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Interview
08.08.2023

"In Deutschland hält sich eine historisch gewachsene Discount-Mentalität"

Mit einer besonderen Aktion hat die Penny Markt GmbH in der Woche vom 31. Juli bis 5. August für Aufsehen gesorgt: Neun Produkte wurden zu den "wahren Preisen" angeboten.
Foto: Marcus Merk

Bei einer Aktion bot der Discounter Penny Produkte zu den "wahren Preisen" an. Wie diese berechnet werden und was sich ändern muss, erklären Ökonom Tobias Gaugler und Wirtschaftsingenieurin Amelie Michalke.

Die Penny-Aktion, für eine Woche neun Produkte zu den "wahren Kosten" anzubieten, hat viel Aufsehen erzeugt. Frau Michalke und Herr Gaugler, Sie begleiten den Versuch wissenschaftlich, gemeinsam mit ihrem Team an der Technischen Hochschule Nürnberg und der Universität Greifswald. Sind Sie mit dem Verlauf der Aktion zufrieden?

Tobias Gaugler: Mein Telefon steht kaum mehr still - und das ist gut so. Die Aufmerksamkeit, die die Aktion bekommt, ist gewaltig. Unser Ziel ist es schließlich auch, mehr Bewusstsein für die Fehlbepreisung zu schaffen. Vor der Aktion haben wir eine Umfrage mit 3000 Teilnehmenden über ihr Konsumverhalten und ihr Umweltbewusstsein durchführen lassen. Diese werden wir nun noch einmal wiederholen und vergleichend auswerten. Erste Verkaufszahlen werden vermutlich diese Woche einlaufen. Anschließend widmen wir uns einer Marktanalyse, aus der auch politische Handlungsempfehlungen abgeleitet werden sollen.

Prof. Dr. Tobias Gaugler hat bereits vor einigen Jahren an der Universität Augsburg zu den wahren Kosten von Lebensmitteln geforscht und begleitet die Penny-Aktion nun wissenschaftlich.
Foto: Photoresque GmbH Augsburg

Haben Sie bereits eine Vermutung, wie sich die höher bepreisten Produkte verkauft haben?

Tobias Gaugler: Die Penny Markt GmbH hat bereits mit einer reduzierten Nachfrage gerechnet. Aus diesem Grund wurden Produkte ausgewählt, die länger haltbar sind. Von diesen Lebensmitteln hat der Discounter außerdem weniger Mengen als üblich bestellt. 

Bei den "wahren Kosten" der Produkte werden die negativen Auswirkungen der Lebensmittelproduktion sowie der Lieferketten auf Klima, Umwelt und Gesundheit einberechnet. Wer muss bislang für diese externen Kosten aufkommen?

Tobias Gaugler: Diese Kosten muss bislang - indirekt - die Gesellschaft über Steuern und andere Abgaben tragen. Und auch zukünftige Generationen werden für die zu günstigen Produkte büßen müssen. Der Status Quo unserer Lebensmittelbepreisung gleicht daher einem Marktversagen und widerspricht jeder ökonomischen Logik. Wir lügen uns selbst in die Tasche. Mit der Aktion versuchen wir aufzuzeigen, wie groß diese Lüge ist. 


Bevor es um die Schuld und Verantwortung der jeweiligen Akteure geht: Welche Faktoren spielen bei der Berechnung der "wahren Kosten" überhaupt eine Rolle?


Amelie Michalke: Ökobilanzen und Lebensmittelzyklen sind in der Tat hochkomplexe Modelle. Damit der Preisaufschlag für die Öffentlichkeit nachvollziehbar ist, haben wir uns für eine vereinfachte Darstellung entschieden. Im Grunde beruht die Rechnung auf vier Kategorien. In der Kategorie "Gesundheit" haben wir etwa die Giftigkeit von Pflanzengiften und die Feinstaubbelastung durch den Transport einbezogen. In der Kategorie "Boden" und "Wasser" geht es etwa um die Versauerung und Verunreinigung durch Düngemittel. Und in der vierten Kategorie "Klima" wurden unter anderem die CO2-Bilanzen berechnet. Anschließend haben wir uns angeschaut, welche Kosten die Emissionen bereits verursachen und das dann auf die Produkte umgelegt.

