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Augsburg: Den Kliniken fehlen wichtige Medikamente

Augsburg

Den Kliniken fehlen wichtige Medikamente

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    An Krankenhäusern in Deutschland kommt es seit einiger Zeit zu Engpässen bei Arzneimitteln.
    An Krankenhäusern in Deutschland kommt es seit einiger Zeit zu Engpässen bei Arzneimitteln. Foto: Symbolbild: Friso Gentsch (dpa)

    Wer in den vergangenen Wochen mit Krankenhausapothekern sprach, hörte viele Klagen. Der Grund: Sie müssen mit viel Kreativität Ersatz für Standardmedikamente finden, weil diese gerade nicht auf dem Markt zu bekommen sind. Ein Blick auf eine Liste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte zeigt: Momentan haben Pharmafirmen Probleme, mindestens 20 verschiedene Medikamente zu liefern. Professor Wolfgang Kämmerer, Chefapotheker am Klinikum in Augsburg, beschreibt die Situation vor Ort.

    Herr Kämmerer, stimmt es, dass manche Medikamente momentan nicht auf dem Markt erhältlich sind?

    Wolfgang Kämmerer: Ja, das stimmt. Pro Woche sind es etwa zehn Arzneimittel, die nicht lieferbar sind. Wichtig ist dies zurzeit besonders im Bereich der Antibiotika, da es einige Arzneimittel betrifft, die bei uns standardmäßig eingesetzt werden. Dies ist natürlich ärgerlich, weil wir jetzt mit erheblichem Aufwand auf Alternativen umstellen müssen.

    Woran liegt es, dass die Medikamente nicht zu bekommen sind?

    Wolfgang Kämmerer: So einfach lässt sich das nicht sagen, es spielen mehrere Faktoren mit. Zum einen liegt es daran, dass viele Standardantibiotika europaweit oder auch weltweit nur noch von wenigen Herstellern angeboten werden, da es sich immer weniger lohnt, Standardarzneimittel auf den Markt zu bringen. Weiterhin können Qualitätsprobleme zum Beispiel bei den Ausgangsstoffen eine Rolle spielen. Dies führt dazu, dass eine Produktion nicht möglich ist. Und auch die Globalisierung spielt mit rein: In Wachstumsmärkten wie China oder Indien steigt die Nachfrage, die verfügbare Menge auf dem Weltmarkt reicht nicht aus und die Hersteller können in einigen Märkten höhere Preise als bei uns erzielen.

    Zeichnet sich ab, dass die Knappheit bald endet?

    Wolfgang Kämmerer: Nein. So, wie es aussieht, wird es mindestens bis zum Ende des Jahres dauern. Dann hoffen wir, dass sich die Versorgungslage entspannt.

    Klaus Tönne, der Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker, hat gesagt, dass es schon seit einigen Jahren immer wieder zu Engpässen kommt.

    Wolfgang Kämmerer: Das stimmt. Das hat ungefähr im Jahr 2012 begonnen. Aber während meiner ganzen Karriere habe ich noch nicht erlebt, dass die Lieferausfälle ein solches Ausmaß angenommen haben.

    Können die Krankenhausapotheker nichts gegen diese Engpässe unternehmen?

    Wolfgang Kämmerer: Doch. Wir tun unser Möglichstes. Wir schließen zum Beispiel mit bestimmten Herstellern Verträge über definierte Mengen ab. Die sind für uns reserviert und die bekommen wir dann auch meistens. In einer Situation wie jetzt sind wir machtlos, da es definitiv nichts mehr im Markt gibt.

    Können die Krankenhausapotheker nichts gegen diese Engpässe unternehmen?

    Wolfgang Kämmerer:  Nein. Für uns bedeutet es zwar viel Aufwand und erfordert Kreativität, da wir nach Alternativen suchen müssen, aber bislang ist es uns immer gemeinsam mit den behandelnden Ärzten gelungen, die Patienten auf gleichwertige Alternativen umzustellen und zu behandeln.

    Interview: Christina Heller

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