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Fachkräftemangel: Wie der Freistaat Bayern 250.000 Fachkräfte sichern will

Fachkräftemangel

Wie der Freistaat Bayern 250.000 Fachkräfte sichern will

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    Bayern will mehr Fachkräfte für den Jobmarkt aktivieren.
    Bayern will mehr Fachkräfte für den Jobmarkt aktivieren. Foto: Oliver Berg, dpa

    Bis 2025 werden in Bayern 350.000 Fachkräfte fehlen. Das ist keine Neuigkeit. Dass den Firmen die qualifizierten Mitarbeiter ausgehen, davor warnen Verbände und Unternehmen schon seit Jahren. Neu ist, dass nun etwas passiert. Die bayerische Staatsregierung, die bayerischen Arbeitsagenturen und die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (VBW) haben einen ganz konkreten Plan, wie sie diese Lücke schließen – oder zumindest abmildern – wollen. Dieser Plan nennt sich „Fachkräftesicherung+“ und läuft seit dem vergangenen Herbst. Er beinhaltet mehrere Projekte und Maßnahmen.

    Mit dem Plan sollen 250.000 Stellen in Bayern gesichert werden

    Insgesamt sollen bis 2023 250.000 Stellen für Facharbeiter gesichert werden. 25 Millionen Euro lassen sich das Wirtschaftsministerium und die Wirtschaftsvereinigung das kosten, jeder Partner zahlt die Hälfte. Dazu kommen noch einmal 226 Millionen Euro, die die Arbeitsagentur alleine im Jahr 2019 für die Fachkräftesicherung investiert. Der neue Plan basiert auf fünf Säulen:

    Einer Bildungsoffensive, die vor allem für die duale Ausbildung werben will. Denn, so rechnet Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der VBW vor, die meisten Arbeitnehmer werden auf der Stufe der Facharbeiter fehlen. Akademiker gebe es viel zu viele. Deshalb will die Wirtschaftsvereinigung auch an Gymnasien für eine Lehre werben. Unter anderem in Augsburg läuft außerdem ein Modellprojekt, das den Namen Empower(me) trägt. Es soll Jugendlichen zeigen, welche Stärken sie haben und sie dementsprechend gezielt an Ausbildungsbetriebe vermitteln.

    Langzeitarbeitslose, Ältere und Mütter sollen bessere Chancen bekommen

    Der zweite Punkt ist, die Beschäftigungschancen von Arbeitslosen und Langzeitarbeitslosen zu verbessern. Momentan gelten in Bayern etwa 44.800 Menschen als langzeitarbeitslos. Wenn man bedenkt, dass der Freistaat 13 Millionen Einwohner hat, sind das nicht besonders viele, gibt Ralf Holzwarth, Chef der bayerischen Arbeitsagenturen, zu bedenken. Allerdings schlummert auch in ihnen Arbeitskraftpotenzial. Deshalb sollen sei verstärkt die Chance bekommen, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Im Juni wird in drei bayerischen Städten – darunter in Augsburg – ein Projekt starten, das 90 Langzeitarbeitslose wieder in Beschäftigung bringen soll. „Dabei haben wir aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt“, sagt Brossardt.

    Der dritte Baustein ist, die Erwerbsbeteiligung zu erhöhen. Über verschiedene Initiativen und Werbemaßnahmen sollen etwa Menschen mit einer Schwerbehinderung, Mütter oder auch Menschen die älter als 60 Jahre sind, einen Zugang zu passenden Stellen bekommen.

    Schon jetzt kommt die Hälfte der Fachkräfte aus dem Ausland

    Viertens soll jeder, der es möchte, auch die Chance bekommen, mehr zu arbeiten. „In Bayern arbeiten momentan 1,5 Millionen Menschen in Teilzeit“, sagt Holzwarth. 800.000 von ihnen sind Fachkräfte. Wiederum zeigen Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dass von den Teilzeitkräften gerne etwa 60 Prozent länger arbeiten würden. „Deshalb investiert die Regierung auch in den Ausbau von Kitas und Kindergartenplätzen, damit Mütter vielleicht statt halbtags dreivierteltags arbeiten können“, sagt Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger.

    Fünftens brauche es gezielte Zuwanderung in den bayerischen Arbeitsmarkt. Schon jetzt beruht mehr als die Hälfte des Beschäftigungsaufbaus darauf, dass Menschen aus dem Ausland nach Bayern kommen, sagt Holzwarth. Der größte Teil stammt aus EU-Ländern wie Rumänien oder Polen. Doch auch dort werden die Fachkräfte knapp. Deshalb arbeitet die Bundesregierung an einem Zuwanderungsgesetz, dass es Verbänden wie der VBW und der Arbeitsagentur erlaubt, gezielt Fachkräfte im Ausland anzuwerben.

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