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Forschung: Macht Testosteron blöd?

Forschung

Macht Testosteron blöd?

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    Wissenschaftler haben die "Nebenwirkungen" von Testosteron untersucht.
    Wissenschaftler haben die "Nebenwirkungen" von Testosteron untersucht. Foto: burntime555/ stock.adobe.com, fotolia

    Testosteron ist bekanntlich das Hormon der Männer. Es stimuliert den männlichen Sexualtrieb, Durchsetzungsbedürfnisse, aggressives Verhalten und Ehrgeiz. Aber macht Testosteron auch blöd? So manche Frau würde dazu vielleicht sagen: freilich! Dass sie vielleicht nicht ganz unrecht hat, belegt eine amerikanische Studie. Dabei zeigte sich, dass Männer nach einer Testosteron-Behandlung Denkaufgaben eher schnell und impulsiv lösen und dabei eine höhere Fehlerquote haben als die Placebo-Gruppe (also die Vergleichsgruppe, die ein wirkungsloses Mittel bekam).

    Offenbar sorgt der erhöhte Hormonspiegel dafür, dass eine spontane Entscheidung nicht mehr in Zweifel gezogen wird. So stärkt die vermehrte Freisetzung von Testosteron in kritischen Situationen das Selbstvertrauen und damit die Überzeugung, richtig entschieden und gehandelt zu haben, berichten die Forscher im Fachblatt Psychological Science.

    Testosteron stärkt das Bauchgefühl des Rechthabens

    „Entweder hemmt Testosteron den Prozess, eine Entscheidung nochmals zu überdenken. Oder es stärkt das Bauchgefühl des Rechthabens“, sagt Colin Camerer vom California Institute of Technology in Pasadena, ein Mitglied des Forscherteams. Generell spielen bei Entscheidungsprozessen zwei Formen der Informationsverarbeitung eine Rolle: Antworten aufgrund des Bauchgefühls erfolgen schnell und mühelos, sind aber häufig fehlerhaft. Dagegen benötigt angestrengtes Nachdenken mehr Zeit, liefert aber mit größerer Wahrscheinlichkeit richtige Ergebnisse. Oftmals erfolgt eine Entscheidung zunächst intuitiv, wird aber dann nochmals überdacht und eventuell korrigiert. Diese Korrekturfunktion des Denkprozesses kann durch einen hohen Testosteronspiegel möglicherweise unterdrückt werden.

    An der bisher größten Doppelblindstudie dieser Art beteiligten sich 243 meist junge Männer. Eine Hälfte rieb sich den Oberkörper mit zehn Gramm eines Gels ein, das ein Prozent Testosteron enthielt. Hormontests in Speichelproben vor und nach der Untersuchung zeigten erhöhte Testosteronwerte an.

    Testosteron-Gruppe rechnete schlechter

    Die Kontrollgruppe benutzte ein gleichartiges Gel ohne Wirkstoff. Viereinhalb Stunden nach der Behandlung beantworteten die Teilnehmer Fragen des sogenannten „kognitiven Reflexionstests“, die eine intuitiv falsche Antwort nahelegen. Hier ein Rechenbeispiel aus dem Test: „Ein Schläger und ein Ball kosten zusammen 1,10 Dollar. Der Schläger kostet einen Dollar mehr als der Ball. Was kostet der Ball?“ Die spontane Antwort der meisten mit Testosteron behandelten Männer lautete 0,10 Dollar. Richtig ist aber 0,05 Dollar (die Erklärung finden Sie am Ende des Textes). Für die Lösung der Aufgaben gab es keine Zeitbeschränkung. Jede richtige Antwort wurde am Schluss durch Bargeld belohnt. Um Einflussfaktoren wie Motivation und mathematische Fähigkeiten zu berücksichtigen, mussten alle Beteiligten zusätzlich unter Zeitdruck große Zahlen addieren.

    Mit 20 Prozent weniger richtigen Antworten erzielten die Testosteronbehandelten im kognitiven Reflexionstest ein deutlich schlechteres Ergebnis als die Mitglieder der Placebo-Gruppe. Beim Addieren schnitten beide Gruppen hingegen gleich gut ab. Aus biologischer Sicht kann es nun aber sein, dass es für das Überleben eines Mannes sinnvoll ist, ganz schnell intuitive Entscheidungen zu treffen.

    Die Lösung: Ball und Schläger kosten zusammen 1,10 Dollar. Wenn nun der Schläger einen Dollar mehr kostet als der Ball, dann muss der Ball 0,05 Dollar kosten. Dann kostet der Schläger nämlich 0,05 Dollar plus einen Dollar, also 1,05 Dollar. Und wenn man dann noch einen Ball für 0,05 Dollar dazukauft, muss man 1,10 Dollar berappen.

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