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Kommentar: Integration kostet Zeit und Geld, aber das lohnt sich

Kommentar

Integration kostet Zeit und Geld, aber das lohnt sich

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    Viele Betriebe bilden schon Flüchtlinge aus oder stellen sie als normale Arbeitnehmer an.
    Viele Betriebe bilden schon Flüchtlinge aus oder stellen sie als normale Arbeitnehmer an. Foto: Andreas Arnold, dpa

    Die neuen Zahlen aus dem bayerischen Innenministerium zeigen: Bayern hat es tatsächlich geschafft. Zumindest ist der Freistaat auf einem guten Weg. Eine wachsende Zahl von Flüchtlingen findet im Freistaat Arbeit. Insgesamt sind inzwischen 35 Prozent der Menschen mit Fluchthintergrund beschäftigt. Und eine Anstellung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Integration. Wer arbeitet, erfährt Wertschätzung, kann sich selbst das Leben finanzieren, wird unabhängiger und knüpft leichter Kontakte.

    Dass Bayern so gut dasteht, verdankt der Freistaat den Unternehmen

    Dass es in Bayern so gut läuft, liegt zum Teil daran, dass der Freistaat, die Arbeitsagenturen aber auch Wirtschaftsverbände verschiedene Programme auf den Weg gebracht haben, die wirken. Der Erfolg ist aber auch dem Engagement vieler Unternehmen zu verdanken, die sich von bürokratischen Hürden nicht haben abschrecken lassen. Die dafür gekämpft haben, dass Flüchtlinge, die eine Ausbildung machen, bleiben dürfen. Obwohl sie um die Schwierigkeiten wussten, haben viele Unternehmer sich eingesetzt. Der Grund? Sie legten große Hoffnungen in die Geflüchteten. Rechneten sich aus, mit ihrer Hilfe Stellen besetzen zu können, die lange offen waren. Glaubten, Angestellte für Mangelberufe zu finden. Mitarbeiter für die Logistik, Gastronomie und Gebäudereinigung.

    Mittlerweile ist klar: Ganz so einfach ist es nicht. Die Geflüchteten konnten gar nicht alle Hoffnungen erfüllen. Denn ein Großteil der Menschen kam ohne berufliche Ausbildung. Wer eine hat, für den ist es oft schwer, sie anerkennen zu lassen. Im Schnitt ist auch das Bildungsniveau der Geflüchteten niedriger als das der deutschen Gesamtgesellschaft. Dazu kommen viele bürokratische Hindernisse: Welchen Aufenthaltsstatus hat ein Flüchtling? Wo darf er wohnen? Wie kommt er zur Arbeit? Themen, mit denen sich Firmen auseinandersetzen müssen. Aber die vergangenen vier Jahre haben verdeutlicht: Die Mühe lohnt sich oft.

    Sprache und Betreuung sind wichtig für die Integration

    Damit ein Einstieg in den Arbeitsmarkt gelingt, sind vor allem zwei Dinge notwendig: eine enge Betreuung und die Sprache. Pilotprojekten haben ergeben: Flüchtlinge, die betreut werden, zum Beispiel durch einen Lotsen, finden sich leichter im neuen Alltag zurecht. Weil sie einen Ansprechpartner haben, der auch bei Fragen weiterhilft, die nichts mit der Arbeit zu tun haben. So machten etwa Azubis mit Fluchthintergrund, die sich mit Fragen an einen Mentoren wenden konnten, sehr viel häufiger erfolgreich einen Abschluss, als solche, die nicht betreut wurden. Und auch häufiger als deutsche Jugendliche.

    Ähnlich wichtig ist die Sprache. Flüchtlinge, die deutsch sprechen, haben viel höhere Chancen eine Anstellung zu finden als solche, die sich nur schlecht verständigen können. Letztere landen oft in schlecht bezahlten Helferjobs. Eine Zukunftsperspektive sieht anders aus. Ein Selbstläufer ist die Einbindung von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt also nicht. Um es wirklich zu schaffen, muss der Freistaat Flüchtlings-Projekte weiter und auch ausdauernd fördern.

    Vor allem geflüchtete Mütter tun sich auf dem Arbeitsmarkt schwer

    Statistiken zeigen aber einen anderen Knackpunkt: Bisher gelingt vor allem jungen Männern der Einstieg in den Arbeitsmarkt. Frauen profitieren selten von den Fördermaßnehmen. Männer lernen sehr viel häufiger deutsch als Frauen – vor allem als Frauen, die sich um kleine Kinder kümmern. Auch deshalb haben Männer höhere Chance eine Anstellung zu finden. Die Wahrscheinlichkeit einer Flüchtlingsmutter, einen Job zu finden, geht gegen null. Aber gerade weil Arbeit eng mit einer gelingende Integration verknüpft ist, dürfen Frauen nicht aus dem Blick zu geraten. Sie müssen mit speziellen Programmen gefördert werden.

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