Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Homeoffice: Arbeitgeberpräsident: "Recht auf Nichterreichbarkeit ist überflüssig"

Homeoffice

Arbeitgeberpräsident: "Recht auf Nichterreichbarkeit ist überflüssig"

    • |
    Rainer Dulger, Gesamtmetall-Präsident, steht nach seiner Wahl zum neuen Präsidenten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) im Atrium seines neuen Dienstsitzes.
    Rainer Dulger, Gesamtmetall-Präsident, steht nach seiner Wahl zum neuen Präsidenten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) im Atrium seines neuen Dienstsitzes. Foto: Wolfgang Kumm, dpa

    Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger steht einem Vorstoß des EU-Parlaments für einen Rechtsanspruch auf Nichterreichbarkeit im Homeoffice kritisch gegenüber. "Eine europäische Richtlinie, die ein „Recht auf Nichterreichbarkeit“ schafft, ist überflüssig", sagte Dulger unserer Redaktion. "Kein Arbeitnehmer muss immer und ununterbrochen für seinen Arbeitgeber erreichbar sein. Dies ist längst umfangreich durch Gesetzgebung geregelt, allen voran durch die EU-Arbeitszeitrichtlinie und durch das deutsche Arbeitszeitgesetz." Ein starres Korsett würde mobile Arbeit blockieren.

    Ähnlich äußert sich CSU-Sozialexperte Stephan Stracke: „Ein gesondertes Recht auf Nichterreichbarkeit halte ich nicht für erforderlich“, sagte der Politiker. „Unser Arbeitszeitgesetz mit täglichen Höchstarbeitszeiten und Mindestruhezeiten nach Arbeitsende bietet bereits einen sicheren Rahmen zum Schutz der Beschäftigten.“ Stracke ergänzte: „Das Arbeitsschutzgesetz gilt auch bei mobiler Arbeit.“

    DGB-Chef: Arbeitnehmer leisten 30 Prozent unbezahlte Mehrarbeit

    DGB-Chef Reiner Hoffmann nennt die Initiative des Europaparlaments dagegen "hilfreich". Konkret müsse es aber darum gehen, das bereits bestehende Recht auf Nichterreichbarkeit durchzusetzen. "Nach deutschem und europäischem Recht ist niemand rechtlich verpflichtet, seinem Arbeitgeber außerhalb der vereinbarten Arbeitszeit zur Verfügung zu stehen", erläutert Hoffmann. "Trotzdem müssen fast 40 Prozent der Beschäftigten im Homeoffice auch in der Freizeit erreichbar sein. Dies wirkt sich natürlich negativ auf die Gesundheit und das Privat- bzw. Familienleben aus."

    Der DGB-Chef beziffert die unbezahlte Mehrarbeit, die dadurch geleistet werde, auf 30 Prozent. "Das ist eine dunkle Schattenseite von Homeoffice und deshalb ist es so wichtig, dass der rechtliche Rahmen jetzt schnell verbessert wird." (AZ)

    Lesen Sie dazu auch: Recht auf Feierabend: Braucht Deutschland strengere Homeoffice-Regeln?

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden