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Handel: Mode-Händler in der Krise: Warum der Sparkurs für C&A zu spät kommt

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Mode-Händler in der Krise: Warum der Sparkurs für C&A zu spät kommt

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    13 seiner insgesamt 450 Filialen in Deutschland will C&A bis Ende des Jahres schließen. Nur wer sich den Veränderungen der Branche anpasst, kann dem Wettbewerbs- und Preisdruck standhalten.
    13 seiner insgesamt 450 Filialen in Deutschland will C&A bis Ende des Jahres schließen. Nur wer sich den Veränderungen der Branche anpasst, kann dem Wettbewerbs- und Preisdruck standhalten. Foto: Christian Charisius, dpa

    Das leuchtende Logo der Modekette C&A ist in vielen Fußgängerzonen und Einkaufszentren zu finden. Doch das könnte sich in naher Zukunft ändern. Bereits im Dezember war spekuliert worden, dass das Familienunternehmen bis zu 100 seiner 450 Filialen in Deutschland – rund ein Viertel seiner Standorte dort – schließen möchte. Für 13 deutsche Niederlassungen soll nun schon zum Ende des Jahres Schluss sein, wie das Fachblatt Textilwirtschaft berichtete. Neben sieben weiteren Bundesländern ist auch Bayern betroffen: Im fränkischen Forchheim will sich der Modehandel bereits im Februar zurückziehen, in München-Nordheide im September.

    Modehandel in der Krise: C&A hat schon seit einigen Jahren zu kämpfen

    Unerwartet kommt die Ankündigung nicht. Mit rückläufigen Umsätzen hat das Unternehmen schon seit einigen Jahren zu kämpfen. Um dem Preis- und Wettbewerbsdruck entgegenzuwirken, hatte die Modekette zuletzt das Sortiment erweitert. Neben Kleidung kamen Heimtextilien, Dekorationsartikel, Spielzeug und Kosmetik hinzu.

    Dass die Krise dennoch nicht überwunden werden konnte, wundert Handelsexperte Gerrit Heinemann nicht. Der Professor der Hochschule Niederrhein sagt: "Ein Geschäftsmodell wie das von C&A hat keine Zukunft." Den Wandel in der Branche hätte das Unternehmen falsch eingeschätzt und zu spät darauf reagiert. Dazu zähle beispielsweise, die Ausweitung des Sortiments zu forcieren. Schon andere Unternehmen seien an einem solchen Vorhaben gescheitert, stellt Heinemann fest. "Der Sanierungsbedarf ist hoch", betont er. Nur durch radikale Schritte, wie die Steigerung des Onlineanteils und eine entsprechende Reduzierung des Filialnetzes auf ein Drittel oder gar die Hälfte der Standorte, könne sich der Moderiese jetzt noch retten. Dafür müsste allerdings verstärkt investiert werden, informiert der Experte. Dass es das Unternehmen so schwer habe, liege vor allem auch an der starken Konkurrenz durch andere Anbieter.

    Handelsexperte: C&A-Sortiment wirkt auf Käufer nicht mehr attraktiv

    Das Sortiment bei C&A wirke auf viele Käufer nicht mehr attraktiv, erläutert Heinemann. Familien als Zielgruppen würden eine immer kleiner werdende Rolle spielen. Hinzu komme außerdem der Umstand, dass sich Großkonzerne wie Zara, H&M und auch Primark am Markt Vorteile über ihre tiefere Vertikalisierung sicherten. Von der Rohstoffbeschaffung bis hin zur Fertigung und zum Verkauf lägen so alle Aufgaben in einer Hand. Das Problem lösen, so der Experte, würden allein die Schließungen einiger weniger Filialen nicht. "C&A versucht, die Symptome der Krise zu behandeln, findet aber keine echte Lösung."

    Auch Bernd Ohlmann vom bayerischen Handelsverband kennt die Probleme in der Branche. "Dass jetzt sogar ein Moderiese wie C&A Filialen schließen muss, zeigt, wie hart der Markt tatsächlich ist", teilt er auf Anfrage unserer Redaktion mit. Ein rückläufiger Trend habe sich schon seit einigen Jahren abgezeichnet. Viele namhafte Unternehmen täten sich inzwischen schwer, Gewinne einzufahren. Er sagt: "Unter besonderem Druck stehen allerdings die kleinen, inhabergeführten Geschäfte."

    Nicht nur C&A in der Krise: Herausforderungen für die Branche nehmen zu

    Die Unternehmen der Branche müssten sich auf die zunehmenden Herausforderungen der digitalen Transformation einstellen, rät er. Ein Geschäftsmodell, bei dem Waren nur über den stationären Handel verkauft werden, hält Ohlmann für nicht mehr zeitgemäß. Mehr als 20 Prozent der Kunden kauften ihre Kleidung aktuell im Netz, die Tendenz sei steigend. Wer sich für die Zukunft rüsten wolle, sollte deshalb auf verschiedene Kanäle setzen. "In Schwaben haben rund 80 Prozent der Einzelhändler eine eigene Homepage", betont er. Jedes dritte Unternehmen in der Region vertreibe seine Waren außerdem online.

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