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Lehrstellenoffensive: Damit später in der Fabrik alles rund läuft

Lehrstellenoffensive

Damit später in der Fabrik alles rund läuft

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    Carla Sommer prüft mithilfe eines Tablets, ob sie die Übungsmaschine richtig programmiert hat.
    Carla Sommer prüft mithilfe eines Tablets, ob sie die Übungsmaschine richtig programmiert hat. Foto: Christina Brummer

    Den Überblick behalten im Kabelsalat. Das ist, stark vereinfacht, bald der Job von Carla Sommer. Die 21-Jährige macht eine Ausbildung zur Elektronikerin für Betriebstechnik. Beim Hausgeräte-Hersteller BSH in Dillingen ist sie eine von sechs Azubis im zweiten Lehrjahr. Im September sollen es noch zwei mehr werden. „Ich kann jetzt auch Latte macchiato machen!“, ruft einer von Sommers Azubi-Kollegen triumphierend in die Runde. Zwar baut

    Das ist die Aufgabe an diesem Tag in der Lehrwerkstatt: Die Tablet-Kaffeemaschine richtig verkabeln und vor allem richtig programmieren, damit am Ende das Heißgetränk mit Milchschaumhäubchen rauskommt. Die Kabel, die mit dem Tablet verbunden sind, hängen an einem Steuerelement, das mit der richtigen Programmierung allerlei unterschiedliche Funktionen lenken kann. Damit werden auch große industrielle Produktionsanlagen gesteuert, erklärt Schwarz. Die Programmierung der Kaffeemaschine ist die Trockenübung für die Azubis, bevor es ans Eingemachte geht. „Es ist wichtig, dass sie einfache Programme selbst schreiben können“, erklärt die Ausbildungsleiterin.

    Der Schulungsraum, in dem die Azubis heute lernen, wirkt ein bisschen wie ein Physikklassenzimmer. Doch das ist es nur auf den ersten Blick. „Früher konnte man bei den Programmierübungen nur Lämpchen leuchten sehen und musste sich die Maschine vorstellen“, sagt Ausbildungsleiterin Cornelia Schwarz. „Heute können wir die Maschinen auf einem Tablet simulieren und sehen gleich, ob das Programm funktioniert.“ Dadurch, dass die Kaffeemaschine auf dem Tablet angezeigt werde, bekomme man gleich viel greifbareres Feedback. Dann läuft der Kaffee schon mal daneben oder in falscher Reihenfolge in den Becher. Dann heißt es: Ran ans Programm und Fehler suchen!

    Zunächst wollte Carla Sommer Tierarzthelferin werden

    Für Carla Sommer ist es spannender, Anlagen zu verkabeln, um dann nachher sehen zu können, ob all das, was man verkabelt hat, auch läuft. Für die 21-Jährige aus Weisingen ist die Ausbildung zur Elektronikerin nicht die erste. Zuvor hat sie Tierarzthelferin gelernt, wollte sich dann aber umorientieren. Bereits mit 16 habe bei ihr der Girls’ Day bei BSH, einem Berufsinformationstag für Mädchen, die Lust an der technischen Ausbildung geweckt. Nach dem Umweg über die Tierarzthelferin ist sie zurück zur Technik gekommen. „Der Vorteil ist schon, dass man in der Industrie immer gut einen Arbeitsplatz finden wird“, sagt Sommer. Angst haben vor zu vielen komplizierten Berechnungen müsse man nicht. „Man kann sich da reinarbeiten.“ Wichtig ist für Ausbildungsleiterin Schwarz zumindest eines: die Fähigkeit, logisch zu denken. Ein bisschen Interesse an Mathe und Lust, sich mit technischen Anlagen auseinanderzusetzen seien zudem ein Pluspunkt. Doch diese Lust hätten immer weniger Schulabgänger. Zumindest gehen, so die Beobachtung der Leiterin, die Bewerbungszahlen zurück, obwohl der Bedarf des Unternehmens an neuen Fachkräften eher wachse.

    Zur Ausbildung gehört auch Blockunterricht, den die Azubis im ersten Lehrjahr in Lauingen und in den darauffolgenden Jahren in der Berufsschule in Nördlingen absolvieren. Während ihrer dreieinhalbjährigen Ausbildung sind die Elektroniker jedoch nicht nur beim Trockenüben in der Lehrwerkstatt. Bei BSH wechseln sie immer wieder die Abteilungen. Dort können sie sich ein Bild machen, wie die Fertigungsmaschinen instand gehalten werden, aber auch Spezialanlagen geplant werden.

    Von der ersten Schraube bis zum letzten Rädchen

    Ausbildungsleiterin Schwarz zeigt auch, was Carla Sommer und ihre Mitschüler im dritten Lehrjahr erwartet: In einem Nebenraum der Lehrwerkstatt wird renoviert. In der Mitte ist jedoch noch zu sehen, womit es die Lehrlinge später einmal zu tun haben werden: Hier steht das Modell einer Fertigungsanlage. All das hätten Azubis selbst aufbauen müssen, erklärt Schwarz. Von der ersten Schraube bis zum letzten Rädchen, das das Produktionsband antreibt. Das Modell werde nach und nach erweitert und soll am Ende die Produktion eines Modellgeschirrspülers simulieren.

    Ebenso stehen die Wartung und das Programmieren eines Roboters auf dem Programm. Sind diese Aufgaben gemeistert, geht es für die künftigen Elektroniker an die wirklich großen Maschinen. Doch man muss sich kleine Ziele stecken, sagt Sommer. „Heute hoffe ich, dass erst einmal der Kaffee läuft. Morgen soll der Milchkaffee klappen.“

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