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Datennutzung: Verbraucherschützer laufen gegen die Schufa Sturm

Datennutzung

Verbraucherschützer laufen gegen die Schufa Sturm

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    Das Vorhaben der Schufa, die Zahlungsfähigkeit von Verbrauchern künftig auch anhand von Kontoauszügen zu bewerten, sorgt für massive Kritik von Verbrauchschützern.
    Das Vorhaben der Schufa, die Zahlungsfähigkeit von Verbrauchern künftig auch anhand von Kontoauszügen zu bewerten, sorgt für massive Kritik von Verbrauchschützern. Foto: Jens Kalaene, dpa

    Das Angebot klingt zunächst nach einer Möglichkeit: Wer finanziell zuletzt nicht so gut beieinander war und wegen eines schlechten Schufa-Eintrages keinen Handyvertrag mehr bekommt, dem soll damit geholfen werden. Potenzielle Neukunden, mutmaßlich monetär etwas klamm, konnten sich bei einem Test von der Auskunftei aufs Konto schauen lassen. Wer bisher eine negative Bonitätsbewertung hatte, hätte so vielleicht doch die Chance, einen Mobilfunkvertrag zu bekommen. Warum? Weil sich die finanzielle Situation, wie der Blick auf die jüngsten Kontoauszüge möglicherweise gezeigt hätte, wieder gebessert haben könnte als beim letzten Schufa-Score.

    Dieses neu getestete Schufa-Angebot, der sogenannte „Check Now“, hat zuletzt viel Kritik von Politikern und Datenschützern hervorgerufen und tut das nach wie vor.

    Kritik von Bayerns Verbraucherschutzminister Thorsten Glauber an Schufa-Check

    Der bayerische Verbraucherschutzminister Thorsten Glauber (FW) sagte unserer Redaktion: „Persönliche Bankdaten müssen für kommerzielle Profilbildungen tabu bleiben. Es darf nicht sein, dass der Sonderfall zum Normalfall wird und vor jedem Alltagsgeschäft eine Bonitätsprüfung stattfindet, bei der Auskunfteien Kontodaten auswerten. Zum Schutz der Privatsphäre muss eine klare rote Linie gezogen werden. Es darf keine grenzenlose Überwachung und laufende Bewertung des persönlichen Verhaltens geben.“

    Verbraucherschutzexperte Sascha Straub: Finger weg von Check Now

    Und Sascha Straub, Finanzexperte von der Verbraucherzentrale Bayern, erklärte auf Anfrage: „Die Schufa als gewerblicher Anbieter möchte ihr eigenes Geschäftsmodell verbessern und auf dem Rücken von Verbrauchern mit schlechter Bonität Kasse machen. Verbraucher bezahlen für einen Vertragsabschluss mit ihrer Privatsphäre. Wir raten: Finger weg von ,Check Now‘ der Schufa.“

    Worum geht es genau? Die Schufa hatte in Zusammenarbeit mit dem Mobilfunkkonzern Telefónica/O2 getestet, ob Verbraucher bereit sind, sich für die Möglichkeit auf einen Handyvertrag einmalig auf ihr Konto schauen zu lassen. Darüber hinaus war geprüft worden, ob die Kunden, die für die Neubewertung relevanten Kontodaten für zwölf Monate bei der Schufa speichern lassen würden, um so – mit vielleicht verbesserter Bonität – auch andere Verträge abschließen zu können. Bei dem vergangene Woche beendeten Test mit rund 100 Freiwilligen waren laut Schufa noch keine Daten geflossen. Und Telefónica/O2 hatte zudem erklärt, dass die Check-Ergebnisse die Erwartungen nicht erfüllt hätten. Aber damit – trotz aller Kritik – ist „Check Now“ nicht aus der Welt.

    Schufa: Zustimmung zur Speicherung kann jederzeit widerrufen werden

    Wie ein Schufa-Sprecher auf Anfrage mitteilt, werde der Test jetzt ausgewertet und darauf hin analysiert, „inwieweit wir den daran interessierten Verbrauchern das Angebot machen können, durch ihre bonitätsrelevanten Kontodaten ihren Score zu verbessern“. Viele Verbraucher und Unternehmen interessierten sich dafür und wollten, dass dies von „einer neutralen und kompetenten Instanz wie der Schufa“ umgesetzt werde und nicht vom jeweiligen Vertragspartner selbst, heißt es weiter. Für den Kunden sei „völlig transparent“, welche – über ein Tochterunternehmen erhobenen – Daten die Schufa auswerten würde. Kontochecks und die Speicherung der daraus erlangten Infos seien laut Schufa zudem „längst am Markt etabliert“ und sowohl der Kontoeinblick als auch die freiwillige Speicherung für zwölf Monate gebe es „nur nach expliziter und freiwilliger Zustimmung durch den Kunden“. Der könne seine Zustimmung zur Speicherung der Daten jederzeit widerrufen, diese würden dann sofort gelöscht. Und sensible Daten, wie etwa bezahlte Arztrechnungen, seien im Schufa-Check automatisch herausgefiltert und dürften nicht verarbeitet werden. Die gespeicherten Kontodaten beschränken sich den weiteren Angaben des Unternehmens zufolge ausschließlich auf relevante Daten zur Bonitätsbewertung und Betrugsbekämpfung.

    Seit Einführung der Zweiten EU-Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2) ist es möglich, dass Drittanbieter wie Finanz-Start-ups Einblick auf Konten bekommen können. Voraussetzung ist, dass der Kunde dem zustimmt. Die Schufa hatte Ende Dezember 2018 den Münchner Kontoinformationsdienst Finapi GmbH gekauft, der mit dem Schufa „Check Now“ beauftragt ist.

    Präsident des Bayerischen Landesamtes für Datenschutzaufsicht Michael Will: Prüfung läuft

    Seitens des Bayerisches Landesamts für Datenschutzaufsicht äußert man sich noch zurückhaltend zur Sache. Auf Anfrage sagte der Präsident der Behörde, Michael Will: „Das BayLDA prüft derzeit die von dem Anbieter zur Verfügung gestellten Informationen umfassend, um abschließend zu bewerten, ob das Produkt der Schufa ,Check Now‘ deutschem und europäischem Datenschutzrecht entspricht.“

    Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), hat indes angekündigt, man prüfe rechtliche Schritte für den Fall, dass die Auskunftei der Schufa „Check Now“ umsetzt. (mit dpa)

    Lesen Sie dazu auch: Gute Zahlungsmoral der Verbraucher auch in der Corona-Krise

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