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Erbschaften
28.02.2021

Wenn die nächste Generation übernimmt: Ein Unternehmenserbe erzählt

Christopher Veit (links) tritt in die Fußstapfen seines Vaters Günter Veit und übernimmt den Familienbetrieb - so wie Tausende in der Region.
Foto: Thorsten Jordan

In Deutschland werden jedes Jahr bis zu 400 Milliarden Euro vererbt. Wer die Erben sind, wie sie denken und ob es gerecht ist, mehr Steuern zu verlangen.

Ist Christopher Veit auf dem Weg in die Produktion, kommt er im Eingangsbereich an einem Ölbild vorbei. Es zeigt Großvater Reinhardt, seinen Vater Günter – und ihn selbst. Christopher Veit hat die Leitung des Unternehmens Veit in dritter Generation übernommen – ein Maschinenbauspezialist aus Landsberg am Lech. Das Ölbild ist nicht aus Eitelkeit entstanden. Es ist das Geschenk eines langjährigen Geschäftspartners, der die Familie damit nach dem 65. Jubiläum überrascht hatte. Zeit, sich auf der Unternehmensgeschichte auszuruhen, hat der 41-Jährige aber in der Corona-Krise sowieso nicht. Christopher Veit gehört zur Generation an Unternehmenserben, die übernehmen, was ihre Väter oder Großväter, ja noch weiter zurückliegende Generationen aufgebaut haben. „Goldkinder“ hat der Spiegel sie kürzlich genannt und ihnen das Titelblatt der Ausgabe gewidmet.

Einige Namen kennt man bundesweit. Beispielsweise Verena Bahlsen aus der Familie des Keksherstellers oder die Geschwister Wolfgang und Bonita Grupp, Kinder des Trigema-Chefs Wolfgang Grupp. In unserer Region sind die Namen weit weniger prominent, es geht nicht um Großkonzerne, alles ist eine Nummer kleiner. Trotzdem finden Firmenübergaben von einer Generation an die nächste dutzendfach statt.

Unternehmenserben müssen Verantwortung übernehmen

Die Krise fordert den jungen Unternehmer Christopher Veit derzeit stark. Sie wirbelt die Textilbranche durcheinander. Das gilt für die Modehändler, Textilhersteller und letztlich für Maschinenbauer wie Veit, der Geräte herstellt, um Hemden, Anzüge und andere Stoffe in Form zu bringen. Ideen sind in Zeiten wie diesen gefragt. Jetzt, in der Corona-Krise, hat Veit einen Luftfilter auf dem Markt gebracht, der mit UVC-Licht Viren unschädlich macht. Die Geräte gehen an Büros, Apotheken, Arzt- und Physio-Praxen, Hotels oder Restaurants. Gestern kam ein Auftrag über 22 Luftfilter. „Heute noch gehen sie hinaus“, sagt Christopher Veit. Er trägt braune Leder-Turnschuhe, eine rote Hose, ein blaues Jackett, seine jüngste Tochter lässt ihn gerade nicht jede Nacht schlafen. „Unser Ziel ist es, einen gesellschaftlichen Beitrag in der Pandemiebekämpfung zu leisten und die Arbeitsplätze zu erhalten“, sagt er.

Christopher Veit führt den Maschinenbauspezialisten Veit in Landsberg, der auf Textilien spezialisiert ist.

Das 65. Lebensjahr haben in den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungen heute bereits 2351 schwäbische Unternehmer erreicht, im Jahr 2030 werden es über 5000 sein, berichtet die Industrie- und Handelskammer Schwaben. Im Handwerk sieht es ganz ähnlich aus. Deutschland steht ein Jahrzehnt der Erbschaften bevor. Betriebe gehören zu den größten Vermögen, die übertragen werden. Ein Luxusproblem, könnte man meinen. Ist es das wirklich? Wer ist die Generation an Erben? Vor welchen Herausforderungen stehen sie?

