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Landwirtschaft: Die heimischen Bauern dürfen den Bio-Boom nicht verpassen

Landwirtschaft

Die heimischen Bauern dürfen den Bio-Boom nicht verpassen

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    Bio-Produkte werden immer beliebter. Doch die meisten Lebensmittel stammen aus dem Ausland.
    Bio-Produkte werden immer beliebter. Doch die meisten Lebensmittel stammen aus dem Ausland. Foto: David Ebener, dpa

    Es sind gute Nachrichten, die von der Messe Biofach in Nürnberg kommen: Immer mehr Deutsche greifen zu ökologisch erzeugten Lebensmitteln – ob beim Discounter, im Supermarkt oder im Naturkostladen. Fast acht Milliarden Euro werden im Jahr mit Bio-Ware umgesetzt. Damit ist Bio so beliebt wie nie. Nur: Während hierzulande keine andere Lebensmittelbranche so boomt, profitieren die heimischen Öko-Landwirte davon nicht.

    Die Zahl der ökologisch wirtschaftenden Betriebe ist zuletzt kaum noch gestiegen, in Schwaben haben 2014 sogar mehr Bio-Bauern aufgehört, als neue hinzugekommen sind. Die Folgen sind offensichtlich: Obwohl Verbraucher beim Einkauf zunehmend auf die Herkunft achten, muss immer mehr Bio-Ware importiert werden. Jeder zweite Bio-Apfel und jede zweite Bio-Karotte stammt aus dem Ausland, Früh-Kartoffeln gibt es aus Ägypten, Knoblauch aus China – und das, obwohl das Knoblauchsland vor der Tür liegt.

    Bio: Bundesregierung muss investieren

    Wenn Landwirtschaftsminister Christian Schmidt nun den Öko-Landbau als Wachstumsmarkt beschwört, greift das zu kurz. Vor Jahren hat die Bundesregierung zwar das hehre Ziel ausgerufen, dass 20 Prozent der Fläche ökologisch bewirtschaftet werden sollen. Derzeit sind es gerade einmal 6,5 Prozent. Klar ist: Wer mehr Bio will, muss dafür Geld in die Hand nehmen und in Forschungseinrichtungen, Fachschulen und Beratungsnetzwerke investieren.

    Vor allem aber hat die Politik mit fatalen Fehlern in der Förderung das Missverhältnis zwischen Marktwachstum und heimischem Angebot begünstigt. Dank massiver staatlicher Subventionen ist es für Landwirte heute um ein Vielfaches lukrativer, Mais zur Biogaserzeugung anzubauen, statt auf diesen Flächen Nahrungsmittel zu produzieren. Die Folgen sind Monokulturen, aber auch ein erbitterter Kampf um die Fläche. Auch in unserer Region haben die Pachtpreise teilweise absurde Höhen erreicht. Wo konventionelle Landwirte schon kaum mithalten können, bleiben Öko-Betriebe zwangsläufig auf der Strecke – schon, weil sie deutlich mehr Fläche benötigen.

    Öko-Anbau: Bio muss sich für Bauern rechnen

    Wie politische Rahmenbedingungen die Landwirte verunsichern können, zeigt sich erneut bei der Diskussion um die Änderung der EU-Ökoverordnung. Brummt Brüssel der Branche noch einmal strengere Richtlinien auf, wird das weitere Bio-Bauern zum Aufgeben zwingen. Die Landwirte aber brauchen Verlässlichkeit. Denn kein Milcherzeuger ist bereit, auf Öko umzustellen, wenn er nicht weiß, wie sein Stall in einigen Jahren aussehen soll. Vor allem, weil der Umstieg Jahre dauert und in dieser Zeit die Erträge niedrig sind.

    Daher ist es richtig, dass Bayern die Prämien für Öko-Landbau angehoben hat. Ein finanzieller Anreiz für den Umstieg ist nötig, vor allem aber muss sich Bio auf Dauer für die Bauern rechnen. Öko-Landbau ist eine echte Chance für die heimischen Bauern – gerade jetzt, wo die Preise im konventionellen Bereich bei Milch, Schweinefleisch, Getreide und Kartoffeln im Keller sind und sich mit Öko-Ware höhere Preise erzielen lassen.

    Verbraucher: Bio hat seinen Preis

    Einmal mehr kommt es auch auf die Verbraucher an. Wer heimische Bio-Produkte kauft, kann sich nicht nur sicher sein, dass sein Obst und Gemüse, dass Eier und Fleisch auf nachhaltige Weise erzeugt wurden, sondern er schont auch die Umwelt. Ägyptische Kartoffeln und argentinische Äpfel mögen zwar bio sein, sind aber schon allein wegen des langen Transportwegs ökologisch fragwürdig.

    Vor allem aber müssen sich die Kunden im Klaren sein, dass heimische Bio-Waren keine Schnäppchen sein können. Bio und Region, das hat seinen Preis. Das sollte es den Öko-Kunden wert sein.

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