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Kommentar: Von wegen "Menstruationsurlaub": Spaniens Vorstoß sollte zum Vorbild werden

Kommentar

Von wegen "Menstruationsurlaub": Spaniens Vorstoß sollte zum Vorbild werden

Fabian Kluge
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    Von wegen "Menstruationsurlaub": Spaniens Vorstoß sollte zum Vorbild werden
    Von wegen "Menstruationsurlaub": Spaniens Vorstoß sollte zum Vorbild werden Foto: dpa (Symbolbild)

    In Spanien erregt ein Gesetzesentwurf Aufsehen, der es Frauen ermöglichen soll, sich wegen heftiger Regelschmerzen bis zu drei Tage pro Monat krankschreiben zu lassen. "Menstruationsurlaub" nennen Kritiker die Krankheitstage abfällig. Dabei wagt Spanien einen Vorstoß, der längst überfällig ist.

    Denn "Menstruationsurlaub" mag sich für die meisten Frauen wie ein schlechter Scherz anhören: Laut Studien haben neun von zehn Frauen in Deutschland Beschwerden während ihrer Menstruation. Eine von zehn Frauen sogar so stark, dass sie für einen bis drei Tage nicht in der Lage ist, ihren normalen Alltag zu bewältigen, zeigt eine Erhebung der Techniker Krankenkasse. Und das jeden Monat. Der "Urlaub" sieht dann in etwa so aus: Betroffene haben starke Bauchkrämpfe, Blutungen, quälende Kopf- und Rückenschmerzen, manche sogar Erbrechen und Durchfall. Viele greifen zu Schmerzmitteln, die jedoch nicht immer helfen. Zu verlangen, dass man sich in diesem Zustand auf die Arbeit schleppt – egal, ob Mann oder Frau – ist absurd.

    "Menstruationsurlaub": Noch immer ist die Periode in der Gesellschaft ein Tabuthema

    Schon jetzt bleiben einige Frauen wegen Menstruationsbeschwerden zu Hause. Das Problem: Es wird nicht darüber gesprochen. Im Gegenteil. Betroffene schieben meist einen anderen Grund vor. Die Periode ist noch immer ein Tabuthema. In Werbungen für Menstruationsprodukte sind strahlende Frauen zu sehen. Erst seit wenigen Jahren werben Hersteller solcher Artikel mit einer roten statt einer blauen Flüssigkeit, die Blut simulieren soll – Always gar erst seit vergangenem Jahr. Wenn nun Frauen also zum Arzt gehen und sich ein Attest wegen Menstruationsschmerzen ausstellen lassen können, ohne Konsequenzen im Job fürchten zu müssen, wäre das ein großer Schritt auf dem Weg zur Enttabuisierung der Periode.

    Denn eine Sache darf durch solche Gesetzesentwürfe nicht passieren: die Stigmatisierung von Frauen. Das Recht auf Gesundheit als Vorwand herzunehmen, um Frauen weiterhin schlechter zu bezahlen, eher Männer als Frauen einzustellen oder Frauen als das schwache Geschlecht darzustellen, wäre diskriminierend und obendrein sexistisch. Stattdessen sollten solche Gesetze den Arbeitsalltag so gestalten, dass auch Frauen repräsentiert sind. Denn noch immer werden sie und ihre Gesundheit viel zu oft ausgeklammert. Spaniens Vorstoß sollte Vorbild für alle Länder – auch Deutschland – sein, mehr über Frauengesundheit zu sprechen.

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