Veit - ein mittelständischer Betrieb mit 400 Mitarbeitern

Das Unternehmen Veit ist ein mittelständischer Betrieb mit über 400 Mitarbeitern weltweit. Großvater Reinhardt Veit hatte die Idee, Bügeltische mit einem eigenen Absaugsystem und mobilen Dampferzeugern auszustatten – der erste frei bewegliche Industriebügelplatz war erfunden. Damit begann der Aufstieg des Unternehmens. Noch heute macht Veit ein Drittel des Umsatzes mit Bügelgeräten für Reinigungen, Wäschereien, Altenheime und Hotels. Dazu kommen als noch bedeutenderer Faktor Maschinen für die Textilindustrie.

Ein guter Anzug braucht im Laufe der Herstellung über 20 Bügelschritte. Mit Fixier- und Laminiermaschinen kleben Textilproduzenten die Kragen und Manschetten von Hemden, auch Lederbezüge von Autositzen werden so produziert. Als das Unternehmen Veit im Sommer 2020 nun erfuhr, dass Krankenhäuser in Rumänien kaum an Luftreiniger kommen, begann Veit, schnell einzusteigen. „Jede Generation steht vor der Aufgabe, das Geschäftsmodell neu zu entwickeln“, davon ist Christopher Veit überzeugt.

Christopher, Günter und Reinhardt Veit (Bild Mitte, von links nach rechts) stellen drei Generationen an der Firmenspitze dar.
Foto: Ulrich Wagner

Das Unternehmen sieht sich in seinem Bereich als Technologieführer. Es gibt einen Standort in China, das Herz schlägt aber in Landsberg, das gilt auch für die Produktion. In der Metallbearbeitung werden Bleche gelasert, gestanzt, gebogen und lackiert. Kürzlich erst hat das Unternehmen in eine neue, vollautomatische Laser-Stanzpresse investiert. Läuft man durch den Betrieb, kommt man am Hochregallager für das Material vorbei, in einer hellen Halle findet die Linienfertigung der Geräte statt. Christopher Veit geht mit schnellen Schritten durch die Halle, er grüßt jeden Mitarbeiter, kennt jedes Gerät.

Mittelständische Unternehmen bergen häufig Millionenwerte. Doch sie sind auch abhängig vom Weltmarkt, von der Konjunktur und im Falle von Veit sogar von der Mode. Die Corona-Krise macht es nicht leichter. An zwei Tagen in der Woche gibt es derzeit Kurzarbeit, wie bei vielen Industrieunternehmen. „Statt dass ich mich wie ein Millionär fühle, ist es eine Bürde, ein Unternehmen zu besitzen“, sagt Christopher Veit. „Wir führen kein Leben in Luxus, sondern investieren in die Firma.“ Sein Vater arbeitet in der Geschäftsführung noch mit, hat die Mehrheit der Anteile aber an seinen Sohn übertragen.

Erben in Deutschland: Jedes Jahr werden bis zu 400 Milliarden Euro übertragen

In Deutschland wird heute so viel Geld von einer Generation an die nächste übergeben wie selten zuvor. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung spricht von einer „Erbschaftswelle“, die ins Rollen kommt und schätzt, dass jährlich bis zu 400 Milliarden Euro vererbt oder verschenkt werden. Eine gewaltige Summe, die ungleich verteilt wird.

In einer Studie hat das Institut zusammen mit der Uni Vechta und dem Deutschen Zentrum für Altersfragen die Erbschaften und Schenkungen in Deutschland in den vergangenen 15 Jahren untersucht. Ergebnis: „Erbschaften machen vor allem Vermögende noch reicher.“

Rund die Hälfte aller Erbschaften und größeren Schenkungen geht an die obersten zehn Prozent der Begünstigten. Im ärmsten Fünftel der Bevölkerung erhielten zwischen 2002 und 2017 nur zwei Prozent der Bevölkerung Schenkungen oder ein Erbe – im Schnitt 10.000 Euro. Im reichsten Fünftel profitierten über sieben Prozent, die auch deutlich mehr erhielten – im Mittel 145.000 Euro. „Die Erbschaftswelle verschärft die Vermögensdifferenzen zwischen Begünstigten und Nichtbegünstigten, wenn vor allem diejenigen erben, die schon viel haben“, sagt Studienautorin Claudia Vogel.

