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Konjunktur: Prognose-Republik Deutschland: Wer sagt was zur Wirtschaftslage?

Konjunktur

Prognose-Republik Deutschland: Wer sagt was zur Wirtschaftslage?

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    Wie sich die deutsche Wirtschaft entwickelt, hängt auch vom Welthandel ab.
    Wie sich die deutsche Wirtschaft entwickelt, hängt auch vom Welthandel ab. Foto: Yu Fangping, dpa

    Der Dezember und der Januar sind klassischerweise Monate, in denen Bilanz gezogen und auf das kommende Jahr vorausgeschaut wird. Das gilt auch für das Wirtschaftswachstum. Und so kommt es, dass in den vergangenen Tagen eine Prognose auf die nächste folgte. Zuletzt am Mittwoch der Jahreswirtschaftsbericht des zuständigen Ministeriums in Berlin. Aber wer sagt eigentlich was über die Konjunktur? Ein Überblick:

    Was sagt welches Forschungsinstitut zur Konjunktur?

    Das Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befragt jeden Monat 350 Finanzexperten zu ihrer Einschätzung der wirtschaftlichen Situation. Daneben bitten die Mannheimer um eine Wachstumsprognose. Im Januar gingen die Experten von einem Wachstum für 2019 von 1,5 Prozent aus. Allerdings hat sich die Stimmung eingetrübt. Ein Drittel der Befragten sagte, die konjunkturelle Lage sei "gut" – 15,9 Prozentpunkte weniger als im Vormonat. Die Mehrheit bewertete die Lage als "normal". Für "schlecht" halten sie nur 4,3 Prozent.

    Der Geschäftsklimaindex des Münchner ifo-Instituts gibt zwar keine Wachstumsprognose ab. Er misst aber die Stimmung in den Chefetagen. Und die war im Januar so schlecht wie lange nicht. Zum ersten Mal seit Dezember 2012 blickten die Unternehmenslenker leicht pessimistisch in die Zukunft. Das Institut folgert: "Die Wirtschaft befindet sich in einem Abschwung."

    Als Drittes sei der Bericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) genannt. Die Berliner gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal 2019 um 0,5 Prozent wächst. Abgesehen von einigen Sonderfaktoren – etwa der neue Abgasstandard WLTP, der die Autobauer lähmt – entwickele sich die Wirtschaft solide. Ihrer Einschätzung nach steht die deutsche Wirtschaft nach einem schwachen Schlussquartal 2018 nun wieder besser da.

    Was sagt die Bundesregierung?

    Am Mittwoch stellte das zuständige Wirtschaftsministerium seinen Jahresbericht für 2019 vor. Minister Peter Altmaier sagte: "Die deutsche Wirtschaft befindet sich auch in diesem Jahr auf Wachstumskurs, das zehnte Jahr in Folge." Sein Ministerium geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um ein Prozent wachsen wird. Vor allem dank der guten Nachfrage aus dem Inland. Weil sich die Weltwirtschaft aber abschwächt, haben sich aus Sicht des Ministeriums die außenwirtschaftlichen Risiken erhöht.

    Welche Prognosen gibt es für die Weltwirtschaft?

    Für die weltweite Wirtschaft sagen Experten eine Abkühlung voraus. Die Weltbank rechnet in diesem Jahr mit einem Wachstum der Weltwirtschaft von 2,9 Prozent – für das vergangene Jahr war sie von 3,0 Prozent ausgegangen. Die eher verhaltenen Aussichten haben damit zu tun, dass die großen Industrienationen langsamer wachsen: die USA und die Länder der Eurozone. Ihr Wachstum wird laut der Prognose nur zwei Prozent betragen. Entwicklungs- und Schwellenländer sollen im Schnitt um 4,2 Prozent wachsen. Das Zeugnis, das der Internationale Währungsfonds (IWF) der Weltwirtschaft ausstellt, ist nicht besser. 2019 werde die weltweite Wirtschaftsleistung nur um 3,5 Prozent steigen, hieß es im Bericht.

    Wie steht es um die regionale Wirtschaft?

    In der regionalen Wirtschaft ist von einem Abflauen der Konjunktur noch nicht allzu viel zu merken. 91 Prozent Handwerksbetriebe bewerten ihre eigene wirtschaftliche Lage als gut oder befriedigend. Auch der Handel und das Baugewerbe bewerten die aktuelle Situation positiv. Lediglich die Industrie spürt Gegenwind: Die Aufträge aus Nordamerika sind zurückgegangen und auch der chinesische Markt hat nach Einschätzung der regionalen Industrieunternehmen an Dynamik verloren. Dennoch: Die Auftragsbücher sind im Handwerk und den anderen Branchen noch gut gefüllt.

    Welche Risiken sehen die Experten?

    Forscher, Regierung und Wirtschaftsvertreter sind sich einig, wenn sie über Gefahren sprechen. Immer wieder taucht der ungeregelte Brexit als ein Risiko auf. Genauso sei nicht absehbar, welche Folgen die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump hat. Claus Michelsen, Konjunkturexperte beim DIW, sagt: "Donald Trump ist Gift für die Weltwirtschaft." Binnenwirtschaftlich wirkt sich die Absatzschwäche der Autoindustrie negativ aus.

    Was passiert, wenn die Wirtschaft in den kommenden Jahren nur um ein Prozent wächst?

    Langfristig gesehen sollte das deutsche Wirtschaftswachstum mindestens zwischen einem und 1,5 Prozent liegen, erklärt Michelsen. Nur so könnten weitere Investitionen getätigt werden – sowohl von der Industrie als auch vom Staat. Das sichert Beschäftigung. Liegt das Wachstum niedriger oder schrumpft die Wirtschaft gar, müsse der Staat anfangen zu sparen, zur Not auch an den Sozialausgaben.

    Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Die Wirtschaft wächst langsamer – aber kein Grund zur Panik!

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