Fruchtjoghurt enthält oft zu viel Zucker. „Eigentlich sollte man laut WHO nur 5 Prozent des täglichen Energiebedarfs aus Zucker beziehen“, warnt Prof. Dr. Lutz Graeve vom Fachgebiet Biochemie der Ernährung an der Universität Hohenheim, der die Untersuchung betreut hatte. „Mit einem einzigen Becher Fruchtjoghurt hat man das aber bereits fast erreicht. Und nimmt im Laufe des Tages noch Zucker aus weiteren Lebensmitteln zu sich.“
Durchschnittlich 14,1 Gramm Zucker in 100 Gramm Fruchtjoghurt: Bei Stichprobeneinkäufen von 600 Joghurt-Sorten verschiedener Marken stellten zwei Studentinnen der Universität Hohenheim fest, dass alle Sorten die fast gleich hohe Menge an dem süßen Energieträger aufwiesen.
Menschen mögen es süß, weiß der Experte. „Das ist evolutionsbedingt. Die Süße vermittelt dem Körper, dass man gerade energiereiche Nahrung zu sich nimmt, also viel Kohlenhydrate.“ Anders als jedoch beispielsweise beim Müsli – ebenfalls ein kohlenhydratreiches Essen – ist Zucker sofort verfügbar und liefert dem Körper kurzfristig überflüssige Energie.
Heutzutage sei daher weniger Zucker in den Lebensmitteln angezeigt. Das empfinden auch viele Menschen so, wie eine Schweizer Studie von 2009 zeigte. Sie war Grundlage des Forschungsprojektes der Universität Hohenheim.
In anderen Ländern haben Fruchtjoghurts weniger Zucker
Norwegische Konzerne sind da den Forschern zufolge schon weiter und bieten Joghurts mit sechs verschiedenen Süßestufen an, von 0 bis 13 Gramm zugesetztem Zucker. Auch ein Schweizer Konzern reduzierte den Zuckergehalt in einem Produkt gleich um 45 Prozent. Dort können die Verbraucher nun auf Joghurt mit weniger Zucker ausweichen, wenn sie wollen.
„Man braucht nach unseren Versuchen nicht mehr als insgesamt neun Gramm in einem normalen Fruchtjoghurt, damit er angenehm süß ist“, sagt Prof. Dr. Graeve weiter. Die Studentinnen und ihr Betreuer fordern nun, dass auch die deutsche Lebensmittelindustrie reagiert. AZ