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Augsburg: Renexpo: Mein kleines Kraftwerk

Augsburg

Renexpo: Mein kleines Kraftwerk

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    11. Internationale Fachmesse für Regenerative Energien und Energieeffizientes Bauen und Sanieren Messe Augsburg Umwelt Umweltschutz
    11. Internationale Fachmesse für Regenerative Energien und Energieeffizientes Bauen und Sanieren Messe Augsburg Umwelt Umweltschutz Foto: Fred Schöllhorn

    Begonnen hat alles mit einem Windrad. Elf Jahre ist es her, dass die erste Anlage in Wildpoldsried gebaut wurde. Heute drehen sich auf dem Haarberg über der 2500-Seelen-Gemeinde im Oberallgäu fünf Räder. Die Leute stehen hinter der Technik, sagt Bürgermeister Arno Zengerle. Kein Wunder: 180 Bürger haben in die Anlage investiert. Doch das ist längt nicht alles. Es gibt vier Biogasanlagen im Ort, 190 Photovoltaikanlagen, drei Wasserkraftanlagen. "Wir erzeugen heute drei Mal mehr Strom, als wir verbrauchen", sagt Zengerle.

    Im Zentrum steht der Energiemix

    Auf der Renexpo, der Fachmesse für Regenerative Energien und Energieeffizientes Bauen in Augsburg, gilt Wildpoldsried als Paradebeispiel. Eine Gemeinde, die die benötigte Energie für Bürger und Industrie selbst erzeugt, in Erdwärme und Solarthermie investiert und zugleich Kaufkraft in der Region hält. "Es ist sinnvoller, wenn die Leute ihr Geld vor Ort in eine sichere Anlage investieren als in irgendwelche Aktienfonds", begründet Zengerle.

    Mehrfach wurde das Öko-Dorf prämiert - 2009 etwa mit dem Deutschen Solarpreis und der Ernennung zur Klimaschutzkommune, 2001 mit dem Umweltpreis der Bayerischen Landesstiftung sowie des Kompetenzzentrums Umwelt (Kumas). "Diese Gemeinde ist einzigartig in der Region", sagt Kumas-Geschäftsführer Egon Beckord. Das Netzwerk mit Sitz in Augsburg, das Umwelttechnologie fördert, ist Mitbegründer der Renexpo.

    Im Zentrum der Landes-Energiemesse steht in diesem Jahr die Frage, mit welchem Mix sich künftig die Energieversorgung sichern lässt. Schließlich wird, da sind Experten sich einig, Energie auf absehbare Zeit knapp und teuer werden. Beckord zufolge kommt es einerseits darauf an, möglichst wenig Energie zu verbrauchen - etwa indem Fassaden gedämmt oder Fenster ausgetauscht werden. Und es geht darum, den Anteil regenerativer Energien zu steigern. Beckord: "Wir müssen möglichst unabhängig von fossilen Energieträgern werden."

    Energieberater Ulrich Zink geht in seiner Vision noch weiter. "In 20 bis 30 Jahren werden wir unabhängig von großen Stromversorgern sein", sagt Zink, der den Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung vertritt. Als Ziel nennt er das Plusenergiehaus - ein Gebäude, das weit mehr Energie erzeugt, als es verbraucht. Siedlungen könnten sich zu "Energie-Netzwerken" zusammenschließen: "Und wer in einem denkmalgeschützten Haus wohnt, kriegt den Strom eben vom Nachbarn", argumentiert Zink.

    Anreize für die Bürger

    Den Wildpoldsriedern geht es nicht darum, sich von Stromanbietern abzukappen. "Wir brauchen den Verbund", sagt Bürgermeister Zengerle. Sein Anspruch ist ein anderer: In seiner Gemeinde sollen die Bürger künftig nur einen geringen Anteil für Strom und Heizung ausgeben - indem sie ihre Energie selbst erzeugen, aber auch möglichst wenig verbrauchen. Anreize gibt es genug: So organisiert die Gemeinde eine Aktion, in der Bürger ihre alten Heizpumpen gegen neue austauschen - und so 100 Euro pro Pumpe und Jahr sparen. Und wer im neuen Baugebiet "energieneutral" baut, etwa ein Passivenergiehaus, bekommt von der Gemeinde 15 Euro pro Quadratmeter Grundstück zurück. Von Sonja Krell

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