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Bedrohte Tierart: Warum Orang-Utan-Mischlinge kaum überleben

Bedrohte Tierart

Warum Orang-Utan-Mischlinge kaum überleben

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    In Indonesien werden immer wieder Orang-Utans in der falschen Region ausgesetzt. Das hat schwere Folgen.
    In Indonesien werden immer wieder Orang-Utans in der falschen Region ausgesetzt. Das hat schwere Folgen. Foto: Barbara Walton (dpa)/Archiv

    Orang-Utans, die in Pflegestationen wieder aufgepäppelt werden, kommen in Indonesien oft wieder in freie Wildbahn. Doch dabei ist es entscheidend, wo genau die Affen wieder ausgesetzt werden. Denn nur, wenn sie in ihre Heimatregion zurückkommen, ist auch sichergestellt, dass die Affen sich vermehren. Wie eine Studie des Max-Planck Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig nun andeutet, könnte es schwerwiegende Folgen für die Affenart haben, wenn sich verschiedene Orang-Utan-Unterarten miteinander paaren. Die Nachkommen sind dann häufig nicht in der Lage, sich fortzupflanzen, oder haben wenig Überlebenschancen.

    Orang-Utans: Die Anzahl der Affen schrumpft immer weiter

    Der Lebensraum der Orang-Utans in Indonesien ist stark bedroht, weil Wälder immer weiter abgeholzt werden und auch Wilderer hinter den Affen her sind. Dabei sind die Organ-Utans die einzigen Großen Menschenaffen, die noch in Asien vorkommen. Doch der Bestand schrumpft seit Jahren.

    Orang-Utans, die sich mit anderen Unterarten kreuzen, bekommen sehr schwachen Nachwuchs.
    Orang-Utans, die sich mit anderen Unterarten kreuzen, bekommen sehr schwachen Nachwuchs. Foto: Arno Burgi (dpa)/Symbol

    In Indonesien gibt es zwei verschiedene Arten von Orang-Utans: Die einen leben auf der Insel Borneo, die anderen etwa 1200 Kilometer entfernt auf der Insel Sumatra. Auf Borneo leben einer Schätzung der Umweltstiftung WWF zufolge noch 54 000 Tiere. Bisher gingen die Experten davon aus, dass die Zahl auf Sumatra weitaus geringer sei.

    Doch nun zeigte sich in einer Studie, die in "Science Advances" vorgestellten wurde, dass auf Sumatra mehr Orang-Utans leben als bisher angenommen. Statt 6600 seien es wohl über 14.600. Der Lebensraum der Sumatra-Orang-Utans sei drastisch unterschätzt worden, erklärt das Team um Serge Wich von der John Moores University in Liverpool. Die Tiere lebten auch in höher gelegenen Berggebieten, westlich des Tobasees im Norden der Insel sowie in Waldgebieten mit Holzeinschlag. 

    Auf Borneo in Indonesien leben drei Unterarten des Orang-Utan

    Der Borneo-Orang-Utan wird in drei geografisch isolierte Unterarten unterteilt, die im Laufe Zehntausender Jahre abgewandelte Merkmale entwickelt haben. Für den Menschen seien diese mit bloßem Auge kaum zu erkennen, jedoch ließen sich die Unterarten durch DNA-Tests klären, erläutert die Max-Planck-Forscherin Linda Vigilant, die mit Graham Banes die Studie zu den Gefahren von Kreuzungen erstellt hat. 

    Ein Orang-Utan-Weibchen bekam drei Kinder, von denen nur eines überlebte.
    Ein Orang-Utan-Weibchen bekam drei Kinder, von denen nur eines überlebte. Foto: Rebecca Krizak (dpa)/Archiv

    Mithilfe solcher DNA-Analysen bewerteten die Max-Planck-Forscher auch die Auswilderungen in den Tanjung Puting Nationalpark im Süden der Insel Borneo. Dort seien mehrfach Orang-Utans entlassen worden, die aus einer anderen Region und somit einer anderen Unterart stammten. Dadurch sei es immer wieder zu Kreuzungen der verschiedenen Arten gekommen - mit negativen Folgen für den Nachwuchs. "Das wäre so, als wenn man einen Neandertaler mit einem Menschen von heute kreuzen wollen würde", sagt Vigilant. 

    Als Beispiel wird das Muttertier Siswoyo genannt, das im Lebensraum der anderen Unterart ausgesetzt wurde: Das Weibchen brachte demnach vergleichsweise schwache und weniger überlebensfähige Junge zur Welt. Siswoyo habe in zwei Generationen nur acht Nachkommen gehabt, zwei davon seien schon als Jungtiere gestorben. Ihre einzige Tochter wurde drei Mal Mutter, wie es in der Studie weiter heißt. Eines dieser Jungtiere starb bei der Geburt, ein anderes in den ersten Lebensjahren. Das Dritte überlebte, war aber häufig krank.

    Orang-Utan-Mischlinge oft schwach oder wenig fruchtbar

    "Wir können solche negativen Auswirkungen auch bei Hunden sehen", sagt Vigilant. Durch Überzüchtung und Kreuzung verschiedener Arten entstünden weniger robuste Nachkommen. Im schlimmsten Fall vererben die aus Kreuzungen resultierenden Orang-Utans die schlechten Eigenschaften weiter. Durch die genetischen Defizite habe der Nachwuchs geringere Überlebens- und Fortpflanzungsfähigkeiten. "Die Population würde langfristig schrumpfen", erklärt Vigilant. 

    Künftig sollen DNA-Proben der Affen genommen werden, bevor sie in die Wildnis zurückkommen.
    Künftig sollen DNA-Proben der Affen genommen werden, bevor sie in die Wildnis zurückkommen. Foto: Barbara Walton (dpa)

    Es kann aber auch ganz anders verlaufen, erläutert sie an einem zweiten Beispiel: Das Weibchen Rani gründete eine große Familie mit mindestens 14 Nachkommen über drei Generationen. Bei ihr habe die Fortpflanzung mit Artgenossen aus der anderen Unterart gefruchtet - die Forscher sprechen in diesem Fall von Hybrid-Vitalität. Zwei Weibchen seien ein recht kleine Probe für eine Aussage, schränkt Vigilant ein. "Aber unsere Ergebnisse reichen aus, um ernsthaft Alarm zu schlagen." 

    In den Auffangstationen auf Borneo und Sumatra stünden derzeit etwa 1500 Orang-Utans vor ihrer Auswilderung. Bevor die Tiere in die Freiheit entlassen werden, sollten jetzt Gen-Tests gemacht werden, um die Unterarten in der Wildnis künftig wieder voneinander getrennt zu halten, fordern die Wissenschaftler. "Sie sehen einander zwar relativ ähnlich, aber diese Orang-Utans hatten seit Zehntausenden von Jahren keine gemeinsamen Vorfahren", betont Vigilant.

    Hoffnungsvoll stimmt Experten, dass es offenbar noch weit mehr freilebende Orang-Utans gibt als gedacht. Die Methodik der in "Science Advances" veröffentlichten Analyse sei plausibel und das Ergebnis erfreulich, sagt Carola Wehr, WWF-Referentin für Indonesien und Malaysia. Und: Es sei nicht auszuschließen, dass auch die Verbreitungsgebiete auf Borneo größer seien als bislang angenommen. dpa/AZ

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