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Tag des geistigen Eigentums: Plagiarius: Warum Plagiate ein so großes Übel sind

Tag des geistigen Eigentums

Plagiarius: Warum Plagiate ein so großes Übel sind

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    Ein Mehrweg-Besteckset von Koziol (links), und rechts daneben eine Fälschung des Produkts.
    Ein Mehrweg-Besteckset von Koziol (links), und rechts daneben eine Fälschung des Produkts. Foto: Aktion Plagiarius e.V.

    Eine Melodie, eine Zeichnung, eine technische Idee, ein ausgefuchstes Design: All das ist geistiges Eigentum. Unternehmen, Tüftlerinnen und Künstler müssen sich häufig auch mit der Schattenseite ihrer Kreativität auseinandersetzen: Plagiaten. Wer seine eigenen Ideen und Produkte vermarktet, sieht nicht selten kurz darauf Fälschungen davon auf dem Markt. Massenproduziert – verkauft zu Bruchteilen des Originalpreises. Das schadet nicht nur den eigentlichen Herstellern, sondern auch Verbrauchern, die qualitativ minderwertige Produkte bekommen. Um auf den Ideen-Klau aufmerksam zu machen, verleiht der Verein Aktion Plagiarius jährlich einen Preis für die dreistesten Fälschungen. Heuer am Tag des geistigen Eigentums, also diesen Dienstag.

    Acht Fälschungen werden 2022 mit dem Plagiarius ausgezeichnet

    Der Plagiarius, ein Gartenzwerg mit goldener Nase, ist einNegativpreis, den wohl keiner gerne verliehen bekommt. In aller Regel nehmen die angeprangerten Fälscher den bereits zum 46. Mal vergebenen Schmähpreis nicht entgegen. Verdient hätten ihn weltweit wohl viele: Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat den weltweiten Schaden durch Fake-Produkte für das Jahr 2019 auf 412 Milliarden Euro geschätzt, was rund 2,5 Prozent des Welthandels entspreche.

    Die Jury hat diesmal acht besonders freche Plagiatsfälle ausgewählt, bei denen die geschützten Originale den Nachahmer-Produkten gegenübergestellt werden. Darunter ein Hemddesign des Modelabels Germens aus Chemnitz. Blaue, gelbe, grüne und weiße Schlieren, die für das Chemnitzer Unternehmen von einem Künstler designet wurden, finden sich nahezu eins zu eins auf dem Plagiats-Hemd eines anderen Unternehmens wieder.

    Aliki Busse ist Juristin und Mitglied des Plagiarius Vereins. Sie sagt: „Beim Plagiarius geht es in erster Linie darum, was moralisch verwerflich ist, nicht zwingend juristisch.“ Volkswagen hat bei den Initiatoren etwa eine Radzierblende eingereicht. Die Nachahmer verwiesen zwar darauf, dass es kein Originalprodukt sei, auf der Blende wurde aber das VW-Logo kopiert. Busse erklärt: „Volkswagen schützt sein geistiges Eigentum weltweit und geht rechtlich gegen das Unternehmen vor.“ In dem Fall stünde nun ein langwieriges Gerichtsverfahren an.

    Sonderpreis für Multifunktionswerkzeug mit über 9500 bekannten Plagiaten

    Eine „Sonderauszeichnung“ erhalten jene, die das Design des Schaltschrankschlüssel TwinKey der Wuppertaler Firma Knipex kopiert haben. Mehr als 9500 Fälschungen wurden bereits auf diversen Online-Plattformen gefunden. Firmenchef Gustav Putsch schildert: „Wir konnten die Angebote in den meisten Fällen sperren lassen, aber man kann sich sicher vorstellen, welchen riesigen Aufwand das für uns bedeutet.“ Das handliche Werkzeug, das aussieht wie ein kleiner Schraubenschlüssel-Stern, wurde mit billigen Materialien und schlecht verarbeitet kopiert. Verbraucher hatten entsprechend Probleme mit den Fälschungen. Juristin Busse appelliert an alle, sich dieses Risikos bewusst zu sein. Präzision und Zuverlässigkeit spielten eine erhebliche Rolle, wenn Produkte zum Beispiel in Werkzeugmaschinen eingesetzt würden.

    Koziol hat zwanzig Jahre an der Idee gearbeitet, bevor sie umgesetzt wurde

    Ein ähnlicher Fall, in dem die Genauigkeit eines Produkts relevant für den Einsatz ist, ist die Fälschung des Druckmessgeräts der Firma Wika. Das Gerät, das bei chemischen und verfahrenstechnischen Prozessen verwendet wird, sollte sehr präzise den Druck in Bar anzeigen. Die Fälschung ist jedoch weder verlässlich noch robust. Dabei täuschten die Macher zudem mit dem Label „Made in Germany“, um zusätzliches Vertrauen zu gewinnen. Im Extremfall, so hieß es am Montag bei der Plagiarius-Pressekonferenz, könnte durch einen falschen Messwert eine Explosion ausgelöst werden.

    Den ersten „Preis“ bekommt ein Plagiat des „Klikk“-Bestecks von Koziol. Das gefälschte Mehrweg-Besteckset wurde in Australien verkauft und in China hergestellt. Original-Entwickler Stephan Koziol verzieht in einem eingespielten Videobeitrag den Mund. Er hält die Kopie in den Händen, die Schneide des Messers lässt sich komplett verbiegen. Er sagt: „Ich habe zwanzig Jahre an der Idee gefeilt und dann hat es noch mal drei Jahre gebraucht, bis das Besteck produktionsreif war. Es sollte sich nicht verbiegen lassen.“ (mit dpa)

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