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Medizin: Kinderwunsch trotz Krebs: Diese Möglichkeiten haben Betroffene

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Kinderwunsch trotz Krebs: Diese Möglichkeiten haben Betroffene

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    Krebs ist heutzutage nicht mehr unbedingt ein Todesurteil. Auch der Wunsch nach einem Kind ist für junge Betroffene nicht aussichtslos.
    Krebs ist heutzutage nicht mehr unbedingt ein Todesurteil. Auch der Wunsch nach einem Kind ist für junge Betroffene nicht aussichtslos. Foto: Patrick Pleul, dpa (Archiv)

    Die Diagnose Krebs bedeutet heute in vielen Fällen kein Todesurteil mehr. Deshalb kommt für junge Patienten neben der Angst um die eigene Gesundheit noch eine Frage hinzu: Möchte ich irgendwann Kinder haben? Auch wenn das in dem Moment zweitrangig erscheint, sollte man das Thema nicht abtun. Bestrahlung, Chemotherapie oder Operationen können unfruchtbar machen. Doch es gibt Möglichkeiten, sich den Kinderwunsch später trotzdem noch zu erfüllen.

    Krebs und Kinderwunsch: Schon bei der Diagnose darüber sprechen

    Hauptproblem sind die Kosten - meist müssen Betroffene fruchtbarkeitserhaltenden Maßnahmen selbst bezahlen. Laut Prof. Mathias Freund, Kuratoriumsvorsitzender der Deutschen Stiftung junge Erwachsene mit Krebs, wird das Thema für 80 Prozent der Krebspatienten zwischen 18 und 39 Jahren relevant, denn so viele Betroffene können geheilt werden. "Wer darüber nicht nachgedacht hat, bereut das später oft." 

    Schon die Möglichkeit, später doch noch schwanger werden zu können, wirke sich zudem positiv auf die Heilungschancen aus, ergänzt Prof. Sara Brucker, Expertin der Deutschen Krebshilfe und ärztliche Direktorin des Forschungsinstituts für Frauengesundheit am Uniklinikum Tübingen. Deshalb ist es wichtig, schon bei der Diagnose über das Thema zu sprechen. Ist das nicht der Fall, sollten sich Patienten selbst informieren. Warten müsse man in der Regel nicht, sagt Brucker: "Wer mit einer solchen Diagnose kommt, bekommt sofort einen Termin." 

    Am besten wendet man sich an das Kinderwunschzentrum einer Uniklinik, empfiehlt Prof. Christian Thaler, Experte des Berufsverbandes der Frauenärzte und Leiter des Hormon- und Kinderwunschzentrums am Klinikum der Ludwig Maximilians Universität München. Über die Homepage des "Netzwerkes für fertilitätsprotektive Maßnahmen" www.fertiprotekt.com kann man sich ebenfalls informieren. Die Möglichkeiten und Kosten im Überblick. 

    Eizellen oder Spermien einfrieren

    Während früher nur befruchtete Eizellen eingefroren werden konnten, ist das heute auch mit unbefruchteten Eizellen möglich. Allerdings braucht man reife Eizellen. Dafür bedarf es einer hormonellen Stimulation, die etwa zehn bis zwölf Tage dauert - Zeit, die nicht jede Betroffene hat. Nach der Behandlung werden die Eizellen entnommen, eingefroren und gelagert. Die Stimulation und Entnahme kostet laut Thaler bis zu 2500 Euro, ungefähr 1500 Euro fallen für Medikamente an, und das Einfrieren und Lagern kostet jährlich 400 bis 800 Euro. 

    Der spätere Erfolg hängt auch vom Alter der Betroffenen ab, sagt Thaler. "Bei einer 25-Jährigen hat man für eine einzelne unbefruchtete Eizelle eine Wahrscheinlichkeit von etwa fünf Prozent, dass daraus eine intakte Schwangerschaft entstehen wird." Bei einer 40-Jährigen stünden die Chancen auf eine Schwangerschaft pro Eizelle nur noch bei einem Bruchteil dieser Größenordnung.

