Italienische Forscher haben vor der Südküste Italiens ein Naturphänomen entdeckt: Auf mindestens 2,5 Kilometern Länge erstreckt sich vor der Küste der Stadt Monopoli in der Region Apulien ein mesophotisches Korallenriff. Zum ersten Mal überhaupt haben Wissenschaftler damit ein Riff dieser Art im Mittelmeer entdeckt. Im Fachmagazin Nature bezeichnen die Forscher der Aldo-Moro-Universität in Bari die Struktur als "einzigartige Lebenswelt". Insgesamt 153 verschiedene Tier- und Pflanzenarten konnten die Wissenschaftler in dem Riff nachweisen.
Das Korallenriff liegt 30 bis 55 Meter unter dem Meeresspiegel
Mesophotische Riffe kommen typischerweise in 30 bis 40 Metern Tiefe vor. Manche konnten sogar noch 200 Meter unter dem Meeresspiegel nachgewiesen werden. Im Gegensatz zu den Korallenriffen in tropischen Regionen können die mesophotischen Strukturen in verschiedenen Gegenden vor. Sie sind jedoch ein seltenes Naturphänomen.
Denn die Bedingungen, unter denen sich die Riffe bilden, sind für die Organismen in allen Ozeanen eine Herausforderung: Die Korallen müssen mit sehr wenig Licht auskommen. Daher auch die Bezeichnung "mesophotisch" - mit dem Begriff bezeichnen Forscher die untere Zone der durchlichteten Schicht in Gewässern. Über dieses ganz besonderen Ökosystem ist vergleichsweise wenig bekannt. Das liegt auch daran, dass 30 Meter unter dem Meerespiegel das Tauchen gefährlich wird und deshalb nur wenige Forscher zu den Korallenriffen vordringen können.
Korallenriffe im Mittelmeer werden weniger und schrumpfen
Die schlechte Zugänglichkeit ist nicht einzige Grund, weshalb das neu entdeckte Naturphänomen vor Monopoli kein Touristenmagnet werden dürfte. Denn im Vergleich zu tropischen Riffen, wie zum Beispiel dem Great Barrier Reef in Australien, sind mesophotische Strukturen weniger farbenprächtig.
Ähnlich wie ihre tropischen Verwandten sind aber auch die Riffe des Mittelmeeres bedroht. Wie die italienischen Forscher erklären, waren in dem Gewässer Korallenriffe unterschiedlicher Art früher einmal weit verbreitet. Inzwischen sind sie jedoch seltener geworden.