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Jetzt macht es natürlich einen Unterschied, ob man Bargeld, Aktien oder ein Unternehmen erbt, an dem Arbeitsplätze hängen.

Angelique Renkhoff-Mücke, Warema: Erben können auf Betriebsvermögen nicht einfach zugreifen

Darauf weist auch Angelique Renkhoff-Mücke hin, die selbst den fränkischen Sonnenschutz-Hersteller Warema 2001 von ihrem Vater als Vorstandsvorsitzende übernommen hat. „Als Familienunternehmen haben wir eine hohe Verantwortung für die Beschäftigten und den Standort.“ Die Warema-Gruppe zählt rund 4400 Mitarbeiter. „Betriebsvermögen in Familienunternehmen dient dem Fortbestand des Unternehmens und seiner Arbeitsplätze, es ist kein Vermögen, auf das die Erben einfach zugreifen können. Sonst sägt man dauerhaft am Ast, auf dem wir sitzen.“

Angelique Renkhoff-Mücke, Chefin des Sonnenschutz-Herstellers Warema – weist auf die Verantwortung hin, die Unternehmenserben haben.
Foto: Warema

Ein Familienunternehmen zu führen bedeutet Verantwortung. Dieses Wort hört häufig, wer mit der Erbengeneration spricht. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass die Erbengeneration die Verantwortung auch übernehmen will.

Zurück nach Landsberg: Dass Christopher Veit das Unternehmen einmal führen wird, war nicht immer klar. Nach dem Studium arbeitet er für die EU und bewertet Entwicklungshilfestrategien. Teilweise war das Leben abenteuerlich. Ein Projekt auf den Philippinen lag in einer unruhigen Gegend, auf Mindanao. Eine Militärpatrouille begleitete die Besucher zu ihrem Schutz. Veit verdiente mit der Arbeit gutes Geld, stand auf eigenen Beinen. Manche Projekte überzeugten ihn, zum Beispiel ein Mikrokredit-Projekt für ein Dorf in Vietnam, in dem ältere Leute beginnen, sich mit der Zucht von Fischen ein Einkommen zu erwirtschaften. Noch häufiger war er aber enttäuscht. Entwicklungsgelder versickern, die Bürokratie ist groß. „Die Wirtschaft hilft den Menschen häufig besser als Entwicklungshilfe“, befindet Christopher Veit. Deshalb kommt der Idealist ab 2011 zurück ins Familienunternehmen.

Er leitet erst eine kleine Tochtergesellschaft in Vietnam, modernisiert dann den Standort in China, inzwischen hat er in Landsberg den größten Teil der Verantwortung. Mit seinem Vater verstehe er sich blendend. Dies sei gelungen, weil er ihm als Juniorchef Verantwortung und Freiräume ließ. Selbstverständlich sei das nicht. Für die erste Generation ist das Unternehmen ihr Lebenswerk, den Patriarchen fällt es oft schwer, loszulassen. Dass Unternehmensübergaben schwierig sind, zeigt sich daran, dass es wenige Firmen gibt, die in vierter oder fünfter Generation geleitet werden. Christopher Veit kann sich inzwischen nicht mehr vorstellen, das Unternehmen nicht selbst zu führen. „Dafür ist das Verantwortungsgefühl gegenüber der Belegschaft und dem, was in 65 Jahren erarbeitet wurde, zu stark“, sagt er. Seine Schwester hat Erzieherin gelernt und stand für die Firmenführung nicht zur Verfügung.

