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Strombranche: E-Autolobby: Elektroautos sind keine Gefahr fürs Stromnetz

Strombranche

E-Autolobby: Elektroautos sind keine Gefahr fürs Stromnetz

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    Die E-Autolobby wehrt sich gegen den Vorwurf aus der Strombranche, Elektroautos seien eine Gefahr für das Stromnetz.
    Die E-Autolobby wehrt sich gegen den Vorwurf aus der Strombranche, Elektroautos seien eine Gefahr für das Stromnetz. Foto: Federico Gambarini (dpa)

    Die E-Autolobby wehrt sich gegen einen Vorwurf aus der Strombranche: Elektroautos seien keine Gefahr für das Stromnetz, argumentieren der Bundesverband Elektromobilität (BEM) und der Bundesverband Windenergie.

    Engpässe für die Stromversorgung seien nicht zu erwarten, sagte BEM-Präsident Kurt Sigl der Deutschen Presse-Agentur. Denn nach Einschätzung des Verbands ist nicht zu erwarten, dass Millionen E-Autobesitzer ihre Fahrzeuge gleichzeitig aufladen werden und damit das deutsche Stromnetz überlasten.

    Sigl begründete das damit, dass die Akkus stetig leistungsfähiger werden - und viele Autos den Großteil ihrer Lebensdauer gar nicht gefahren werden: "Das durchschnittliche Auto in Deutschland fährt laut Kraftfahrtbundesamt 14.000 Kilometer im Jahr, das sind knapp 40 Kilometer beziehungsweise eine Stunde Fahrzeit am Tag", sagte Sigl. "Im Schnitt steht ein Auto also 23 Stunden am Tag, das lässt viel Zeit zum Nachladen."

    Bis Ende 2022 geht in Bayern das letzte AKW vom Netz

    Anlass der Diskussion: Insbesondere in der süddeutschen Strombranche herrscht Sorge, dass die zunehmende Verbreitung elektrischer Wärmepumpen und Autos künftig höhere Lastspitzen für das Stromnetz mit sich bringen wird. Ein weiterer Faktor ist, dass die Stromproduktion in Bayern und Baden-Württemberg nach der für Ende 2022 geplanten Abschaltung des letzten Atomkraftwerks voraussichtlich weit unter dem Bedarf liegen wird.

    Doch der Elektromobilitätsverband hält die Befürchtungen für unbegründet. "Wir haben elf Millionen Zweit- und Drittfahrzeuge in Deutschland", sagte Sigl. "Eigentlich sollte es Stehzeug und nicht Fahrzeug heißen." Die Prognose des ehemaligen Audi-Managers: "Viele Menschen werden mit ihrem Elektroauto nur jeden dritten Tag an die Steckdose gehen."

    Zwischen Diesel- und Elektro-Skepsis: Welche Autos sich die Deutschen kaufen

    Fahrzeugbestand In Deutschland sind derzeit 62,6 Millionen Fahrzeuge angemeldet, davon 45,8 Millionen Pkw (Stand 1. Januar 2017).

    Marken: Deutsche Marken machen fast zwei Drittel des Pkw-Bestandes aus. VW ist mit knapp 22 Prozent die anteilsstärkste Marke, gefolgt von Opel (10 Prozent) und Mercedes (9 Prozent).

    Antrieb: Die meisten Deutschen sind mit Benzinern unterwegs (knapp 66 Prozent), einen Diesel fuhren zuletzt 33 Prozent. Zum Stichtag gab es in Deutschland 165 405 Hybrid-Pkw (0,4 Prozent) und 34 022 Elektroautos (0,1 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr ist für Hybrid ein Plus von 27 Prozent und bei Elektroautos von 33 Prozent. Zur Erinnerung: Bis zum Jahr 2020 will die Bundesregierung eine Million Elektroautos auf die Straßen bringen.

    Neuzulassungen: Dass sich der Markt wandelt, zeigen schon die jüngsten Neuzulassungen. Im August legten alternative Antriebe deutlich zu, wenn auch auf geringem Niveau. Zugelassen wurden 2177 E-Autos (plus 143 Prozent) und 6927 Fahrzeuge mit Hybridantrieb (plus 76 Prozent). Der Anteil der Diesel-Zulassungen sank im vergangenen Monat um 14 Prozent auf knapp 38 Prozent. Insgesamt ist die Zahl der Neuzulassungen in diesem Jahr um drei Prozent gestiegen.

    Autokauf: Das Interesse der Deutschen an einem neuen Auto ist so groß wie nie. Das geht zumindest aus einer Umfrage des Mineralölkonzerns Aral hervor. Danach gaben 41 Prozent der Befragten an, sich in den nächsten 18 Monaten ein anderes Fahrzeug zulegen zu wollen – so viele wie noch nie seit 2003. Jeder Vierte von ihnen wünscht sich einen Neuwagen – das ist ebenfalls ein Rekordwert.

    Diesel-Skepsis: Immer mehr Autofahrer wenden sich vom Diesel ab, wenn die Werte der Aral-Umfrage stimmen. Danach wollen nur 18 Prozent der potenziellen Autokäufer einen Diesel. Bei der Umfrage vor zwei Jahren hatten noch 31 Prozent einen Selbstzünder bevorzugt. 52 Prozent gaben zuletzt an, einen Benziner kaufen zu wollen – zehn Prozent mehr als 2015. Für ein Elektroauto sprachen sich fünf Prozent aus. Zwei Jahre zuvor waren es noch zwei Prozent.

    Elektro-Skepsis: Was die Befragten vor allem bemängeln ist die geringe Reichweite, der langwierige Ladevorgang und die hohen Anschaffungskosten eines E-Autos. Hinzu kommt das dünne Netz von Ladestationen: Zum Jahresbeginn gab es in Deutschland gut 7400 öffentliche Ladepunkte an 3200 Ladestationen, vor allem in Großstädten und Ballungsräumen. Die Bundesregierung hat 300 Millionen Euro bereitgestellt, um das Netz auszubauen. Auch in der Region tut sich etwas: Bei Zusmarshausen (Kreis Augsburg) soll eine der weltgrößten Stromtankstellen entstehen. Dahinter steht die Firma Sortimo.

    Unterstützung kommt vom Bundesverband Windenergie: Ein E-Auto brauche für 100 Kilometer im Schnitt 17 Kilowattstunden - aufs ganze Jahr gerechnet wären das für die Durchschnittsfahrleistung von 14.000 Kilometern dann 2400 Kilowattstunden. Das ließe sich leicht mit einer Photovoltaik-Anlage von 18 Quadratmetern Fläche erzeugen, sagte Raimund Kamm, der bayerische Landesvorsitzende des Windenergieverbands. "Das hat Platz auf einem Garagendach."

    Ein modernes Windrad erzeuge Strom für 4000 E-Autos

    Kamm nennt ein weiteres Beispiel: Haarföne. "Wir haben 40 Millionen Haushalte in Deutschland. Und in jedem Haushalt gibt es wahrscheinlich einen Fön mit einer Leistung von 1500 Watt. Wenn alle 40 Millionen Föne gleichzeitig liefen, wäre das auch eine große Belastung für das Stromnetz. Aber es werden eben nicht alle 40 Millionen Föne gleichzeitig angeschaltet."

    Ein modernes Windrad erzeuge sogar in bayerischen "Leichtwindgebieten" ausreichend Strom für knapp 4000 Elektroautos, sagte Kamm. Eine Million Elektroautos würden den Stromverbrauch in Deutschland lediglich um ein halbes Prozent erhöhen. "Deutschland exportiert aber jedes Jahr einen hohen Stromüberschuss." dpa

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