
Gesundheitsminister Gröhe äußert sich zur Impfpflicht in Italien

Angesichts der grassierenden Masernepidemie hat Italien trotz mehrerer Proteste eine Impfpflicht für Kinder eingeführt. In Deutschland scheiden sich die Meinungen: FDP ist dafür, CDU sieht das kritisch.
In Italien drohen Impfgegnern jetzt empfindliche Strafen. Angesichts der grassierenden Masernepidemie hat sich die italienische Regierung zu einer harten Maßnahme entschlossen, die in manchen Kreisen zu lauter Kritik führt: Kinder, die nicht geimpft sind, sollen künftig nicht mehr in Krippen, Kindergärten oder Vorschulklassen aufgenommen werden. Eltern, die ihre schulpflichtigen Kinder ab sechs Jahren nicht impfen lassen, müssen mit hohen Bußgeldern rechnen.
Hermann Gröhe sieht die Impfpflicht in Italien kritisch
Mit den Pflichtimpfungen will die Regierung der rasant steigenden Maserninfektionen in Italien entgegenwirken. Bis Mitte Mai wurden 2395 Fälle registriert. Im gesamten Vorjahr gab es nur 860 gemeldete Fälle. 89 Prozent der Kranken waren in diesem Jahr nicht geimpft. Nicht nur gegen Masern müssen die Kinder durch Impfungen geschützt werden, sondern auch gegen elf weitere Krankheiten. Dazu zählen Hirnhautentzündung, Tetanus, Kinderlähmung, Mumps, Keuchhusten und Windpocken, der Ministerpräsident Paolo Gentiloni am Freitag erklärte.
Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sieht hingegen die Einführung einer Impfpflicht eher kritisch. Er glaubt, dass die Ausbreitung von Masern in Deutschland auch ohne eine solche scharfe Maßnahme gestoppt werden kann. So sei bereits jetzt der Nachweis einer Impfberatung bei der Anmeldung zum Kindergarten Pflicht, sagte Gröhe der Deutschen Presse-Agentur. Nicht Impfverweigerer seien das große Problem, sondern Eltern, die nach der ersten Standardimpfung nicht zum Arzt zurückkämen.
Auch in Italien sind die Meinungen zur Impfpflicht sehr unterschiedlich. Aus dem Erziehungsministerium und dem Protest der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung kam Widerstand gegen die Impfpflicht, doch Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin hatte sich seit Wochen für die Maßnahme stark gemacht. Die Bewegung sieht in dem neuen Gesetz ein "Geschenk für die Pharmaindustrie". Lorenzin hingegen sprach am Freitag von einer "sehr starken Botschaft an die Bevölkerung".
FDP fordert Impfpflicht in Deutschland
Weil immer mehr Eltern sich gegen eine Impfung ihrer Kinder entscheiden, fordert die FDP auch in Deutschland eine allgemeine Impfpflicht für alle Kinder bis 14 Jahre. Eltern, die ihre Kinder nicht impfen, gefährden dabei wohl nicht nur ihre eigenen Kinder. "Denn auch das Erziehungsrecht der Eltern kennt Grenzen, wenn es zulasten des Wohlergehens und der Gesundheit des Kindes geht", heißt es in einem Antrag der FDP.
Im Vergleich zum Vorjahr 2015 haben sich rund 18 Prozent weniger Menschen gegen die Masern impfen lassen, teilt die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) unter Berufung auf Berechnungen des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts mit. Nur 1,9 Millionen Impfdosen seien 2016 von Apotheken an Ärzte abgegeben worden: Im Vorjahr war nach einem großen Masernausbruch in Berlin laut Angaben der Absatz auf 2,3 Millionen Impfdosen angewachsen - damals ein Zuwachs um 46 Prozent verglichen zu 2014.
"Kinder sollten deshalb zum Schutze ihrer körperlichen Unversehrtheit ein Recht auf Impfschutz erhalten. Zudem sollen sich die nötigen Impfungen an den Empfehlungen der ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Instituts orientieren", hieß es in dem Antrag. Auch Kinderärzte sollen den Beschluss unterstützen, indem sie die Erziehungsberechtigten auf die Impfpflicht hinweisen. afp, AZ, dpa
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