Startseite
Icon Pfeil nach unten
Geld & Leben
Icon Pfeil nach unten

Vogelgrippe 2017: Experten sehen die Vogelgrippe in Europa noch nicht gebannt

Vogelgrippe 2017

Experten sehen die Vogelgrippe in Europa noch nicht gebannt

    • |
    Müssen Hühner wegen der Vogelgrippe viele Wochen im Stall bleiben, führt das bei ihnen zu Stress und Aggressionen.
    Müssen Hühner wegen der Vogelgrippe viele Wochen im Stall bleiben, führt das bei ihnen zu Stress und Aggressionen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa, Symbol

    Die Vogelgrippe-Epidemie ist in den vergangenen Monaten in Europa deutlich abgeflaut. Angesichts weiter auftretender Fälle sehen Experten die Gefahr erneuter Ausbrüche in Deutschland aber noch nicht als gebannt an. So sei das Virus Anfang Juli in Geflügelhaltungen in Belgien und Frankreich und seit Mitte Juli in 13 Beständen in Norditalien aufgetreten, sagte die Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Elke Reinking, auf der Insel Riems (Greifswald) am Mittwoch. 

    In Italien waren Haltungen mit mehreren Hunderttausend Hühnern und Puten betroffen - zuletzt Anfang August ein Bestand in der Region Mantua. Auch unter Wildvögeln, die als größtes Einschleppungsrisiko gelten, ist der Erreger H5N8 weiter präsent. Zuletzt wurde Anfang August in Großbritannien (North Norfolk) ein Höckerschwan positiv getestet.

    Aufgrund der letzten Fälle in Europa sei davon auszugehen, dass das Virus nach wie vor in der Umwelt vorkomme, sagte Reinking. Durch die wärmeren Temperaturen und die stärkere UV-Strahlung im Sommer würden die Viren in der Umwelt schneller inaktiviert. Das Einschleppungsrisiko in Gebieten mit Wildvogel-Nachweisen werde daher nicht mehr als hoch, sondern als mäßig eingestuft. 

    Vogelgrippe: Ausbrüche von H5N1 im Sommer 2007

    Für Gebiete, in denen es längere Zeit keine Nachweise bei Wildvögeln gegeben habe, könne nicht automatisch auf eine Virusfreiheit geschlossen werden, erklärte Reinking. Trotz der für den Erreger eher ungünstigen Witterungsbedingungen sind auch in Deutschland Vogelgrippefälle im Sommer möglich - wie Ausbrüche von H5N1 im Hochsommer 2007 belegten.

    Vogelgrippe H5N8, H5N1 H7N9, H5N8: Zahlen und Fakten

    Viele Vogelgrippe-Viren können Symptome beim Menschen auslösen. Als besonders gefährlich haben sich in den vergangenen Jahren H5N1 und H7N9 erwiesen.

    Durch natürliche Genveränderungen entstehen fortwährend neue Varianten der Vogelgrippe-Viren.

    Die Ziffern hinter H und N stehen für Oberflächenstrukturen, anhand derer die Viren Subtypen zugeordnet werden.

    Eine Infektion eines Menschen mit H5N1 war erstmals 1997 in Hongkong nachgewiesen worden.

    Von 2003 bis 2013 seien etwa 650 Infektionen mit dem Erreger registriert worden, berichten Wissenschaftler. In insgesamt 15 Ländern seien mehr als 380 Menschen daran gestorben.

    Bei H7N9 ist der erste Nachweis im März 2013 erfolgt.

    Im Januar 2014 starb in Nordamerika erstmals ein Mensch an der Vogelgrippe. Eine Kanadierin, die China besucht hatte, erlag den Folgen einer Infektion mit dem Virus H5N1.

    China ist wegen des oft engen Miteinanders von Mensch und Vieh besonders von Übertragungen auf den Menschen betroffen.

    Experten befürchten, dass auf diese Weise einmal eine globale Pandemie ihren Ursprung nehmen könnte.

    Auf einem Geflügelhof im Münsterland wurden bei einer Pute im Herbst 2014 Vogelgrippe-Erreger vom Typ H5N2 entdeckt. Einige Tiere waren zuvor auch in den Handel gelangt.

    Im Herbst 2016 wurde in mehreren europäischen Ländern eine gefährliche Vogelgrippen-Variante vom Typ H5N8 nachgewiesen.

    Begünstigende Faktoren für ein Aufflammen könnten nach Einschätzung des FLI die in den kommenden Monaten niedrigeren Temperaturen und die geringere UV-Strahlung sein. Unter diesen Bedingungen könne der Erreger länger in der Umwelt überleben. Auch die Zugvogel-Aktivitäten nehmen im Herbst wieder zu, so dass der Erreger wieder schneller aus anderen Regionen nach Mitteleuropa getragen werden könnte.

    Zuletzt war in Deutschland am 9. Mai ein Kleintierbestand mit Hühnern im Kreis Lippe (Nordrhein-Westfalen) positiv getestet worden. Dort wurde ebenfalls ein infizierter Bussard entdeckt.

    Zuletzt 1150 Vogelgrippe-Fälle in Deutschland

    Von November 2016 bis Mitte Mai 2017 wurden in Deutschland insgesamt 1150 Fälle bei Wildvögeln und 107 Ausbrüche bei gehaltenen Vögeln (92 Geflügelhaltungen und 15 Zoos oder Tierparks) gemeldet. Europaweit waren 29 Staaten betroffen. Damit sei die Geflügelpest-Epidemie die bislang schwerste und am längsten andauernde in Europa überhaupt, hieß es vom FLI. dpa/AZ

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden