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Dermatologie: Reduzierte Keimvielfalt bei Neurodermitis

Dermatologie

Reduzierte Keimvielfalt bei Neurodermitis

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    Offenbar ist bei Neurodermitis die Vielfalt der Keime auf der Haut eingeschränkt.
    Offenbar ist bei Neurodermitis die Vielfalt der Keime auf der Haut eingeschränkt. Foto: Oliver Berg (dpa)

    Welche Rolle spielen die Keime auf der Haut (in ihrer Gesamtheit "Mikrobiom" genannt) bei der chronisch-entzündlichen Hautkrankheit Neurodermitis? Das versuchen Wissenschaftler derzeit zu ermitteln. Beteiligt an Studien hierzu ist auch das Augsburger Klinikum: Professor Claudia Traidl-Hoffmann, Chefärztin am Klinikum Augsburg und Direktorin des Instituts für Umweltmedizin am Universitären Zentrum für Gesundheitswissenschaften UNIKA-T, forscht mit ihrem Team an Möglichkeiten, das Hautmikrobiom zu beeinflussen - und so die Entzündung bei Neurodermitis in den Griff zu bekommen. Viele Patienten sind gegenüber Hausstaubmilben oder Pollen sensibilisiert und reagieren mit einem Ekzem auf den entsprechenden Kontakt. In einer aktuellen Studie, über die kürzlich auch die ARD berichtete, wurde bei einer kleinen Gruppe von Patienten ein Ekzem durch Auftragen von Pollen oder Hausstaubmilben auf den Rücken ausgelöst. Anschließend wurden die Ekzeme mit einer probiotischen Creme behandelt, einer Creme also, die die "guten" Bakterien auf der Haut ernährt. Und bei dieser Studie, so Traidl-Hoffmann, gebe es "tolle Ergebnisse". Es habe sich gezeigt, dass die Creme ebenso wirksam gewesen sei wie ein schwaches Cortison-Präparat. Diese Ergebnisse seien natürlich vorläufig, schränkt die Professorin ein, man müsse auf Resultate aus größeren Studien warten. Das Thema Mikrobiom und Neurodermitis sei zudem hochkomplex, "aber ich glaube, dass darin die Zukunft liegt", sagt Traidl-Hoffmann. Würden eines Tages die Mechanismen verstanden, mit denen die Haut ihren Keimbestand reguliert, bestünde die Möglichkeit, eine Neurodermitis auf ganz andere Art und Weise zu behandeln als heute. Hinweise auf die Bedeutung des Mikrobioms für die Erkrankung gebe es schon lange, so Traidl-Hoffmann. Man wisse seit Jahrzehnten, dass der Keim Staphylococcus aureus auf Neurodermitiker-Haut gehäuft zu finden sei, und man wisse auch, dass er die Erkrankung verschlechtern könne. Inzwischen jedoch schaue man nicht mehr nur auf diesen einen Keim, sondern auf die Gesamtheit aller Keime - so, wie das beim Darm schon länger der Fall ist. Offenbar sei bei Neurodermitis die Vielfalt der Keime auf der Haut eingeschränkt. Und: Je geringer die Vielfalt, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit für ein Ekzem. Auch eine geringe Keimvielfalt im Darm lasse das Allergierisiko steigen. "Anscheinend ist es eine gesunde Mischung von Keimen, die wir brauchen", folgert Traidl-Hoffmann. In einer internationalen Studie, an der Forschergruppen in Bonn, St. Gallen, Zürich und Davos beteiligt seien, will man dem Hautmikrobiom weiter auf den Grund gehen - "und Augsburg ist dabei", freut sich die Professorin. Sie hofft, dass Ärzte Untergruppen von Neurodermitis eines Tages auch anhand des individuellen Mikrobioms werden diagnostizieren können.

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