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Aktien: Warum man sich an den Börsen-Wahnsinn gewöhnen muss

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Warum man sich an den Börsen-Wahnsinn gewöhnen muss

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    Wer den Dax verfolgt, erlebt in diesen Tagen ein intensives Auf und Ab. Am Mittwoch schloss der Leitindex bei 9997,43 Punkten.
    Wer den Dax verfolgt, erlebt in diesen Tagen ein intensives Auf und Ab. Am Mittwoch schloss der Leitindex bei 9997,43 Punkten. Foto: Daniel Roland, afp

    „Dax im freien Fall“, „Anleger feiern Dax-Comeback“, „Dax-Anleger bleiben nervös“ – Schlagzeilen wie diese auf dem Online-Börsenportal Onvista verdeutlichen das intensive Auf und Ab des deutschen Aktienindexes in diesen Tagen. Für Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanz-Zentrums, kommt die Entwicklung nicht wirklich überraschend. Er glaubt schon seit längerem, dass die Börsen weltweit künftig stärker schwanken werden.

    „Brandbeschleuniger par excellence“

    Neben Stimmungsfaktoren beeinflussen nach Ansicht von Gerke vor allem die Strategien großer institutioneller Anleger die Kursverläufe. Als „Brandbeschleuniger par excellence“ bezeichnet er die technischen Hilfsmittel, derer sich die meisten großen Anleger bedienen: eine spezielle Software mit automatischer Verlustbegrenzung. „Wenn die Kurse unter ein bestimmtes Niveau fallen, dann verkaufen diese Programme automatisch“, sagt Gerke. „Das muss man fast als normalen Börsenwahnsinn bezeichnen“, ergänzt er.

    Seit der Finanzkrise 2008 sind die Aktienmärkte hypernervös. Starke Kurseinbrüche, die sich am Montag von China ausgehend auf die Börsen weltweit übertrugen, können schnell Panik auslösen. Gerke ist der Meinung, dass momentan noch etwas anderes hinzukommt: „Die Kurse weltweit sind stark von den niedrigen Zinsen geprägt. Die Anleger sind fast zu Aktien gezwungen. Woanders verlieren sie ihr Geld.“

    10.000 Punkte Marke ist psychologisch bedeutend

    Beim Dax schielen die Börsianer seit Monaten auf die Marke von 10 000 Punkten. Als der Leitindex am Montag zum ersten Mal seit Januar unter diese Marke fiel, war die Aufregung groß. Dass der fünfstellige Wert als wichtige Marke gilt, hat keine wirtschaftlichen, sondern psychologische Gründe, wie Gerke sagt.

    Es sei einfach eine prominente Zahl, die bei fundamentaler Betrachtung allerdings nicht exakt darüber Auskunft gebe, wo die deutsche Wirtschaft wirklich steht. „Langfristig zählt, was die Unternehmen verdienen und was sie an Dividende zahlen“, sagt Gerke.

    Spekulative Geschäfte von Hedgefonds bringen darüber hinaus Unruhe in die Finanzmärkte. Wie Gerke erklärt, stecken hinter Hedgefonds Institute, die außerhalb der Beaufsichtigung von Banken und Versicherungen in großem Stil Geld anlegen, um überdurchschnittlich hohe Renditen zu erzielen.

    Notenbanken spielen an Börse eine große Rolle

    Schließlich spielen auch die Notenbanken inzwischen eine entscheidende Rolle beim Börsenhandel. Für Gerke ist das eine völlig neue Entwicklung, die die Aktienmärkte extrem beeinflusst. Er hält die Eingriffe obendrein für gefährlich.

    Kritik äußert er vor allem an der Europäischen Zentralbank: Sie verteile zulasten der Sparer Milliardenbeträge zwischen Schuldnern und Gläubigern um. Zinsen würden heruntermanipuliert werden im Sinne von Ländern, die nicht vernünftig wirtschaften, sagt der Finanzexperte. „Die Zinsen, die Griechenland zahlt, sind keine risikogerechten Zinsen.“

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