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Hannover Messe: Industrie 4.0: Deutschland baut auf die vierte industrielle Revolution

Hannover Messe

Industrie 4.0: Deutschland baut auf die vierte industrielle Revolution

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    Auf der Hannover Messe informieren sich Kanzlerin Angela Merkel und Indiens Premierminister Narendra Modi (rechts außen), wie die Industrie von morgen arbeitet.
    Auf der Hannover Messe informieren sich Kanzlerin Angela Merkel und Indiens Premierminister Narendra Modi (rechts außen), wie die Industrie von morgen arbeitet. Foto: Tobias Schwarz, afp

    Ein bisschen erstaunt ist die Kanzlerin dann doch, als man ihr am Stand der baden-württembergischen Firma Festo auf der Hannover Messe eine Elektro-Ameise in die Hand drückt. Die Ameisen laufen auf staksigen Maschinenbeinen, können aber kommunizieren und ihr Tun koordinieren. Die Firma Festo demonstriert damit, was in der Welt der Technik bereits möglich ist. Die Hannover Messe gilt als die weltgrößte Industrieschau. Bis Freitag erwarten die rund 6500 Aussteller in diesem Jahr rund 200.000 Besucher. Angela Merkel – studierte Physikerin – kommt seit Jahren zur Eröffnung und kann sich dann manche neugierige Frage und manchen Scherz nicht verkneifen.

    Zum Beispiel am Siemens-Stand. Dort erklärt Siemens-Chef Joe Kaeser, was das große Schlagwort „Industrie 4.0“ in der Praxis bedeutet. Beispielsweise, dass durch intelligente Technik auf ein und derselben Maschine künftig direkt nacheinander Parfümflaschen mit einem unterschiedlichen Duft und unterschiedlicher Beschriftung gefertigt werden können – ganz nach den Wünschen des Kunden. Wenn sie also bald nach Amerika zur Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton fahre, könne sie sich vorher das Parfüm „Hillary’s Dream“ machen lassen, meint Kaeser. „Na, jetzt machen wir erst mal Angela’s Dream“, kontert die Kanzlerin.

    „Industrie 4.0“ steht für eine vierte industrielle Revolution

    Das Stichwort „Industrie 4.0“ ist auf der Messe allgegenwärtig. Es beschreibt den Einzug des Internets in die Fabrik. Künftig sollen auch Maschinen mit anderen Maschinen und mit Werkstücken Befehle austauschen können. „Industrie 4.0“ steht für eine vierte industrielle Revolution – nach Dampfmaschine, Fließband und dem Einzug der Computertechnik in die Produktion.

    Die Hoffnungen sind groß. Der deutsche Maschinenbau beschäftigte im Januar dieses Jahres 1003000 Arbeitnehmer, berichtet in Hannover zum Beispiel Reinhold Festge, Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Das sind 1,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Nun habe man den Ehrgeiz, dieses Niveau zu halten oder zu erhöhen. „Mit der Fokussierung auf die Chancen von Industrie 4.0 können wir das schaffen“, sagt der Maschinenbau-Chef.

    Der Maschinenbau ist der größte industrielle Arbeitgeber in Deutschland. Auf Platz zwei folgt die Elektroindustrie. Nun soll die „Industrie 4.0“ neue Jobs bringen. Bis 2018 wollen zum Beispiel die Maschinenbau-Unternehmen in den Bereichen Informationstechnologie und Automatisierung zehntausend neue Stellen schaffen, berichtet der Verband gestützt auf eine neue Studie.

    Die deutsche Industrie baut auf Indien

    Die deutsche Industrie ist derzeit intensiv auf der Suche nach Treibern für neues Wachstum. Das ist auf der Hannover Messe immer wieder spürbar. Schub könnte zum Beispiel aus Indien kommen – dem Partnerland der diesjährigen Hannover Messe. Indien zeigt am Eröffnungsabend eine bunte Show mit Tänzern und Kostümen. Und die Landsleute von Indiens Regierungschef Narendra Modi rufen beim Messerundgang immer wieder begeistert dessen Namen. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) rechnet dieses Jahr mit einem Wirtschaftswachstum in Indien von acht Prozent. „Dort herrscht tolle Aufbruchstimmung“, sagt der deutsche Industrie-Präsident Ulrich Grillo. Das deutsch-indische Handelsvolumen sei „ausbaufähig“. Grillo spricht aber auch von Problemen wie der Bürokratie und der Korruption in Indien.

    Für Deutschland rechnet die heimische Industrie dieses Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von zwei Prozent. Diesen „konjunkturellen Rückenwind“ müsse man nutzen, fordert Grillo und macht sich für einen ganz anderen Handelspartner stark – für die USA. Das Handelsvolumen Deutschlands mit den Vereinigten Staaten sei acht bis neun Mal so hoch wie das mit Indien. Mit Nachdruck wirbt deshalb die Industrie auf der Hannover Messe für einen Abschluss des umstrittenen Freihandelsabkommens TTIP zwischen Europa und den USA. „Europa und Deutschland brauchen dieses Abkommen, um unsere Zukunft zu sichern“, sagt Grillo. „Wir dürfen keine Zeit verlieren.“

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