Frank Humbach, Commerzbank: Beratung vor der Unternehmensübergabe nötig

Dass der Übergang eines Unternehmens von einer Generation auf die andere eine Herausforderung ist, kann Frank Humbach, Niederlassungsleiter Firmenkunden der Commerzbank in Augsburg bestätigen. Erben ist nicht einfach, vor allem, wenn es um Unternehmen geht. Sein Institut hat in der mittelständisch geprägten Region regelmäßig mit Unternehmensübergaben zu tun. „Das gehört zwar für einen Firmenkundenberater zum Tagesgeschäft, gleichzeitig bedarf es wegen der komplexen Strukturen und Emotionen auch viel Feingefühl seitens der Bank“, sagt Humbach. Ein Tagesgeschäft, dass Zeit braucht und in dem oft eine monatelang, ja jahrelange Begleitung steckt. „Wichtig ist, das Thema frühzeitig mit den Kunden zu besprechen“, sagt Humbach.

Für ein Unternehmen sei es sinnvoll, sich 5 bis 7 Jahre vor der Übergabe damit auseinanderzusetzen. Für die Finanzierung einer Übergabe sei ein Vorlauf von 6 bis 12 Monaten je nach Komplexität einzuplanen. Dabei ist häufig ein ganzes Netzwerk an in – und externen Experten eingebunden. Die Commerzbank beispielsweise arbeitet auf Unternehmensseite dann mit Steuerberatern, Wirtschaftsprüfer oder Anwälten zusammen. Sie selbst erstellt Unternehmensbewertungen, Analysen der Vermögenssituation und begleitet den Verkaufsprozess über ein am Mittelstand orientiertes M&A Team oder bindet öffentliche Fördermittel in die Finanzierung mit ein.

Ob eine Unternehmensübergabe gelingt, hängt aber nicht nur von Experten und Vorbereitung ab, letztlich müssen die Unternehmensnachfolger reüssieren. „Die folgende Generation muss den Willen und die Fähigkeit haben, den Betrieb zu übernehmen“, sagt Humbach. „Beides kann und darf man nicht voraussetzen.“ Das Erbe, die Erwartungen der Unternehmer-Eltern, dies alles kann für den Sohn oder die Tochter auch zur Belastung werden. Wollen die Kinder nicht in die Geschäftsführung eintreten, gebe es inzwischen zahlreiche andere Lösungen. Die Fortführung eines Unternehmens mit einem externen, angestellten Manager. Oder die Überführung in eine Stiftung. Dies nimmt von der Folgegeneration unternehmerischen Entscheidungsdruck, ermöglicht aber trotzdem, Werte in die Zukunft zu übertragen. Eine weitere Option bietet der komplette Verkauf des Unternehmens an einen strategischen Investor, im besten Fall ebenfalls familiengeführt. Auch Family Offices oder Private Equity Unternehmen sind zunehmend an langfristigen Investments interessiert.

Nicht jeder erbt gleich ein Unternehmen. In den meisten Fällen geht es um ein Haus, eine Wohnung, Wertpapiere und Konten, die übertragen werden. Wer sind die Menschen, die in Deutschland vererben? Macht ein Erbe glücklich? Nicht unbedingt. Das lernt, wer mit einem Notar spricht.

Notar Bernhard Hille: "Im Testament die richtigen Weichen stellen"

