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Rohstoff: Warum Palmöl im Tank die Natur zerstört

Rohstoff

Warum Palmöl im Tank die Natur zerstört

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    Große Plantagen zur Palmölgewinnung können sich nachteilig auf die Umwelt auswirken.
    Große Plantagen zur Palmölgewinnung können sich nachteilig auf die Umwelt auswirken. Foto: Mast Irham, dpa (Symbolbild)

    Immer öfter finden Kunden auf Schokoriegeln, Duschgel oder Kekspackungen einen Aufdruck: frei von Palmöl. Für viele Verbraucher ist das ein Kaufargument. Denn dem billigen Öl, das in nahezu jedem zweiten Supermarktprodukt verarbeitet ist, haftet seit einiger Zeit ein miserabler Ruf an – vor allem wegen der Folgen, die der Anbau nach sich zieht: In Südostasien werden riesige Regenwaldflächen abgeholzt, um dort Palmöl-Plantagen zu errichten. Bedrohte Tierarten wie der Orang-Utan verlieren dadurch ihren Lebensraum.

    Palmöl ist in Bio-Diesel und in E10 enthalten

    Was viele Verbraucher aber nicht wissen: Immer öfter tanken sie auch Palmöl, zum Beispiel in Bio-Diesel oder E10. Aber auch im normalen Diesel findet sich häufig Palmöl, denn dem Kraftstoff muss bis zu sieben Prozent Bio-Diesel beigemischt werden. All das führt dazu, dass aktuell fast die Hälfte des in Deutschland verwendeten Palmöls als Biokraftstoff im Tank landet. Künftig könnte es durch eine neue Klimaschutz-Verordnung sogar noch mehr werden. In seiner bis Mitternacht angesetzten Sitzung wollte der Bundestag am Donnerstag darüber abstimmen. Eine Mehrheit galt als sicher.

    Bio-Kraftstoffe sind für Konzerne attraktiv

    Hintergrund: Seit diesem Jahr müssen Ölkonzerne die Zahl der von ihnen ausgestoßenen Treibhausgase stärker senken als bisher. Das macht die Herstellung von Bio-Kraftstoffen für die Konzerne deutlich attraktiver. Denn sie verringern den Ausstoß von Treibhausgasen um durchschnittlich 70 Prozent im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen, wie eine Studie der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung ergeben hat.

    Bisher galt das allerdings nur für Bio-Diesel und Bio-Ethanol, die allein aus Pflanzenölen hergestellt werden. Durch die neue Verordnung erreichen die Ölkonzerne ihre Treibhausgas-Quoten nun aber – zunächst befristet bis 2020 – auch durch Biokraftstoff, der in der Raffinerie aus Erdöl und Pflanzenöl zusammengemischt wurde.

    Der höhere Palmölverbrauch zerstört den Regenwald

    Umweltorganisationen befürchten, dass das günstige Palmöl dann noch viel häufiger Verwendung findet als bisher. Auch von den Grünen kommt Kritik. „Mit dieser Verordnung ebnet die Bundesregierung den Weg für noch mehr Palmöl im Tank“, sagt Steffi Lemke, naturschutzpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag. Die Bundesregierung gebe vor, das Klima schützen zu wollen. Gleichzeitig würde die Zerstörung des Regenwalds durch den höheren Palmölverbrauch verschärft. Auch der Verband der deutschen Biokraftstoff-Industrie bemängelt die Verordnung, wenn auch aus anderen Gründen. Dort sorgt man sich, dass durch eine Nutzung des günstigeren Palmöls heimische Pflanzenöle wie Rapsöl an Bedeutung verlieren.

    Unterstützung für die Verordnung kommt aus den Reihen von Union und SPD. In der SPD glaubt man, einen verstärkten Import von Palmöl durch die vorgesehene Befristung bis zum Jahr 2020 verhindern zu können. Die Deutsche Umwelt-Hilfe befürchtet aber, dass spätestens dann eine Entfristung diskutiert werde, wenn Hersteller befürchten, neu erworbene Marktanteile wieder zu verlieren.

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