ausschuss in der Vergangenheit mit dem Antrag des Mannes befasst, der eine Grube in der Flur mit Aushub auffüllen will. Das letzte Mal lehnte der Ausschuss das Vorhaben 2020 ab, das Landratsamt als höhere Behörde ersetzte aber das Einverständnis und gab dem Mann grünes Licht für eine knapp drei Meter hohe Auffüllung.
Der Wertinger Bauausschuss mag keine vollendeten Tatsachen
Nun wurde das besagte Grundstück aber schon mit Aushub aufgefüllt – und der Mann hat einen neuen Antrag eingereicht, der die Auffüllung von fast fünf Meter möglich machen soll. Dieser Weg stößt bei den Stadträten auf Unverständnis. Reinhold Wörle (Freie Wähler) merkte dazu in sarkastischem Ton an: "Sehr mutig, erst eine Vorgabe zu ignorieren und dann einen neuen Antrag zu stellen."
Bürgermeister Willy Lehmeier (Freie Wähler) sagte dazu, dass der Bauausschuss als Gremium es nicht akzeptieren werde, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. "Solche Belange haben wir immer abgelehnt", so der Rathauschef. Die einstimmige Ablehnung wird jetzt seiner Aussage zufolge mit einem begleitenden Schreiben an das Landratsamt versehen. Es stelle sich die Frage, inwieweit die Entscheidungen des Wertinger Bauausschusses als demokratisches Gremium von der übergeordneten Behörde Landratsamt berücksichtigt würden. Oder anders ausgedrückt: Wenn die im Bauausschuss als demokratisches und legitimiertes Gremium getroffenen Entscheidungen nicht relevant seien, dann könne man sich die Zeit auch sparen.
Die Diskussion ist geschlossen.
Ob es irgendwo ein Wohnbau-Projekt fürGeflüchtete gibt,
bei dem sich keine „ganze Reihe von Problemen“ auftut ?
Bei dem Problemgrundstück scheidet dann wohl
auch eine künftige Bebauung für Einheimische
aus, nicht wahr .