    Bei Männern bedarf es keiner hormonellen Vorbehandlung, erklärt Freund. Das Sperma wird gewonnen, eingefroren und gelagert. Die Kosten liegen bei einmalig etwa 500 Euro für das Einfrieren und bei rund 300 Euro jährlich für die Lagerung. 

    Wie man Brustkrebs frühzeitig erkennen kann

    Brustkrebs ist mit etwa 31 Prozent die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Seit den 80er Jahren hat sich die Zahl der Fälle verdoppelt: Über 70.000 Mal im Jahr stellen Ärzte die Diagnose „Mammakarzinom“, gut 17.000 Frauen sterben jährlich daran.

    Experten empfehlen Frauen, ein Mal im Monat die Brust im Spiegel anzuschauen und abzutasten. Etwa 60 bis 70 Prozent aller Geschwulste werden auf diese Weise von Frauen selbst entdeckt. Umfragen zufolge tastet jedoch ein Drittel der Frauen die Brust nie ab.

    Die ärztliche Tastuntersuchung ist Teil des gesetzlichen Krebs-Früherkennungsprogramms ab dem 30. Lebensjahr. Ein Mal jährlich werden die Brustdrüsen und die Lymphknoten in den Achselhöhlen, am Schlüssel- und Brustbein abgetastet, die Form und Größe der Brust und Brustwarzen kontrolliert.

    Die medizinische Tastuntersuchung wird von blinden Frauen durchgeführt und in Bayern bislang in sieben Arztpraxen in Gunzenhausen, Nürnberg, Fürth, Erlangen, München, Ottobrunn und Vilshofen durchgeführt. Die Untersuchung kostet 46,50 Euro. Zwölf Krankenkassen übernehmen die Kosten derzeit.

    Zusätzlich zur jährlichen Tastuntersuchung werden Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre schriftlich zur Röntgen-Mammografie eingeladen. Dies ist Bestandteil des gesetzlichen Früherkennungsprogramms.

    Bei der Mammografie wird jede Brust von zwei Seiten geröntgt. Damit die dargestellten Gewebsschichten möglichst dünn sind, wird die Brust zwischen zwei Plexiglasscheiben gepresst. Das kann unter Umständen schmerzhaft sein. (sok)

    Eierstock- oder Hodengewebe einfrieren 

    In einem minimalinvasiven Eingriff wird Eierstockgewebe entnommen, eingefroren, gelagert und nach der Krebsbehandlung wieder in den Bauchraum eingesetzt. Dadurch sollen Frauen wieder ihren normalen Zyklus haben und auch ein Kind bekommen können. Obwohl dieses Verfahren unter anderem in Tübingen erfolgreich angewandt wurde, gilt es als noch experimentell. Laut Thaler liegen die Kosten bei mehreren tausend Euro. 

    Bei Männern kommt es vor, dass durch die Erkrankung nicht genügend Spermien vorhanden sind. Dann kann auch Gewebe aus dem Hoden entnommen und eingefroren werden, erklärt Freund. Darin sind Spermien enthalten, die dann später für eine künstliche Befruchtung verwendet werden können. 

    Eierstöcke "deaktivieren"

    Hierbei handelt es sich um eine Hormonbehandlung, die die Eierstöcke in eine Art Winterschlaf versetzt. Die Idee ist, dass sie dadurch während einer Chemotherapie weniger massiv angegriffen werden, erklärt Thaler. Diese Behandlung kann auch mit anderen Maßnahmen, etwa mit dem Einfrieren von Eizellen, kombiniert werden. Die Kosten liegen monatlich bei etwa 180 Euro.

    Eierstöcke verlegen 

    Wenn der Tumor sich im Bereich des Beckens befindet und bestrahlt werden muss, ist es möglich, die Eierstöcke im Bauchraum an eine Stelle zu verlegen, wo sie den Strahlen weniger ausgesetzt sind. Das Verfahren kann ihre Funktion allerdings beeinträchtigen. Findet die Verlegung im Rahmen eines notwendigen Eingriffs wegen der Krebserkrankung statt, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten in der Regel. Elena Zelle, dpa

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