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Klima: Ruinieren die strengen CO2-Grenzwerte der EU die Autoindustrie?

Klima

Ruinieren die strengen CO2-Grenzwerte der EU die Autoindustrie?

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    VW sieht durch scharfe CO2-Grenzwerte 100.000 Jobs bedroht.
    VW sieht durch scharfe CO2-Grenzwerte 100.000 Jobs bedroht. Foto: Hauke-Christian Dittrich, dpa (Symbolbild)

    Die deutschen Autobauer reagieren entsetzt: Da die EU für den Klimaschutz den Druck auf die Hersteller nochmals erhöht, fürchten sie um ihre Wettbewerbsfähigkeit und rechnen mit dem Verlust von Arbeitsplätzen. Nach geltendem Recht darf die Neuwagenflotte eines Herstellers im Jahr 2021 nicht mehr als 95 Gramm des Klimagases CO2 pro Kilometer ausstoßen. Dieser Wert ist noch gar nicht erreicht, da haben sich EU-Staaten, Kommission und Parlament schon auf eine neue Verschärfung geeinigt: Bis 2030 müssen die Emissionen für Personenwagen im Schnitt nochmals um 37,5 Prozent sinken. „Das schwächt den Industriestandort Europa und gefährdet Arbeitsplätze“, warnte Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). „Damit wird die europäische Automobilindustrie im internationalen Wettbewerb stark belastet“, sagte er.

    VDA warnt vor dem Verlust von Arbeitsplätzen 

    VW-Chef Herbert Diess hatte unlängst gewarnt, dass überzogene Grenzwerte ein Viertel der Jobs in den Werken kosten könnten, insgesamt rund 100.000 Stellen. Und der VDA hatte im Sommer vorgerechnet, dass in Deutschland 600.000 Industriearbeitsplätze an der Verbrennertechnik hängen. Denn die Grenzwerte sind nur durch mehr Elektroautos zu erreichen, lautet das Argument. Für deren Bau braucht man aber weniger Komponenten als für Benziner oder Diesel – und damit weniger Arbeiter.

    Sorgen gibt es auch in unserer Region: „Mit einem unrealistischen Ziel wird der Industriestandort geschwächt, und damit werden auch Arbeitsplätze aufs Spiel gesetzt“, sagt Markus Partik, Geschäftsführer des Karbon-Spezialisten SGL und Chef des Wirtschaftsverbands bayme vbm für die Region Augsburg. Seiner Einschätzung nach sind die neuen Vorgaben „nicht realistisch“. In Schwaben stellen in 37 Betrieben wie Faurecia oder SGL rund 15.700 Beschäftigte Fahrzeuge oder Fahrzeugteile her. Doch wie brisant sind die Warnungen wirklich?

    Auto-Experte Dudenhöffer: „Das ist zu machen“

    Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer hält die Grenzwerte im Jahr 2030 für erfüllbar und fordert von den Herstellern mehr Mut.
    Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer hält die Grenzwerte im Jahr 2030 für erfüllbar und fordert von den Herstellern mehr Mut. Foto: Bernd Thissen, dpa (Archiv)

    Deutschlands führender Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer hält die Kritik für überzogen. „Der Kompromiss ist nicht überraschend streng.“ Es sei möglich, die neuen Grenzwerte einzuhalten. „Das ist zu machen.“ Im Jahr 2030 werde ein großer Teil der neuen Fahrzeuge batteriebetrieben sein, erklärt er. Diese zählt die EU als emissionsfrei. Mit 50 Prozent verkauften E-Autos und 50 Prozent konventionellen Fahrzeugen (Verbrauch: fünf Liter) habe ein Hersteller den Grenzwert dann bereits erreicht.

    Deutsche Hersteller holen in der Elektromobilität auf

    Die deutschen Hersteller holen zudem in der Elektromobilität auf, sagt Dudenhöffer, Inhaber des Lehrstuhls für Automobilwirtschaft an der Uni Duisburg-Essen: „Der Umstieg läuft.“ Dieses Jahr komme der Audi E-tron auf den Markt, nächstes Jahr das Mercedes-Elektro-SUV EQC. „2019 wird Tesla in Deutschland bei den Elektroautos noch führend sein, aber die deutschen Autobauer holen auch in der Mittelklasse bald auf.“

    Dudenhöffer fordert deshalb von VW, Daimler & Co. mehr Mut: „Es ist schlecht, immer nur herumzumäkeln. Gerade nach Dieselgate stünde es den deutschen Herstellern gut zu Gesicht zu sagen: Ja, wir wollen etwas für die Umwelt tun, ja, wir werden es schaffen.“

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