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Post: Montags keine Post: Müssen Briefe noch jeden Tag kommen?

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Montags keine Post: Müssen Briefe noch jeden Tag kommen?

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    Bei Problemen mit der Briefzustellung kann man sich bei der Bundesnetzagentur beschweren.
    Bei Problemen mit der Briefzustellung kann man sich bei der Bundesnetzagentur beschweren. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Wer in Deutschland einen Brief verschickt, kann sich meistens auf eines verlassen: Dass das Schreiben am nächsten, spätestens am übernächsten Tag im Briefkasten liegt. Die Bundesregierung hat die Post verpflichtet, 80 Prozent aller Sendungen am Werktag nach Einwurf zuzustellen, 95 Prozent am zweiten Werktag. Geregelt ist das in einer Vorschrift mit dem sperrigen Namen "Post-Universaldienstleistungsverordnung", kurz Pudl-V.

    Geht es nach der FDP, dann könnte sich das jedoch bald ändern. Die liberale Bundestagsfraktion will einen brieffreien Werktag einführen: In einem parlamentarischen Antrag fordert sie, dass die Zustellung künftig montags ausfallen soll. Gleichzeitig, heißt es in dem Papier weiter, solle die Post aber dafür am Samstag mehr Briefe und Postkarten als bisher austragen, damit die Sendungen nicht tagelang liegen bleiben. Im Parlament sind die Liberalen mit ihrem Vorstoß aktuell relativ allein. Von SPD, Grünen, Linken und AfD kommt eine Absage an eine Zustellpause.

    7,7 Milliarden Briefe und Postkarten landen im Briefkasten

    In der Union ringt man noch um eine einheitliche Linie. Joachim Pfeiffer, wirtschaftspolitischer Sprecher der Bundestags-Fraktion, tendiert allerdings in eine ähnliche Richtung wie die FDP. "Im Zeitalter von Internet und Digitalisierung sollte es legitim sein, sich zu überlegen, ob eine Sechs-Tage-Briefzustellung weiterhin erforderlich ist", sagte der CDU-Politiker unserer Redaktion.

    Auch in der Bonner Zentrale der Deutschen Post stößt die FDP mit ihrer Forderung auf offene Ohren. Denn der Montag gilt aus wirtschaftlicher Sicht als schwierig. An dem Tag werden nach Angaben einer Konzernsprecherin nur zwei Prozent aller innerhalb einer Woche verschickten Post-Sendungen ausgetragen. Das liegt vor allem daran, dass über das Wochenende fast nur Privatpersonen Briefe und Postkarten verschicken. Das führt zu einer deutlich geringeren Post-Menge: 7,7 Milliarden Briefe und Postkarten sendeten die Deutschen im vergangenen Jahr, 87 Prozent davon stammte von Firmen.

    Keine Briefe am Montag? Das Post-Gesetz soll überarbeitet werden

    Verbraucherschützer können sich mit dem Vorstoß der Liberalen trotzdem nicht anfreunden – auch, weil gerade erst das Porto kräftig erhöht wurde. Klaus Müller nennt eine mögliche Zustellpause gegenüber unserer Redaktion "eine Zumutung für Verbraucher". Der Chef der Verbraucherzentrale Bundesverband betont: "Damit würden Briefe noch unattraktiver werden und der Post drohen weitere Marktanteile verloren zu gehen." Von dem Konzern würde er mehr statt weniger Service erwarten.

    Es könnte aber sein, dass sich die Verbraucher trotz allem auf einen brieffreien Montag einstellen müssen. Auch das Wirtschaftsministerium von Peter Altmaier (CDU) prüft im Zuge der anstehenden Postgesetz-Reform, ob es wirklich notwendig ist, Briefe und Postkarten an sechs Tagen in der Woche zuzustellen. Das Ministerium verweist in diesem Zuge auf EU-Regeln, nach denen die Post nur an fünf Tagen in der Woche ausgetragen werden muss. Bis Ende des Jahres soll die Gesetzesnovelle stehen.

    Es könnte allerdings sein, dass einige Verbraucher gar keinen Unterschied bemerken. Die Bundesnetzagentur hat im vergangenen Jahr einen rasanten Anstieg von Beschwerden über die Post verzeichnet, die Zahl der Klagen verdoppelte sich demnach auf 11.200. Die Kunden bemängelten, dass ihre Briefe oder Postkarten viel zu spät ankommen würden. Eine der häufigsten Klagen: Besonders am Montag würden die Briefkästen leer bleiben.

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