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Brauereien: Wird das Bier bald teurer? Preissteigerung trotz Absatzplus

Brauereien

Wird das Bier bald teurer? Preissteigerung trotz Absatzplus

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    Bierabsatz wächst wieder - dabei steht das Oktoberfest in München heuer erst noch an.
    Bierabsatz wächst wieder - dabei steht das Oktoberfest in München heuer erst noch an. Foto: Matthias Balk, dpa (Symbolbild)

    Der Absatz von Bier in Deutschland ist nach der Aufhebung der Corona-Beschränkungen im ersten Halbjahr 2022 gestiegen. Insgesamt setzten die in Deutschland ansässigen Brauereien und Bierlager in den sechs Monaten rund 4,3 Milliarden Liter Bier ab. Das waren 3,8 Prozent mehr als in der ersten Hälfte des Vorjahres, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte.

    Im Inland wurden 3,6 Milliarden Liter und damit 6,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum verkauft. Die Exporte in die EU (plus 6,6 Prozent) legten zu. Die Ausfuhren in die Staaten außerhalb der Gemeinschaft (minus 19,1 Prozent) sanken hingegen.

    Das voll besetzte Hacker-Pschorr-Bierzelt auf dem Oktoberfest. Auf der Wies'n 2019 wurden etwa 7,3 Millionen Maß Bier ausgeschenkt.
    Das voll besetzte Hacker-Pschorr-Bierzelt auf dem Oktoberfest. Auf der Wies'n 2019 wurden etwa 7,3 Millionen Maß Bier ausgeschenkt. Foto: Frank Leonhardt, dpa (Archivbild)

    Deutsche trinken wieder mehr Bier: Umsatz bis Juni 2022 gestiegen

    Die großen Marken konnten dem Branchendienst "Getränke-Inside" zufolge im ersten Halbjahr durch die Bank ihre Absätze deutlich steigern, weil im Vergleich zu 2021 insbesondere das Fassbier wieder lief, das in Kneipen und auf Festen ausgeschenkt wird. Die Veltins-Brauerei aus dem Sauerland hat in der ersten Jahreshälfte so viel Bier wie noch niemals zuvor abgesetzt. Trotz des Anstiegs lag der Bierabsatz im ersten Halbjahr um 5,5 Prozent unter dem Niveau von 2019, also vor der Pandemie. Das Statistische Bundesamt wies daraufhin, dass der Absatz des Gerstensaftes seit Längerem kontinuierlich zurückgeht.

    Brauereien in Deutschland kämpfen mit eigenem Energieverbrauch

    Doch rosig sind die Aussichten der Brauereien trotzdem nicht. Das Braumalz ist bereits doppelt so teuer wie vor der Corona-Krise und die Energiepreise schießen in astronomische Höhen. "Die Folgen der Ukraine-Krise und der Inflation stellen uns vor weit größere Probleme als es Corona je vermocht hätte", sagt Christoph Köhler von der Darmstädter Privatbrauerei. Vor dem Winter haben die Brauer größte Sorgen, wie sie ihre energieintensive Produktion aufrechterhalten sollen.

    Der Deutsche Brauer-Bund schlägt Alarm, weil es trotz moderner Technik nahezu unmöglich sei, bei der Bier-Produktion Gas als wichtigsten Energieträger zu ersetzen. Brauereien tun im Grunde nichts anderes, als jeden Tag große Mengen Flüssigkeit zu erhitzen und dann wieder abzukühlen. Man sei nach der Chemie die Branche mit dem zweithöchsten Energieverbrauch, klagt Brauer-Bund-Hauptgeschäftsführer Holger Eichele. Die Folgen seien absehbar: "Immer mehr mittelständische Betriebe gehen in die Knie, Lieferketten stehen vor dem Kollaps." Zuletzt warnten Experten davor, dass die weltweite Bierproduktion sinken könnte.

    Energie, Malz, Flaschen und Kästen: Alle Bier-Vorprodukte werden teurer

    Tatsächlich sind auch nahezu alle Vorprodukte für das eigentlich simple Produkt Bier teurer geworden, berichtet der Darmstädter Brauer Köhler. Malz, Etiketten, Flaschen, Kästen: Zwischen 20 und 100 Prozent haben die Lieferanten draufgeschlagen, ein Ende ist nicht in Sicht. Bei einer Umfrage des Münchner Ifo-Institutes berichteten 70,5 Prozent der Getränkehersteller von entsprechenden Beschaffungsproblemen. Die ersten Betriebe haben laut Ifo aus Flaschenmangel bereits die Produktion gedrosselt.

    Die Veltins-Brauerei hat dagegen ein Rekord-Halbjahr hinter sich, warnt aber dennoch: "Nahezu alle Kostenblöcke sind in die Höhe geschnellt. Die Energie bleibt der große Kostentreiber der Brauwirtschaft."

    Teure Bier-Produktion zieht wahrscheinlich höhere Preise nach sich

    Wenn überhaupt durchgehend genug Gas zur Verfügung steht: Die Darmstädter Privatbrauerei denkt aktuell über die Anschaffung von Zweistoffbrennern nach, die alternativ auch mit Öl statt mit Gas betrieben werden können. Im Fall einer Gassperre hätte man so wenigstens noch eine Alternative, meint Brauer Köhler. 

    Die Bierproduktion ist sehr energieintensiv, deshalb sind die Brauereien stark vom Gaspreis betroffen.
    Die Bierproduktion ist sehr energieintensiv, deshalb sind die Brauereien stark vom Gaspreis betroffen. Foto: Rainer Jensen, dpa (Symbolbild)

    Während Veltins-Chef Michael Huber noch verspricht, im zweiten Halbjahr keine weitere Preiserhöhung anzustreben, sagt der Südhesse Köhler: "Preiserhöhungen sind absolut nicht zu vermeiden." Er weist auf ein weiteres Problem hin: Den Gastronomiepartnern fehlen trotz bestem Biergartenwetter die Leute, um die Getränke unters Volk zu bringen. "Ich kenne keinen Gastronomen, der nicht sofort vier bis fünf Leute einstellen würde, wenn er sie denn bekäme." (dpa)

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