Bernhard Hille ist seit dem Jahr 1992 Notar in Augsburg. Nachfolgeregelungen gehören zu seiner täglichen Arbeit. So kennt Bernhard Hille die Menschen, die in Deutschland etwas zu vererben haben. „Es sind Menschen aus der ganzen Breite der Bevölkerung, die für die Zeit nach ihrem Tod die richtigen Weichen stellen wollen“, sagt der Notar. Dies kann ein Prominenter sein, der Millionenwerte zu vererben hat, es kann aber auch eine in bescheidenen Verhältnissen lebende ältere Person sein, die nicht will, dass Erinnerungsstücke der Familie in die falschen Hände fallen. Zumeist aber sind es Menschen aus dem Mittelstand, die bei Bernhard Hille erscheinen. „Menschen mit festen Berufen, die einmal ein Reihenhaus oder ein Einfamilienhaus gekauft haben. Ein Meister, der einmal einen Betrieb gegründet, ein Grundstück gekauft und darauf vielleicht eine Halle gebaut hat.“ Zu vererben gibt es bei Lebensläufen wie diesen meist eine Immobilie und Barvermögen, manchmal auch Unternehmensbeteiligungen oder besondere Kunst. Es seien meist nicht hochbetagte Menschen, die den Weg zu ihm finden. „Ein typischer Zeitpunkt für Ehepaare, sich mit einem Testament auseinanderzusetzen, ist es, wenn die Kinder aus dem Haus sind“, sagt der Notar. Es kommen zu ihm auch jüngere Leute, die eine Wohnung zusammen gekauft haben, nicht verheiratet oder gerade frisch verheiratet sind und ihren Partner absichern wollen, falls ihnen etwas zustößt. Manchmal geht es darum, dass das Ersparte karitativen Zwecken zugutekommen soll. Häufig soll Streit in der Familie nach dem eigenen Tod vermieden werden.

„Wer im Bekanntenkreis einmal Streit um das Erbe mitbekommen hat, will häufig, dass dies nach seinem Tod nicht passiert“, berichtet der Notar. Streit um das Erbe kann sich schnell entzünden. „Ein unklares Testament oder die nicht passende gesetzliche Erbfolge kann die Ursache sein.“ Angenommen, in einem Testament steht „Den Bauernschrank erbt Person A.“ Was, wenn es aber zwei Bauernschränke gibt? Einen antiken, wertvollen und einen neuen, aber wertlosen?“ Noch schlimmer sei es, wenn der Ehemann stirbt und die Ehefrau im gemeinsamen Haus wohnen bleiben will. Nach der gesetzlichen Erbfolge erben die Kinder die Hälfte, wenn es nicht anders per Testament geregelt ist. Beharrt ein Kind auf der Aufteilung des Erbes, kann die Mutter dies aber nicht zahlen, kann es im schlimmsten Fall zur Versteigerung des Hauses kommen. „Dies ist für den überlebenden Elternteil eine katastrophale Situation und reißt Familien auseinander“, sagt Hille.

Zwar kann jeder sein Testament selber verfassen, er muss es nur handschriftlich tun. „Die Familienverhältnisse im Patchwork-Zeitalter sind aber nicht einfacher geworden, auch die erbrechtlichen Fragestellungen sind komplexer als früher“, berichtet Hille. Notare wie er bieten den Beteiligten deshalb Hilfe und Information an. Häufig sind auch deren Rechtsanwälte und Steuerberater in den Prozess eingebunden. Die Notare erstellen einen Testamentsentwurf, über den man einige Tage oder Wochen schlafen kann, dann erfolgt die Beurkundung durch den Notar. „Je mehr Vermögen da ist, desto wichtiger wird es, dass klare Regelungen getroffen werden, um Erbstreitigkeiten zu vermeiden“, rät er.

Für Kinder gibt es bei Erbschaften einen Steuerfreibetrag von 400.000 Euro

Ein beträchtliches Vermögen ist dabei schnell erreicht. Ein Einfamilienhäuschen, das einmal am Stadtrand gebaut worden ist, kann heute sehr wertvoll sein. „Die Immobilienpreise sind in den vergangenen Jahren gerade in unserer Region stark gestiegen, deshalb sind auch die Erbschaftssteuer-Freibeträge bisweilen ausgeschöpft“, sagt Hille. Nach dem deutschen Recht kann jeder Elternteil 400.000 Euro steuerfrei auf jedes Kind vererben. Damit können hohe Beträge steuerfrei übergehen: Stirbt der letzte Elternteil einer Familie mit drei Kindern, sind es 1,2 Millionen Euro. Gibt es allerdings keine Kinder, sondern nur eine Schwester oder eine Nichte, schrumpft der Steuerfreibetrag auf 20.000 Euro.

