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Hitzewelle: So trifft die Dürre Landwirte in der Region

Hitzewelle

So trifft die Dürre Landwirte in der Region

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    Die Trockenheit macht vor allem Bauern im Norden und Osten zu schaffen. Doch auch in der Region fehlt das Heu.
    Die Trockenheit macht vor allem Bauern im Norden und Osten zu schaffen. Doch auch in der Region fehlt das Heu. Foto: Jan Woitas, dpa

    Der Weg in den Kuhstall fällt Landwirt Hans Foldenauer dieser Tage nicht leicht. "Wenn ich in die Augen der Tiere blicke und den wenig gefüllten Futtertrog vor ihnen sehe, dann belastet mich das psychisch", sagt der Irrseer Milchviehhalter. Zugleich weiß er: "Bis jetzt sind wir mit einem leicht blauen Auge davongekommen."

    In Deutschland treten die Auswirkungen der wochenlangen Dürre zutage: Es gibt Ernteausfälle. In anderen Bundesländern schlachten Bauern früher ihre Kühe, um sich Futtermittel zu sparen. Mancherorts bangen Landwirte um ihre Existenz. Finanzielle Hilfen lassen auf sich warten.

    Dürre fällt regional sehr unterschiedlich aus

    Für die Bauern in der Region ist die Lage nicht ganz so dramatisch. "Die meisten Bioland-Bauern kommen mit der momentanen Trockenheit zurecht", sagt Josef Wetzstein, Vorsitzender von Bioland Bayern. "Mit der Situation im Norden Deutschlands ist das nicht vergleichbar." Wie sich die Dürre auswirkt, das hänge vom Betriebsschwerpunkt ab. In Weidelandbetriebe und in der Viehzucht seien die Probleme am größten.

    Doch regional gibt es große Unterschiede. "Weil die Gewitter sich punktuell entladen, sind die Auswirkungen der Trockenheit von Dorf zu Dorf verschieden", sagt Alfred Enderle, der schwäbische Bauernpräsident. Auf seinem Landwirtschaftbetrieb in Wertach (Landkreis Oberallgäu) sei die Ernte auf den 80 Hektar Grünland gut verlaufen. Enderle resümiert: "Ich kann nicht jammern."

    Es zeichnet sich eine Tendenz ab: je nördlicher in der Region, desto schwieriger die Ernte. Betriebe in den Landkreisen Günzburg, Donau-Ries und Dillingen hätten die größten Probleme. Das liegt vor allem an der Bodenbeschaffenheit, wie Michael Stiller, Geschäftsführer des Bauernverbandes im Donau-Ries, erläutert. "In den steinigen Böden des Karstgebietes sickert das Wasser schnell in den Untergrund." Die Pflanzen bekämen zu wenig ab und wachsen kaum.

    Einzelne Betriebe im Landkreis Donau-Ries hätten erhebliche Ertragseinbußen. Die Dürre trifft vor allem die Zuckerrüben-Ernte. "Das Blattwerk liegt am Boden. Die Zuckerrüben schauen furchtbar aus", sagt Manfred Faber vom Landwirtschaftsamt in Nördlingen. Auch Maiskolben fangen an, weiß zu werden. In den kommenden zwei Wochen werden viele Landwirte anfangen, den dürren Mais zu häckseln. Im August sei das "ungewöhnlich früh", wie Faber bescheinigt.

    In Nordschwaben könnten die Futtermittel knapp werden

    Der Mais hat sein Wachstum abgeschlossen. Das Getreide ist geerntet. Frisch gemähtes Grünland verwandelte sich in den vergangenen Wochen zu trockenen, braunen Flächen. Viele Bauern aus der Region blicken mit Sorge auf ihre Felder. Denn sie wissen: Der Winter wird lang – und das Futter knapp. "Das Viehfutter ist momentan das Hauptproblem", beklagt der schwäbische Bauernpräsident Enderle. Einzelne Betriebe sehen sich gezwungen, Futter dazu zukaufen. Das treibt den Heupreis nach oben. Kostete im vergangenen Winter eine Tonne 120 Euro, müssen die Landwirte nun 175 Euro für Heu zahlen.

    Das wirkt sich insbesondere auf die Milchviehhalter in der Region aus. "In Schwaben ist die Milchbauerndichte am größten", sagt Enderle. Ihr Fortbestand sei ein wesentlicher "Erfolgsfaktor für die Region". Daher empfindet Hans Foldenauer vom Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM) es als "kleine Katastrophe", dass einige Landwirte bereits jetzt das Winterfutter an ihre Tiere geben müssen. Doch auch hier gäbe es regional große Unterschiede. Der regenreiche Süden käme noch glimpflicher als der trockene Norden davon. Aus der Sicht des Milchbauern könnten im Donau-Ries die Futtermittel knapp werden. "Pauschal kann man es nicht sagen. Zehn Kilometer weiter schaut es oft ganz anders aus."

    Bauernverbände wie der BDM sind sich einig: Der Milchpreis muss ansteigen, damit die Mehrkosten durch die Ernteausfälle ausgeglichen werden. Über die Höhe sind sich die beiden Verbände uneins. Momentan liegt der bundesweite Preis für einen Liter Milch bei rund 34 Cent. Für den Bauernpräsidenten Enderle müsse sich der Milchpreis an die 40-Cent-Marke zubewegen. Aus Sicht des BDM ist das zu wenig. Foldenauer fordert eine Erhöhung in Richtung 50 Cent pro Liter. "Damit könnten uns die Molkereibetriebe zeigen, dass es ihnen ernst ist mit dem Erhalt der regionalen Milchviehbetriebe", sagt Foldenauer. Denn in Zukunft will der Milchviehalter seinen 95 Kühen in die Augen blicken, ohne schlechtes Gefühl.

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