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Geldpolitik: Neue EU-Linie für Kryptowährung: Bewährungsprobe für Bitcoin und Libra

Geldpolitik

Neue EU-Linie für Kryptowährung: Bewährungsprobe für Bitcoin und Libra

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    Ein Bitcoin-Logo hängt im Schaufenster einer Kneipe in Berlin. Bitcoin ist die bekannteste der Kryptowährungen, die die EU nicht verbieten, aber regeln will.
    Ein Bitcoin-Logo hängt im Schaufenster einer Kneipe in Berlin. Bitcoin ist die bekannteste der Kryptowährungen, die die EU nicht verbieten, aber regeln will. Foto: Jens Kalaene, dpa

    Eine vergessene Rechnung von München nach Hamburg in Echtzeit zu begleichen, ist inzwischen kein Problem mehr. Den gleichen Betrag ins deutlich nähere Innsbruck zu transferieren, kann derweil schon mal Tage dauern. Gegen diese Realität setzt die Europäische Kommission ihre Pläne für neue Regeln auf dem Finanzmarkt. „Die Zukunft des Finanzsektors ist digital“, sagte Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrowski in Brüssel. „Wir wollen den digitalen Transformationsprozess aktiv gestalten und gleichzeitig potenzielle Risiken minimieren.“

    Die Europäische Union will neue Finanzinstrumente fördern

    Tatsächlich sind Kryptowährungen inzwischen weltweit verbreitet und haben sich einen nennenswerten Milliardenmarkt erobert, bewegen sich allerdings zumindest in einer rechtlichen Grauzone. Das ist Ausgangslage und Motivation zugleich, weshalb sich die Europäische Gemeinschaft mit den jetzt vorgestellten Regeln zum weltweiten Vorreiter für die Regulierung von digitalen Währungen wie Bitcoin und Libra aus dem Hause Facebook aufschwingen. Neue Finanzinstrumente sollen also nicht verboten, sondern als Innovation gefördert werden, hieß es in Brüssel. Dabei ist geplant, die Anbieter den gleichen Wettbewerbsbedingungen zu unterwerfen wie traditionelle Banken oder andere Technologieunternehmen.

    So funktioniert eine Kryptowährung

    Der Bitcoin ist eine digitale Währung, die im Internet entstand. Sie ist seit 2009 in Umlauf und basiert großteils auf der sogenannten Blockchain-Technologie.

    Die Blockchain ist eine Art dezentrales Kassenbuch, in dem unter anderem finanzielle Transaktionen vermerkt sind. Bitcoins werden in einem komplizierten Rechenverfahren auf Computern erzeugt und können dann im Netz auch für Dollar oder Euro gekauft werden. Die Währung lässt weitgehend anonyme Zahlungen zu, funktioniert unabhängig von Regierungen oder Banken und kommt vor allem bei Zahlungen im Internet zum Einsatz.

    Wegen geringer Kontrolle und großer Wertschwankungen gilt der Bitcoin als umstritten. Maximal sollen 21 Millionen Bitcoins generiert werden können. Diese Verknappung soll den Wert der Währung sichern.

    Als Urheber des Bitcoin-Konzepts gilt eine Figur namens Satoshi Nakamoto. Wer sich dahinter verbirgt, ist unklar.

    Bei OneCoin handelt es sich offenbar nicht um eine echte Kryptowährung, sondern um ein simples Schneeballsystem, dem keinerlei reeller Wert gegenübersteht.

    Die ersten Anleger können noch reich werden, später wird die Methode zum Verlustgeschäft.

