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Friedrich Merz trifft Donald Trump: Erwartungen und Sorgen deutscher Unternehmer

Zollstreit

Wie die Chefs von Fendt, Keim-Farben und Sortimo auf Merz‘ US-Besuch blicken 

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    Die Chefs der Unternehmen Fendt, Sortimo und Keim-Farben schauen auf den Besuch von Friedrich Merz in den USA.
    Die Chefs der Unternehmen Fendt, Sortimo und Keim-Farben schauen auf den Besuch von Friedrich Merz in den USA. Foto: Andreas Mohr, AGCO/Fendt, Marcus Merk, Ralf Lienert, AZ-Montage

    Es gibt vieles zu bereden, wenn Bundeskanzler Friedrich Merz am Donnerstag im Weißen Haus dem US-Präsidenten Donald Trump seine erste Aufwartung macht. Deutsche Unternehmen in den USA blicken wegen des Zickzack-Kurses der Trump-Administration nicht nur „deutlich pessimistischer“ in die Zukunft, wie eine aktuelle Unternehmensbefragung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zeigt. Das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) vermeldet zudem, dass hiesige Firmen im Februar und März gerade einmal 265 Millionen Euro in den USA investiert haben. In den 14 Jahren davor waren es laut IW noch 4,6 Milliarden Euro und damit 18-mal so viel. Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Region haben also einiges auf dem Herzen, was Merz ansprechen könnte. Wir haben drei von ihnen gesprochen:

    Rüdiger Lugert will mit Keim Farben noch in diesem Jahr in die USA expandieren.
    Rüdiger Lugert will mit Keim Farben noch in diesem Jahr in die USA expandieren. Foto: Marcus Merk

    Rüdiger Lugert, Keim Farben (Diedorf):

    Man hat mittlerweile das Gefühl, es liegt schon sehr lange zurück, dass wir mit den Amerikanern ein gemeinsames Wertefundament geteilt haben. Friedrich Merz sollte im Weißen Haus zunächst eher vorsichtig taktieren und Donald Trump auf jeden Fall Verständnis für sein Anliegen signalisieren, dass Europa mehr Geld für seine Sicherheit ausgibt. Das ganze Thema Ukraine sollte er meiner Meinung nach zunächst aussparen. Und wenn Trump sich mit seinem Vizepräsident J.D. Vance vor den Kameras auf den Umgang mit der AfD einschießt, sollte er entschieden auftreten, aber darauf Wert legen, das Thema im persönlichen Gespräch hinter den Kulissen zu diskutieren. Ich glaube tatsächlich, dass es ein Vorteil ist, dass Merz relativ groß ist. Wir haben das ja schon erlebt, Donald Trump tritt gerne auf wie der Pöbler auf dem Schulhof. Da ist es gut, wenn man physisch dem entgegentreten kann.

    Wir wollen noch in diesem Jahr in die USA expandieren. Derzeit erheben wir für unsere Kunden in den USA einen Aufschlag auf unsere Verkaufspreise und machen durch eine gesonderte Auszeichnung auch deutlich, dass sie diesen Mehrpreis aufgrund der US-Einfuhrzölle bezahlen müssen. Ich bin immer wieder erstaunt, dass auch Manager in den USA immer noch an das glauben, was Trump als seine Wirtschaftspolitik verkauft. Der Ton wird rauer und ich habe schon die Befürchtung, dass wir, vor allem im öffentlichen Bereich, Aufträge verlieren könnten, wenn auf unseren Produkten „Made in Europe“ und nicht „Made in USA“ steht. Der US-Markt ist weiter groß und interessant. Aber ich fürchte, dass Trumps neuesten Pläne für Steuersenkungen zu immenser Staatsverschuldung und einer Rezession in den USA führen werden.