Dass Erbschaften vor alle Vermögende noch reicher machen, hat in Deutschland zu einer Debatte geführt, ob der Staat nicht auf zu viel Erbschaftssteuer verzichtet. Nur ein Teil der Erbschaften wird besteuert, weil es viele Verschonungswege gibt – im Jahr 2018 wurden lediglich 84,7 Milliarden Euro vererbtes oder verschenktes Vermögen besteuert.

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Längst ist es in den Städten zum Beispiel so, dass Immobilienkäufe fast nur noch Menschen möglich sind, die geerbt haben. Das Arbeitseinkommen reicht dafür nicht. Studienautorin Claudia Vogel warnt vor sozialer Ungleichheit. „Die Politik sollte dem entgegensteuern, indem sie beispielsweise verhindert, dass das Vererben großer Vermögen mit der Zehnjahresfrist zeitlich gesplittet wird“, sagt sie. Erbschaften würden damit „effektiver besteuert.“

Wenn Familienbetriebe vererbt werden, muss nicht immer Erbschaftssteuer gezahlt werden

Bayerns Finanzminister Albert Füracker, CSU, nimmt die Gegenposition ein. „Die Erbschaftssteuer ist etwas ideologiebehaftet. Wollen wir in unserem Land, dass bereits einmal besteuertes Vermögen nochmals besteuert wird?“, sagte er kürzlich in einer Diskussion der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Falls nicht, gehöre die Erbschaftssteuer „eigentlich abgeschafft.“

Für die Erbschaft von Familienunternehmen gibt es bereits Wege, von der Erbschaftssteuer verschont zu bleiben. Wer in Deutschland ein Familienunternehmen erbt und zum Beispiel sieben Jahre lang die Arbeitsplätze erhält, kann bis zu 100 Prozent der Erbschaftssteuer vermeiden. Dafür muss er in diesen Jahren die Lohnsumme im Schnitt konstant halten.

Doch selbst solche Regeln können in der Corona-Krise oder angesichts des Strukturwandels in vielen Branchen zur Falle werden, warnt Unternehmerin Renkhoff-Mücke: „In der Krise können nicht alle Unternehmen die Verschonungsauflagen einhalten, über sieben Jahre die Lohnsumme fortzuschreiben“, warnt sie. „In der Krise dann Erbschaftssteuern nachzuzahlen, kann für Unternehmen der Todesstoß sein.“

Christopher Veit: Jede Generation muss die Werte neu erarbeiten

In Landsberg ist Christopher Veit froh, dass es für Familienunternehmen Erleichterungen bei der Erbschaftssteuer gibt – denn die volle Erbschaftssteuer hätte das Unternehmen vermutlich nicht gut tragen können. „Es ist eine große Verantwortung, wenn man in ein Familienunternehmen hineingeboren wird“, sagt auch er. Ob er sich privilegiert fühlt? Nein.

„Egal was in den Büchern steht, ich denke, dass die Werte zunächst gar nicht mir gehören.“ Sie sind vor ihm geschaffen worden, jede folgende Generation müsse sie dann neu erarbeiten. Sein Ideal ist es, als Führungskraft Menschen Freiräume zu geben, in denen sie sich entwickeln können. Das Unternehmen hat zusammen mit den Mitarbeitern ein Firmenleitbild entwickelt. Es enthält Werte wie „Wertschätzung“, „Freundlichkeit“, „Teamwork“.

„Ich denke, dass die nächste Generation nach mir noch sinngetriebener handeln wird“, meint der Unternehmer. „Dies ist richtig, weil wir einen sinnvollen Kapitalismus brauchen, der nicht nur vom Geld gesteuert wird, sondern für Menschen da ist.“

Ein Kapitalismus trotzdem, dessen Werte durch Erbe übertragen werden.

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