    Das Motto heißt: „Gleiche Aktivitäten, gleiche Risiken, gleiche Regeln“. Die Betreiber sogenannter Kryptowährungen müssen demnach innerhalb der EU zugelassen sein und ihre Dienste auch in der gesamten Gemeinschaft anbieten. Dabei wird der Grundsatz gelten: Wer in einem Staat registriert wurde, hat eine Betriebserlaubnis in der gesamten Union. Die Sicherheitsvorkehrungen für die Unternehmen entsprechen denen der analogen Geldhäuser: Es muss Eigenkapital im gleichen Umfang vorhanden sein. Vermögenswerte sollen verwahrt werden. Für Anleger ist ein obligatorisches Beschwerdeverfahren nötig, und jeder Kunde wird gegenüber dem Emittenten die Rechte haben, die er auch bei seiner traditionellen Hausbank hat. Der Digitalverband Bitkom sprach von „guten Chancen“ für die neuen Währungen wie Bitcoin, Libra & Co. Voraussetzung dafür sei, dass „die EU den bestehenden Regulierungs- und Flickenteppich bei Kryptowerten harmonisiert und damit eine weltweite Vorreiterrolle übernimmt“. Genau das hat Brüssel vor.

    Bitcoin: Einsatz nur mit hohen Sicherheitsvorkehrungen

    Zunächst soll aber in einem Pilotprojekt, niedlicherweise „Sandkastenkonzept“ genannt, geprüft werden, wie sich Transaktionen mit digitalen Finanzinstrumenten tätigen und abwickeln lassen. Das ist die Schnittstelle zu den beschleunigten Überweisungen innerhalb Europas. Die Kommission sieht in einer zügigen Abwicklung von Überweisungen eine Möglichkeit, um einen allzu ausgeprägten Siegeszug von Währungen wie Libra zu dämpfen. Die Kunden würden profitieren.

    Tatsächlich schafft die EU damit als erster großer Wirtschaftsraum einen verbindlichen Rechtsrahmen, innerhalb dessen mit dem neuen Geld gearbeitet werden kann. Ob das funktioniert, hängt nach Ansicht von Experten auch davon ab, ob es gelingt, die Sicherheitsanforderungen an Anbieter so hoch zu schrauben, dass Cyberdiebstähle, Hacker-attacken, Geldwäsche und andere Formen von Kriminalität weitgehend ausgeschlossen werden. Außerdem müssen der Verbraucherschutz ausgebaut und alle Haftungsfragen geklärt sein. Genau diese Bedenken hatten bisher auch die Bundesregierung sowie vier weitere EU-Staaten geäußert und sich deshalb zunächst gegen eine Zulassung von Kryptowährungen ausgesprochen.

    Das sind Bitcoins

    Der Bitcoin ist eine digitale Währung, die im Internet entstand - und äußerst umstritten.

    Den Bitcoin gibt es seit 2009. Als Urheber des Konzepts gilt eine Figur namens Satoshi Nakamoto. Wer sich genau dahinter verbirgt, ist ein Mysterium.

    Bitcoins sind virtuelle Geldeinheiten, deren Wert an keine andere Währung gekoppelt ist. Sie können aber im Netz mit Euro oder Dollar gekauft werden.

    Die Idee hinter den "Bitcoins" ist ein Zahlungsverkehr, der unabhängig von Regierungen und Banken funktioniert.

    Nutzer können Bitcoins selbst erstellen, indem am Computer mit hoher Rechnerleistung hochkomplexe mathematische Formeln gelöst werden. Das Verfahren heißt im Fachjargon «Mining» (Schürfen).

    Die Produktion soll 2033 bei 21 Millionen Bitcoins eingestellt werden. Bis jetzt wurden etwas mehr als zwölf Millionen erstellt.

    Die gezielte Verknappung der Geldmenge ist vom früheren Goldstandard inspiriert und soll vor Inflation schützen. (dpa)

    Die ersten Reaktionen fielen durchaus positiv aus. Der Europaabgeordnete Markus Ferber (CSU), Finanzexperte der christdemokratischen Fraktion, kommentierte den Vorstoß mit den Worten: „Es ist angemessen, dass Produkte wie Libra, die ein besonderes Risiko für die Finanzstabilität darstellen, auch besonders streng reguliert werden.“ Der sozialdemokratische EU-Parlamentarier Joachim Schuster betonte: „Ziele der neuen Vereinbarungen müssen sein, die wirtschaftliche Stabilität und das Geld der Steuerzahler ebenso zu schützen wie die Interessen von Kleinanlegern, Rentnern und Verbrauchern.“

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