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Medizin: Psychische Leiden sind bei Frauen Hauptgrund für Berufsunfähigkeit

Medizin

Psychische Leiden sind bei Frauen Hauptgrund für Berufsunfähigkeit

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    Psychische Erkrankungen wie Burnout, Depression oder Angststörungen gehören in Deutschland zu den häufigsten Ursachen für Berufsunfähigkeit.
    Psychische Erkrankungen wie Burnout, Depression oder Angststörungen gehören in Deutschland zu den häufigsten Ursachen für Berufsunfähigkeit. Foto: Marijan Murat, dpa (Symbolbild)

    Angst, Burnout, Depression – psychische Erkrankungen sind die häufigste Ursache dafür, dass Menschen in Deutschland ihren Beruf aufgeben müssen. Sie stehen für mehr als ein Drittel (37 Prozent) aller Fälle von Berufsunfähigkeit, wie aus neuen Daten der Schweizer Versicherungskonzerns Swiss Life hervorgeht. Sie liegen unserer Redaktion exklusiv vor. Besonders gefährdet sind junge Frauen in ihren 30er-Jahren. Beinahe jeder zweite Fall von Berufsunfähigkeit geht in dieser Gruppe demnach auf Leiden der Psyche zurück.

    Männer sind weit weniger davon betroffen. Insgesamt müssen Frauen mit 44 Prozent anteilsmäßig deutlich häufiger wegen einer psychischen Erkrankung aus dem Job scheiden als Männer mit 28 Prozent. Bei ihnen tauchen schwere Seelenschäden erst in der zweiten Lebenshälfte häufiger auf. Männer in akademischen Berufen sind laut der Auswertung öfters von Depressionen oder Erschöpfung geplagt als Männer in körperlich fordernden Berufen. Bei Frauen hingegen gibt es diesen Zusammenhang nicht. Warum das so ist, hat die Versicherung nicht ermittelt. Ein Grund könnte sein, dass Männer deutlich seltener die Hilfe eines Psychologen in Anspruch nehmen als Frauen, weil es nicht zu traditionellen Wertvorstellungen passt. Swiss Life hat nach eigenen Angaben hierzulande 1,3 Millionen Kunden. Wie viele davon eine Berufsunfähigkeitsversicherung bei dem Unternehmen haben, hat es nicht veröffentlicht.

    15 Millionen Deutsche haben Berufsunfähigkeits-Versicherung abgeschlossen

    Jedes Jahr können zwischen 200.000 und 300.000 Beschäftigte in Deutschland nach Zahlen der Versicherungswirtschaft wegen einer Krankheit nicht mehr weiterarbeiten – zeitweise oder für immer. In Deutschland haben 15 Millionen Angestellte, Beamte oder Selbstständige eine Versicherung für diesen Fall abgeschlossen. Das ist jeder Dritte, der arbeitet. Weit überwiegend handelt es sich um Zusatzverträge zu Lebensversicherungen.

    Die gesetzliche Rentenversicherung deckt das Risiko, wegen Krankheit kein Geld mehr verdienen zu können, nicht vollständig ab. Die Erwerbsminderungsrente beträgt im Durchschnitt rund 750 Euro. Sie kann beziehen, wer einerseits mindestens fünf Jahre eingezahlt hat und andererseits nur noch weniger als drei Stunden pro Tag arbeiten kann. Sind es zwischen drei und sechs Stunden, gibt es nur den halben Satz.

    Ein wichtiges Kriterium für die Erwerbsminderungsrente ist, dass die Betroffenen keine Tätigkeit mehr schaffen. Einer ausgebrannten Pflegerin oder einem ausgebrannten Lehrer kann zugemutet werden, in einem Museum Eintrittskarten zu verkaufen. Neben Seelenleiden sind Erkrankungen von Muskeln und Skelett ein häufiger Grund für das Ende der beruflichen Karriere. Sie stehen für ein Viertel der Fälle. Unfälle folgen mit knapp 13 Prozent auf Rang drei. Danach kommen Krebs mit zehn Prozent und Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit acht Prozent.

    Gering gefährdete Berufsgruppen zahlen geringere Beiträge

    Bei der Berechnung der Beitragshöhe unterscheiden die Versicherungskonzerne zwischen risikoreichen und -armen Berufsgruppen. Das höchste Risiko haben unter anderem Dachdecker, Maurer, Gleisbauer und Kellner. Sie müssen höhere Beiträge zahlen. Zu den am wenigsten gefährdeten Berufen zählen Ärzte, Chemiker und Physiker.

    Eine Untersuchung von Stiftung Warentest hat ergeben, dass die Deutschen im Schnitt eine Summe von 1000 Euro absichern. Das ist der Betrag, den sie pro Monat ausgezahlt bekommen sollen, wenn sie nicht mehr arbeiten können.

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