Dr. Amelie Michalke begleitet die Penny-Aktion zu den wahren Kosten von Lebensmitteln mit einer wissenschaftlichen Studie.
Foto: Anatoli Oskin, Universitätsbibliothek Augsburg

Um wie viel Prozent müssten unsere Lebensmittel im Schnitt teurer sein, damit sie klima- und sozialverträglich sind?

Amelie Michalke: Einen durchschnittlichen Preisaufschlag zu nennen, ist schwierig, weil die externen Kosten je nach Produktart unterschiedlich hoch sind. Daher bewegen sich die "wahren Kosten" in einer Spanne von 30 bis 90 Prozent über dem Realpreis. Fakt ist: Pflanzenbasierte und biologisch produzierte Produkte müssten nicht so viel teurer sein, weil die ökologischen und sozialen Folgen geringer sind. Während etwa das vegane Schnitzel bei Penny nur 5 Prozent teurer wurde, waren es bei den Würstchen 88 Prozent. 

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Sollte die Aktion also auch dazu aufrufen, weniger tierische Produkte zu konsumieren?

Tobias Gaugler: Um das klarzustellen: Wir möchten keinen Fleischverzicht fordern. Das schürt nur Grabenkämpfe. Vielmehr möchten wir einen gesellschaftlichen Dialog anstoßen. Das Problem darf aber nicht auf den Rücken der Landwirte und Konsumenten ruhen. Der größte Handlungsbedarf liegt in der Politik.

Welche Maßnahmen schweben Ihnen vor?

Tobias Gaugler: Eine extreme Lenkungswirkung hätte eine Klima-Dividende, also eine CO2-Bepreisung. Werden die Einnahmen komplett an die Bürgerinnen und Bürger erstattet, ist das der sozial fairste Weg. Dadurch profitieren auch die Personengruppen, die das Klima unterdurchschnittlich belasten. Eine andere sinnvolle Maßnahme wäre die Mehrwertsteuerbefreiung für klimaverträgliche Produkte.



Amelie Michalke: Am klügsten ist es natürlich, das landwirtschaftliche System so umzustellen, dass erst gar nicht so hohe externe Kosten entstehen. Konkret bedeutet das, dass eine Vielzahl an Nachhaltigkeitsmaßnahmen umgesetzt werden sollte, die entlang der Produktionskette von Lebensmitteln ansetzen.

Neben positiver Resonanz wird Penny für die Aktion Greenwashing vorgeworfen. Schließlich sorgen auch die Discounter dafür, dass die Lebensmittel zu günstig angeboten werden. In welcher Rolle sehen Sie die Supermarkt-Ketten?

Tobias Gaugler: Es ist kein Geheimnis, dass seit Jahren die Discounter-Riesen in einem Wettbewerb die Preise auskämpfen. Die - gefühlt schon immer - niedrigen Preise führen wiederrum zu einer niedrigen Zahlungsbereitschaft der Kundschaft. In Deutschland hält sich dadurch eine historisch gewachsene Discount-Mentalität. Auch die Penny Markt GmbH befindet sich in einem unlösbaren Dilemma: Sie kann entweder mit den diktierten Preisen mitgehen oder sie fährt Verluste ein. Penny weiß, dass ihre Märkte Teil des Problems, aber auch Teil der Lösung sein können. Doch ein einzelner Discounter kann sich unmöglich aus den bestehenden Marktstrukturen befreien. Daher ist wiederrum die Politik in der Pflicht, faire Strukturen zu schaffen. 

Zur Person: Prof. Dr. Tobias Gaugler, wohnhaft in Friedberg, lehrt an der Technischen Hochschule Nürnberg. Zuvor hat er an der Universität Augsburg im Bereich "True Cost Accounting", der Berechnung der gesamtgesellschaftlichen Kosten von Lebensmitteln, geforscht. Dr. Amelie Michalke studierte an der Universität Augsburg Wirtschaftsingenieurwesen und arbeitet nun als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Greifswald. 

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