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Studie: Tausende Schüler leiden unter einer Depression

Studie

Tausende Schüler leiden unter einer Depression

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    1,9 Prozent der Schüler in Deutschland leiden unter einer Depression.
    1,9 Prozent der Schüler in Deutschland leiden unter einer Depression. Foto: Alexander Kaya (Symbol)

    Wenn Menschen an einer Depression erkranken, sind sie meist im mittleren oder im Rentenalter. Doch die Volkskrankheit trifft auch Schüler. Mehr als 265.000 Kinder und Jugendliche kämpfen mit Depressionen oder Angststörungen, zeigt eine neue Studie der DAK-Krankenkasse. Der Versicherer hat dafür die Daten seiner zehn- bis 17-jährigen Kunden ausgewertet. Rechnet man die Resultate auf alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland hoch, heißt das: Zwei Prozent von ihnen bekommen jährlich die Diagnose Depression.

    Depressionen bei Schülern: Die Dunkelziffer ist noch höher

    Doch in der Statistik tauchen eben nur die Schüler auf, die auch wirklich von Medizinern behandelt wurden. Die Dunkelziffer ist viel höher, da sind sich führende Psychiater in Deutschland einig. Statistisch nimmt man an, dass in jeder Schulklasse zwei Kinder mit Depressionen sitzen. Mädchen sind der DAK zufolge deutlich öfter betroffen als Jungen. Das gilt auch später für alle Altersklassen.

    Ulrich Hegerl, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, weiß, wo die Ursachen für die seelischen Probleme von Kindern und Jugendlichen zu suchen sind. Sie könnten sowohl genetisch als auch durch Traumatisierungen bedingt sein. Das Depressionsrisiko steigt der Studie zufolge auch bei Kindern, die etwa aufgrund einer chronischen Krankheit regelmäßig unter Schmerzen leiden. Dauer, Intensität und Symptome können laut der Krankenkasse aber sehr unterschiedlich sein.

    Auch jede Form von unkontrollierbarem Stress gilt als Verstärker für seelische Probleme – in der Schule, in der Freizeit und nicht zuletzt im Internet: Angriffe über soziale Netzwerke, das sogenannte Cybermobbing, greifen um sich: Jeder fünfte deutsche Schüler ist einer Studie der Bundeszentrale für politische Bildung zufolge schon Opfer geworden. Für Eltern kann es schwer sein, Anzeichen einer Depression von den Stimmungsschwankungen pubertierender Teenager zu unterscheiden. Für Fachleute sei das relativ leicht möglich, sagt Fachmann Hegerl. Das Problem nur: Schätzungen zufolge sehen bis zu 70 Prozent aller Schüler, die sich zumindest zeitweise in einem seelischen Tief befinden, nie einen Arzt.

    Lehrer sind oft nicht genügend ausgebildet

    Dass auch Lehrer nicht genügend ausgebildet sind, um ernsthafte Probleme ihrer Schüler zu erkennen, hatte Mitte des Jahres eine Gruppe bayerischer Schüler bemängelt – und durch eine Petition im Internet Unterstützung von 42 000 Unterzeichnern bekommen. Sie hatten vorher für ein Filmprojekt mit depressiven Schülern gesprochen – und festgestellt, dass die psychische Krankheit immer noch ein Tabuthema ist.

    Luca Zug, dem Initiator der Petition, sind Sätze in Erinnerung geblieben wie der einer depressiven Mitschülerin: „Wirklich gekümmert hat sich kein Lehrer um mich.“ Der Unterhachinger hatte mit seiner Petition erreichen wollen, dass Depressionsaufklärung in möglichst vielen Schulfächern fest im Lehrplan verankert wird. Kürzlich hatten er und seine Mitstreiter die Forderung in einem offenen Brief an Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) bekräftigt. Aigner versprach, sich mit Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) auszutauschen.

    Das Schulministerium verfolgt jetzt einen Zehn-Punkte-Plan. Die wichtigsten Neuerungen: Lehrer sollen ab sofort im Studium intensiver zum Thema Depression geschult werden. Und Bayerns Unterrichtsgestalter loten aus, wie Aufklärung über die Volkskrankheit ihren Platz im bayerischen Lehrplan finden kann. (mit dpa)

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