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Klimaschutz: Studie macht Mut: Europa kann Klimaziele sogar übertreffen

Klimaschutz

Studie macht Mut: Europa kann Klimaziele sogar übertreffen

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    Klimaneutraler Strom muss auch im Verkehr und im Wärmebereich eine größere Rolle spielen, fordert ein Team internationaler Autoren.
    Klimaneutraler Strom muss auch im Verkehr und im Wärmebereich eine größere Rolle spielen, fordert ein Team internationaler Autoren. Foto: Hertha Stauch (Symbol)

    Im Sommer 2018 litt das Land unter extremer Dürre, eben ist ein Sturm über Deutschland gezogen. Zunächst sind dies nur einzelne Wetterereignisse. Die Europäische Umweltbehörde hat allerdings kürzlich gewarnt, dass die Folgen des Klimawandels unausweichlich seien. In Europa schlägt sich dies in Extremwetter-Ereignissen nieder: Städte wie Rotterdam, Le Havre und London müssten sich auf Überflutungen einstellen. Europa solle sich für die Folgen des Klimawandels vorbereiten, gleichzeitig aber versuchen, die Erderwärmung so gut es geht abzubremsen. Die Staaten haben dabei bessere Chancen als viele denken, wie eine neue Studie zeigt. Werden die Weichen klug gestellt, könnte Europa seine Klimaziele sogar übererfüllen.

    Es sei möglich, die CO2-Emissionen bis 2030 um 63 Prozent zu reduzieren. Zu diesem Ergebnis kommt die Erhebung des Instituts BloombergNEF, des irischen Energieunternehmens Eaton und des norwegischen Energiekonzerns Statkraft. Dies wäre deutlich mehr als die 40 Prozent, welche die EU anpeilt. Bis zum Jahr 2050 wäre sogar eine Einsparung um 83 Prozent möglich.

    Bisher schreitet der Stromsektor auf dem Weg zum Klimaschutz voran, zum Beispiel mit Photovoltaik oder Windkraft. Das allein reiche aber nicht. Um den Klimagas-Ausstoß deutlich zu senken, müssen auch Verkehr und der Wärmebereich klimafreundlicher werden. Bisher werden Autos meist mit Benzin und Diesel betrieben, Heizungen mit Öl oder Erdgas.

    Autoren: Strom, Wärme und Verkehr müssen klimaschonend werden

    Den Weg zu mehr Klimaschutz sehen die Autoren in der Elektrifizierung von Verkehr und Heizen. "Die Elektrifizierung oder Sektorkopplung, wie der Prozess in einigen Ländern genannt wird, kann einen großen Beitrag leisten, damit die Regierungen ihre Emissionsziele erreichen", sagte Victoria Cuming von BloombergNEF bei der Vorstellung der Studie. Der Trick: Werden mehr Autos und Heizungen mit erneuerbarem Strom betrieben, sinken in allen Bereichen die CO2-Emissionen. Was müsste dafür aber konkret passieren?

    Die Studie nennt Beispiele. Im Verkehr müssten so weit es geht Elektrofahrzeuge zum Einsatz kommen. Mehr Heizungen müssten elektrisch betrieben werden, zum Beispiel mit Wärmepumpen. Ein Hoffnungsträger sei Wasserstoff, der unter Einsatz von Ökostrom erzeugt wird. Dieser lässt sich zu klimaneutralen Treibstoffen oder künstlichem Erdgas weiterverarbeiten. Ziel müsse es sein, dass auch die Bereiche Verkehr und Wohnen am Ende rund 60 Prozent des Energiebedarfs direkt oder indirekt aus Elektrizität beziehen. Bisher seien es zehn Prozent.

    Kommissionschefin von der Leyen: Europa soll bis 2050 klimaneutral sein

    EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen möchte Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent bis zum Jahr 2050 machen. Der Weg dahin würde der Studie zufolge den Energiesektor umkrempeln. Der Elektrizitätsbedarf würde sich bis 2050 in Ländern wie Deutschland oder Großbritannien nahezu verdoppeln. Nötig sei dafür ein massiver Ausbau von Windkraft, Photovoltaik oder Energiespeichern.

    Der Umbau gelingt allerdings nicht von alleine, warnen die Autoren. Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, damit Investoren in Solar- und Windprojekte oder Batteriespeichern sicher sein können, dass ihre Projekte rentabel sind. Nötig seien auch Anreize, klimafreundlicher zu heizen. Die Hürden für die Produktion "grünen" Wasserstoffs müssten sinken, die Stromnetze ausgebaut werden.

    Ein Stück weit ist Bayern bereits einen Schritt voraus. Erneuerbare Energien trugen im Jahr 2018 bereits 49 Prozent zur Stromerzeugung im Freistaat bei, belegen Zahlen der Bayerischen Staatsregierung. Im Verkehrs- und Wärmebereich dominieren aber fossile Energieträger wie Öl. Das Gesamtbild für Bayern fällt deshalb nicht ganz so gut aus: Über alle Bereiche hinweg haben erneuerbare Energien im Freistatt im Jahr 2018 einen Anteil von knapp 22 Prozent am bayerischen Endenergieverbrauch.

    Rund 70 Prozent des Stroms im Gebiet der Lechwerke sind heute schon erneuerbar

    Das Potenzial für die Energiewende zeigt sich besonders in Schwaben. "Beim Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ist unsere Region einer der Vorreiter", sagt Markus Litpher, Vorstandsmitglied der Lechwerke. Im LEW-Netzgebiet liege der rechnerische Anteil des "grünen" Stroms am Verbrauch aller Netzkunden bereits bei rund 70 Prozent.

    An jedem zweiten Tag gebe es im LEW-Netz mittlerweile mehr regional und regenerativ erzeugten Strom, als aktuell verbraucht wird. Diese überschüssige Energie wird in das überlagerte Übertragungsnetz eingespeist – also in die großen Hochspannungsleitungen. Und zwar mit Leistungswerten von bis zu 1,1 Gigawatt in der Spitze – das entspreche der Erzeugung mehrerer Gaskraftwerke.

    Auch Litpher ist überzeugt, dass die grüne Energie in mehr Bereichen genutzt werden kann als bisher: "Die Erfolgsformel für den Klimaschutz ist die stärkere Vernetzung von Strom, Wärme und Verkehr", sagt auch er.

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