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Osram-Übernahme: Zerschlagung von Osram droht: AMS will Stellen einsparen

Osram-Übernahme

Zerschlagung von Osram droht: AMS will Stellen einsparen

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    Die Anzeichen verdichten sich, dass der Münchener Konzern Osram von dem österreichischen Unternehmen AMS aufgekauft wird.
    Die Anzeichen verdichten sich, dass der Münchener Konzern Osram von dem österreichischen Unternehmen AMS aufgekauft wird. Foto: Matthias Balk, dpa

    Das wochenlange Ringen um den Lichtkonzern Osram geht in die entscheidende Phase. Bis zum 1. Oktober haben die Aktionäre Zeit, um über das Schicksal von 26.500 Mitarbeiter des Münchener Traditionsunternehmens zu entscheiden.

    Denn sie haben die Wahl, wem sie ihre Anteile verkaufen wollen: Auf der einen Seite stehen die US-Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle, die 35 Euro pro Aktie bieten. Auf der anderen steht der österreichische Sensorhersteller AMS, der 38,50 Euro pro Aktie bietet. Das bedeutet 3,7 Milliarden Euro für den gesamten Konzern. Die US-Investoren Bain Capital und Carlyle offerieren rund 300 Millionen Euro weniger. Sie wollen aber im Gegensatz zu AMS den Konzern Osram im Ganzen erhalten. Standort- und Jobgarantien inklusive.

    AMS will die Digitalsparte von Osram an Investoren verkaufen

    Am Montag deutete vieles auf eine Übernahme durch AMS hin. Warum? Weil die Österreicher zum einen Pläne für die Zeit nach der Übernahme vorlegten und zum anderen Unterstützung aus der Osram-Führungsetage erhielten – wenn auch widerwillig. Sie sprach wegen des besseren Angebots für eine Übernahme von AMS aus. Deren Vorstandschef Alexander Everke zeigte sich am Montagmittag in München siegessicher. „Wir kriegen sie. Ich bin kein Fan von Plan B oder C.“ Damit meint er die Annahmeschwelle von 62,5 Prozent der Osram-Aktien. Ihm schwebt durch den Zusammenschluss von AMS und Osram ein „europäischer Champion“ in der Lichtbranche vor, der zum Weltmarktführer aufgebaut werden könne. Künftig sollen Produkte angeboten werden, die nur durch den Zusammenschluss beider Technologien, von Osram und von AMS, realisierbar seien. Als Beispiel nannte er die Entwicklung in der Smartphone-Industrie hin zu einem Display, in dem die vordere Kamera nicht mehr sichtbar sei. Hauptkunde von AMS ist Apple, unter anderem liefern die Österreicher die Sensorik für iPhone-Displays und 3D-Gesichtserkennung.

    Weil AMS Everkes Angaben zufolge mehr einnehme als ausgebe – in der Fachsprache heißt das Cashflow, könne der österreichischen Sensorhersteller die Schulden schneller zurückzuzahlen als etwa die US-Investoren Bain Capital und Carlyle das könnten. AMS will bis 2021 die Verschuldung drastisch reduzieren – wie weit ließ das Unternehmen offen. Derzeit liegt die Verschuldung bei rund 1,4 Milliarden Euro.

    Für AMS sind vor allem die Opto-Halbleiter- und die Automotive-Sparte von Osram interessant. Erstere spielt in der Display-Technologie eine große Rolle und wird in Deutschland größtenteils in Regensburg produziert. Den Standort will AMS nach eigenen Angaben in den kommenden Jahren stärken und mittelfristig „einige hundert Arbeitsplätze“ schaffen.

    So verheißungsvoll sich der Übernahmeplan anhört, er hat Schattenseiten. AMS selbst kündigt an, „mehrere hundert Stellen“ in Deutschland abbauen zu wollen. Insbesondere die Verwaltung und ähnliche Arbeitsplätze seien davon betroffen. Bis zu 120 Millionen Euro Personalkosten jährlich sollen dabei eingespart werden. Das dritte Standbein von Osram, die Digitalsparte, soll an Investoren verkauft werden. Daher auch der Widerwille der Osram-Chefs. Das betrifft laut Osram-Pressesprecher Jens Hack 4500 Mitarbeiter. Der Standort in Schwabmünchen und das Forschungslabor in Augsburg seien davon nicht betroffen.

    Die IG Metall befürchtet die Zerschlagung von Osram

    Auch die IG Metall befürchtet die Zerschlagung des Konzerns. In einer Pressemitteilung äußert sich die Gewerkschaft über das Übernahme-Angebot von AMS: „Die Osram-Beschäftigten haben in den vergangenen Jahren viel durchmachen müssen. Immer wieder sind sie mit harten Einschnitten und Sorgen um ihre Arbeitsplätze konfrontiert worden. Die Beschäftigten sehnen sich nach Sicherheit. Ein Investor, der schon im Vorfeld einen großen Personalabbau ankündigt, schürt hingegen Ängste.“ Nur wenige Stunden vor der Pressekonferenz von AMS senkte das Unternehmen die Mindestannahmeschwelle, ursprünglich lag sie bei 70 Prozent, angesichts gravierender Zweifel des Osram-Vorstands. In einer 90-seitigen Stellungnahme äußerten die Osram-Verantwortlichen die Befürchtung, dass AMS die geplante Milliardenfinanzierung nicht stemmen oder sich überheben könne.

    AMS arbeitet ungeachtet weiter an dem Zusammenschluss. Bislang hält das österreichische Unternehmen knapp drei Prozent der Aktien. „Wir werden weiter einkaufen, weil wir überzeugt von der Übernahme sind und die Aktie derzeit billiger als 38,50 Euro ist“, sagt Everke. Weiter will das Unternehmen fleißig Kredite aufnehmen, um sich auf die Integration von Osram vorzubereiten. Eine Kapitalerhöhung von 1,5 Milliarden Euro soll frisches Geld bringen. Bain Capital und Carlyle haben derweil Möglichkeit, ihr Angebot zu erhöhen. Sie halten sich bedeckt. Eine entsprechende Nachfrage unserer Redaktion blieb bislang unkommentiert. Osrams größter Anteilseigner Allianz Global Investors hält gut 9,6 Prozent der Aktien. Die Fondgesellschaft sieht beide vorliegenden Angebote unter dem Unternehmenswert. (mit dpa)

    Lesen Sie dazu auch: Bieterschlacht um Osram: Wie geht es den Mitarbeitern?

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