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Deepwater Horizon: Die BP-Ölkatastrophe ist noch lange nicht vorbei

Deepwater Horizon

Die BP-Ölkatastrophe ist noch lange nicht vorbei

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    April 2010: Die brennende Ölplattform «Deepwater Horizon» im Golf von Mexiko.
    April 2010: Die brennende Ölplattform «Deepwater Horizon» im Golf von Mexiko. Foto: US Coast Guard (dpa)

    Direkt nach der Explosion der BP-Bohrinsel "Deepwater Horizon" vor fünf Jahren schwamm ein Ölteppich von der Größe Jamaikas im Meer. Heute lassen sich immer noch Teer-Klumpen an der Küste Lousianas aufsammeln. Welche späten Folgen die Öl-Katastrophe noch mit sich bringen wird, ist auch fünf Jahre nach dem "Deepwater Horizon"-Unglück unklar.

    Massive Umweltverschmutzung nach Ölkatastrophe

    Die schwersten Ölkatastrophen

    26. März 1967: Vor der südenglischen Küste ereignet sich das erste große Ölunglück. Dort verunglückt der Tanker "Torrey Canyon". Er verliert 117.000 Tonnen Öl. Weite Teile der englischen und französischen Küste sind von der Katastrophe betroffen. Zahllose Seevögel verenden grausam.

    12. März 1976: Der spanische Öltanker "Urquiola" verliert ungefähr 95.000 Tonnen seiner todbringenden Fracht. Aufgrund mehrerer Explosionen an Bord gerät das Schiff außer Kontrolle. Es kollidiert mit einem Felsen vor der spanischen Atlantikküste.

    16. März 1978: Ein verheerender Unfall hat sich vor der bretonischen Küste zugetragen. Auf der "Amoco Cadiz" waren die Ruder ausgefallen. Der dadurch manövrierunfähig gewordene Öltanker rammte einen Felsen und verlor 223.000 Tonnen Rohöl. Die zum Teil noch unberührte Küste wurde nachhaltig geschädigt. In Europa hat es bisllang keine folgenschwerere Ölpest gegeben.

    3. Juni 1979: Mehr als zehn Monate lang versuchte man im Golf von Mexiko mit allen Kräften das Bohrloch zu schließen, welches die havarierte mexikanische Bohrinsel Ixtoc I. hinterlassen hatte. Unfassbare 1.400.000 Tonnen Rohöl konnten ungehindert ins Meer fließen. Ein Desaster für Wirtschaft und Ökosysteme.

    19. Juli 1979: Auf offener See vor Tobago kollidieren zwei Öltanker, die in einen tropischen Sturm geraten waren. Aus der "Atlantic Empress" strömen 287.000 Tonnen Öl ins Meer. 29 Seemänner verlieren dabei ihr Leben.

    23. März 1989: Ein weiterer folgenreicher Ölunfall ereignet sich vor der Küste Alaskas. Die Exxon Valdez auf ein Korallenriff aufläuft. 42.000 Tonnen Rohöl treten aus und verseuchen mehr als 2000 Kolometer des Küstenstreifens. Zahllose Seevögel, Fische, Otter und Wale finden ein qualvolles Ende. Noch heute sind die Folgen sichtbar. Der Unglückstanker ist nach wie vor in Betrieb, lediglich der Name wurde geändert.

    11. April 1991: Vor Italien sinkt der Öltanker "Haven" infolge einer Explosion. Sechs Menschen verlieren ihr Leben und rund 50.000 Tonnen Rohöl fließen ins Mittelmeer. --- 1991: Im selben Jahr ereignet sich ein gigantisches Öl-Inferno infolge des Golfkrieges. Irakische Truppen entzündeten kuwaitische Ölfelder, bombardierten einige Lagerstätten und zerstörten mehrere Tanks. Enorme Öl-Mengen gelangen unkontrolliert in den Persischen Golf und verheeren die Küste.

    Oktober 1994: Aus einer maroden Pipeline strömen viele Tonnen Öl in die russische Taiga. Dieser Zustand wurde viele Jahre lang ignoriert.

    15. Februar 1996: Vor Wales kollidiert die "Sea Empress" mit einem Felsen. 72.000 Tonnen Rohöl laufen aus dem verunglückten Tanker ins Meer.

    25. Oktober 1998: Der Holzfrachter "Pallas" läuft vor Amrum auf Grund. Aus dem brennenden Schiff entweichen viele Liter Schweröl. Das Öl verursacht schwere Schäden im Wattenmeer. Zahlreiche Fische und Vögel verenden jämmerlich.

    12. Dezember 1999: Mehrere hundert Kilometer vor der bretonischen Küste gerät die "Erika" in Seenot und bricht entzwei. Viele Tausend Tonnen Rohöl gelangen ins Meer und verseuchen die Küste. Die ökologischen Konsequenzen sind fatal.

    19. November 2002: Ein paar Jahre später ereilt den 240 Meter langen Öltanker "Prestige" dasselbe Schicksal. Das Schiff verunglückt vor Galizien. 64.000 Tonnen Schweröl verpesten weite Teile der französischen und spanischen Küste. Wie die "Erika" hatte auch die "Prestige" schon einige Jahre auf dem Buckel. Bis heute wurde das Wrack nicht geborgen.

    Oktober 2009: Ein tragisches Unglück ereignet sich auf einer australischen Bohrinsel in der Timorsee. Zehn Wochen lang gelingt es nicht, die undichte Stelle zu schließen. Über zwei Millionen Tonnen Öl können ungehindert ins Meer austreten. Die Folgen für das hochsensible Ökosystem sind katastrophal. Die Region gehört zur Zugroute von Wasserschildkröten und Delphinen.

    21. April 2010: Eine der fatalsten Ölkatastrophen ereignete sich 2010 auf der Ölplattform "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko. Elf Menschen kamen dabei ums Leben. Als die Bohrinsel infolge eines Feuers havarierte, gelangten innerhalb von drei Monaten eine Millionen Tonnen Rohöl ins Meer. Besonders schlimm hat es das Naturreservat Mississippi-Delta getroffen. Dort werden sich die verheerenden Folgen noch lange abzeichnen.

    Denn die Explosion der Bohrinsel hat Folgen in Ausmaßen mit sich gebracht, die davor vielleicht niemand geahnt hatte. Die "P&J Oyster Company" zum Beispiel, ein Familienbetrieb mit 139 Jahren Erfahrung, wurde von dem Unglück von "Deepwater Horizon" aus der Bahn geworfen. Statt eifrigem Hochbetrieb herrscht dort nun morgendliche Stille. Al Sunseri knackt alleine Muscheln in einer Halle. Die Ölkatastrophe hat durch die Verunreinigung der Gewässer viele Menschen den Lebensunterhalt gekostet.

    "Deepwater Horizon" brannte 36 Stunden, bevor das Metallgebilde im ebenfalls brennenden Meer versank: Gas hatte auf der schwimmenden Bohrplattform erst eine Explosion, dann einen Großbrand ausgelöst. Elf der 126 Arbeiter auf der Bohrinsel kamen ums Leben. Der Ölteppich, der die folgenden Wochen das Meer verunreinigte, verklebte die Küste und tötete zahlreiche Tiere. Noch immer muss der Golf von Mexiko gereinigt werden. BP und die US-Regierung streiten über den Erfolg bisheriger Maßnahmen. dpa/sh

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