
Diese Moskauerin malt in Wertingen bewusst die schönen Seiten des Lebens

Plus Die Moskauer Künstlerin Katya Zarinskaya fängt Menschen und Häuser mit ihrem Pinsel ein. Sie schätzt die Ähnlichkeiten und Unterschiede der Kulturen.

Katya liebt Farben, neue Ideen, das Leben. Die 44-jährige Moskauerin sprüht geradezu vor Energie, wenn sie erzählt: Davon, wofür sie im Leben kämpft, von ihren Visionen und dem Glück, das ihr bei allen Krisen im Leben immer wieder begegnet. Derzeit lebt und arbeitet Katya Zarinskaya in Wertingen und hat bereits einige Häuser, Menschen und Momente in der Kleinstadt auf ihren Leinwänden eingefangen. Und es werden noch viel mehr werden.
Vom Vater hat die Künstlerin ihre Experimentierfreude geerbt
Die russische Künstlerin rückt ihre Objekte gerne in schönes Licht. Um die richtige Komposition zu finden, fotografiert sie aus verschiedenen Blickwinkeln mit unterschiedlichen Lichteinflüssen. Manchmal verweilt sie auch einfach, geht ein paar Schritte, bleibt stehen und schaut erneut. "Ich komplimentiere gerne", beschreibt sie ihre Art, ganz bewusst die schönen Seiten des Lebens wahrzunehmen und in kunterbunten Farben auf die Leinwand zu bringen – leuchtende Häuser, strahlende Natur und interessante Menschen. "Ich liebe Farben und Experimente mit neuer Technik", sagt sie und verweist auf ihren Vater, einen Doktor der Chemie, der ihr vermutlich die Experimentierfreude mitgegeben habe.
Die riesengroße Welt der Farben, der Mal- und Gestaltungstechniken hat Katya Zarinskaya auf der Moskauer Kunstschule und an der Textilakademie erkundet. Seit dem Studium macht sie sich immer wieder neu auf den Weg – in die weite Welt und in ihr eigenes Innerstes. Reisen sind für sie eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration. Dabei empfängt sie kosmische Geistesblitze, stößt am Boden vor sich plötzlich auf neue Ideen. "Wir müssen nur schauen, unsere Augen breit machen, so sehen wir mehr."
Dabei findet sie – selbst wenn das Leben es ihr manchmal nicht einfach macht - immer wieder das Glück. So hat sie auch ihren Wertinger Lebensgefährten kennengelernt, vor zwölf Jahren auf dem Flughafen auf Madeira. Seitdem verbringt die Künstlerin regelmäßig kürzere und längere Lebensphasen in Wertingen.
Die Kleinstadt Wertingen gefällt der Moskauer Malerin
"Hallo Katya", grüßt eine Frau mit Kinderwagen auf dem Marktplatz im Vorbeigehen. Freundlich lachend winkt die Moskauerin zurück. "Ich bin schon berühmt hier", scherzt sie. Wertingen gefällt ihr. "Es ist eine gemütliche Stadt, hier gibt es alles, was man braucht." Auch die Geschichte der Stadt inspiriert sie. "Ich habe Tausende von Ideen in meinem Kopf", sagt sie. Mittlerweile hat sie viele Bauwerke in Öl und Acryl verewigt, versteckte Flecken der Kleinstadt eingefangen, interessante Menschen und Tiere portraitiert. Auf ihrer Staffelei steht bereits das nächste Werk, in das sie ihre lebensbejahende Energie einfließen lässt. In Gesprächen entstehen derzeit Ideen, wie Katya Zarinskaya ihre Werke den Wertingern näher bringen kann.
Kontakt ist der Malerin ein wichtiges Anliegen. Schon vor ihrer Verbindung nach Wertingen hatte sie vielfältige weltweite Kontakte geknüpft, neben Moskau in verschiedenen deutschen Städten ebenso wie in der Schweiz, Frankreich und den USA ausgestellt. "Lächeln", "kunterbunt", "Reisen" und "Leben" tauchen als Worte mehrmals in den Titeln der verschiedenen Ausstellungen auf. "Weit weg" hieß einst eine Ausstellung in Moskau.
Momentan ist die Künstlerin selbst weit weg von Russland. Von Moskau, wo sie einst geboren und aufgewachsen ist, wo ihre Eltern leben und sie selbst ein großes Atelier besitzt. Wehmütig denkt sie an die Zeit "vor dem Krieg" zurück, erzählt von ihren russischen, ukrainischen und deutschen Kontakten und Freundschaften, entdeckt dabei so viele Ähnlichkeiten und gleichzeitig interessante Unterschiede. Hier in Deutschland lernte sie beispielsweise Pünktlichkeit kennen und schätzen. Eine nützliche Ergänzung zu ihrer eigenen Spontanität und feurigen Natur, findet sie.
Katya Zarinskaya spricht lieber über Kunst als über Politik
"Sprechen wir lieber wieder über Kunst statt über Politik", entscheidet Katya Zarinskaya bei der Erinnerung an Russland und ihre Eltern. Die hätten sie wohl gerne in einem anderen Beruf gesehen. Doch für Katya ist klar: "Wir müssen machen, was uns gefällt und glücklich macht." Als kleines Mädchen wusste sie bereits, dass sie einmal Künstlerin werden will. "Mein erstes Wort war nicht Mama, sondern Pinsel", erzählt sie mit ernstem Gesicht, um einen Moment später herzhaft loszulachen. "Wir müssen das Leben mit Humor nehmen", sagt sie, "Humor macht unser Leben farbig – ebenso wie die Kunst."
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