    Fendt-Chef Christoph Gröblinghoff leitet den deutschen Ableger des US-Agrarkonzerns AGCO.
    Fendt-Chef Christoph Gröblinghoff leitet den deutschen Ableger des US-Agrarkonzerns AGCO. Foto: Andreas Mohr, AGCO/Fendt

    Christoph Gröblinghoff, Fendt (Marktoberdorf):

    Friedrich Merz ist ein langjähriger Transatlantiker und hat auch berufliche Erfahrungen in den USA sammeln können. Er kennt die kulturellen Unterschiede und weiß, wie man kritische Themen angemessen platziert. Aus diesem Grund wird er auch den richtigen Ton finden, um das Thema Zölle anzusprechen. Der amerikanische Präsident versteht sich als Geschäftsmann. Aus diesem Grund kann ihm an einem schlechten Deal nicht gelegen sein. Und Zölle wären ein ausgesprochen schlechter Deal - gerade auch für seine amerikanischen Bürger, die den Preis für viele Importprodukte teuer bezahlen müssten.

    Die Marke Fendt mit dem Hauptsitz in Marktoberdorf gehört seit 1997 zum amerikanischen AGCO Konzern mit Sitz in Duluth/Georgia. Die Zugehörigkeit zum Konzern hatte für uns in diesen 28 Jahren nur Vorteile: Wir haben Produktionsstandorte in Europa und den USA, wir greifen auf ein globales Vertriebsnetz zurück und wir können unseren Mitarbeitenden ein spannendes, internationales Arbeitsumfeld bieten. Gute Geschäftsbeziehungen und Vertrauen gehören für viele Fendt-Kolleginnen und Kollegen zum Berufsalltag. Auch unsere Kunden, die Landwirte und Farmer, finden sie auf beiden Seiten des Atlantiks. Sie kaufen unsere Maschinen, weil sie smarte Technik mit wirtschaftlichem Einsatz verbinden wollen, egal ob auf einem bayerischen Hof oder einer Farm in Indiana. Erhöhte Zölle hätten Auswirkungen auf beiden Seiten des Atlantiks. Die Einfuhr von Lieferteilen, Komponenten oder auch Maschinen würde sich erhöhen. Produkte würden teurer werden. Das kann keiner wollen.

    Aktuell ist es hauptsächlich eine Unsicherheit. Als Landtechnikhersteller verstehen wir uns als Teil der Agrarbranche. Unsere Maschinen werden entwickelt und gebaut für eine globale Landwirtschaft. Landwirte weltweit sind unsere Kunden. Die Handelszölle, die aktuell zwischen den USA und der EU besprochen werden, betreffen nicht nur Landmaschinen, es wird ja auch über Futtermittel für Tiere und Lebensmittel gesprochen. Die Auswirkungen würden uns alle empfindlich treffen. Aus diesem Grund muss eine Eskalation des Handelskonfliktes vermieden werden. 

    Reinhold Braun ist einer von zwei Geschäftsführenden Gesellschaftern bei Sortimo. Zudem ist er Präsident der IHK Schwaben.
    Reinhold Braun ist einer von zwei Geschäftsführenden Gesellschaftern bei Sortimo. Zudem ist er Präsident der IHK Schwaben. Foto: Ralf Lienert

    Reinhold Braun, Sortimo (Zusmarshausen):

    Im Mittelpunkt sollten der aktuelle Status und die zukünftige Entwicklung der transatlantischen Beziehungen stehen – sowohl zwischen Deutschland und den USA als auch im größeren Kontext der Europäischen Union. Es braucht einen klaren Dialog über gemeinsame strategische Ziele, wirtschaftliche Partnerschaften und technologische Zusammenarbeit. Hier gibt es viel Potenzial, das es zu nutzen gilt.

    Die größte Herausforderung liegt in der derzeitigen Unberechenbarkeit politischer Entscheidungen. Für Sortimo sind die Auswirkungen der Zoll- oder Handelspolitik der US-Regierung überschaubar. Wir haben unser Business Modell in den USA auf lokale Produktion ausgelegt und damit im Vorfeld resilient gestaltet. Entscheidend ist für uns, Trends frühzeitig zu antizipieren und unsere Strategien entsprechend erfolgreich anzupassen.

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