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Rinderwahn: Was aus BSE geworden ist

Rinderwahn

Was aus BSE geworden ist

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    Eine Verkäuferin präsentiert 2001 Weißwürste aus Schweinefleisch. Nach mehreren BSE-Fällen in Bayern entschlossen sich einige Metzgereien dazu, kein Kalbfleisch mehr zu verwenden.
    Eine Verkäuferin präsentiert 2001 Weißwürste aus Schweinefleisch. Nach mehreren BSE-Fällen in Bayern entschlossen sich einige Metzgereien dazu, kein Kalbfleisch mehr zu verwenden. Foto: dpa (Symbolbild)

    Tausende gekeulte Rinder, Schäden in Milliardenhöhe, verunsicherte Kunden beim Metzger: Die BSE-Krise hatte drastische Folgen für Landwirte, Handel, Politik und Verbraucher in Deutschland und Europa. Das war Ende der 1990er, Anfang der 2000er Jahre.

    Bilder von dahinsiechenden Kühen, die auf dem Boden kauern, gingen damals um die Welt. In Zeiten der aktuellen Vogelgrippe werden solche Erinnerungen wach. Doch was ist aus der als Rinderwahn bekannten Krankheit geworden? Welche Auswirkungen hatte der Ausbruch der Tierseuche? Welche Gefahr birgt sie für Menschen? Und gibt es auch heute noch Fälle?

    Gleich vorab: Ja, es gibt immer noch vereinzelte Fälle von Rinderwahn. Zuletzt starb im März dieses Jahres in Nordfrankreich ein fünfjähriges Rind, dass an BSE erkrankt war. Dabei handele es sich um einen isolierten Fall, der keine Folgen für Verbraucher habe, teilte das französische Landwirtschaftsministerium damals mit. Nach Angaben der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) war das bisher der einzige Fall im Jahr 2016. Vergangenes Jahr registrierte die Organisation weltweit sieben BSE-Infektionen.

    Die Rinder infizieren sich über das Futter

    Die tödliche Erkrankung des Gehirns wird nach gängiger Meinung durch sogenannte Prionen verursacht. Dabei handelt es sich nicht etwa um Viren oder Bakterien, sondern, vereinfacht gesagt, um fehlgeformte Proteine, die sich im Hirngewebe der Tiere ablagern und dieses langsam absterben lassen. Rinder infizieren sich im Regelfall über nicht ausreichend behandelte Futtermittel tierischen Ursprungs an BSE. Die Krankheit ist über den Verzehr von belasteten Lebensmitteln höchstwahrscheinlich auf Menschen übertragbar und löst die ähnlich verlaufende tödliche Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung aus. Einen belegten Fall gab es hierzulande bisher allerdings nicht, berichten die Behörden.

    In Deutschland wurden nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zuletzt 2014 zwei BSE-Fälle diagnostiziert. Bei beiden Erkrankungen handelte es sich der Behörde zufolge um eine atypische Form von BSE. Diese würde nur äußerst selten und sporadisch auftreten und könnten im Gegensatz zur klassischen BSE nicht mit der Aufnahme von belastetem Futter in Verbindung gebracht werden.

    Der letzte BSE-Fall in Bayern war 2006

    Die letzten klassischen Fälle hierzulande wurden nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums 2009 festgestellt: Der erste bei einem Schlachtrind aus Nordrhein-Westfalen, der zweite bei einem verendeten Rind aus Hamburg, das 1996 in Schleswig-Holstein geboren wurde. Der letzte Fall in Bayern ist für das Jahr 2006 dokumentiert.

    Obwohl die Zahl der festgestellten Infektionen in der Europäischen Union in den vergangenen Jahren gesunken ist, gelten nach wie vor hohe Sicherheitsbestimmungen. In Deutschland werden nach Angaben des bayerischen Bauernverbands immer noch sämtliche Risikotiere auf eine Infektion geprüft: Das heißt, alle BSE-Verdachtsfälle sowie alle notgeschlachteten Rinder und verendeten Rinder, die älter als vier Jahre alt sind, werden getestet.

    Die Liste der Risikomaterialien schrumpft

    Daneben existieren weitere Bestimmungen, die eine Ausbreitung der Seuche verhindern und die Gesundheit der Verbraucher und Tiere schützen sollen. So gilt etwa seit 2001 ein EU-weites Verfütterungsverbot für tierische Proteine an Wiederkäuer und andere Nutztiere. Dieses Verbot wurde in den vergangenen Jahren aber teilweise gelockert. Auch muss bei der Verarbeitung von Rindern zu Nahrungs-, Futter- und Düngemittel sogenanntes Risikomaterial entfernt werden. Dazu zählen etwa Gehirn, Augen oder Rückenmark von Tieren, die älter als zwölf Monate sind. Aber zum Beispiel auch Mandeln und Teile des Darms.

    Übrigens: Dieses Jahr hat Deutschland den Status „vernachlässigbares Risiko“ in Bezug auf BSE erhalten. Dadurch wird den Behörden zufolge der Handel mit Rindern sowie deren Erzeugnissen erleichtert. Auch die Liste der Risikomaterialien sei nun kleiner. Hierzulande gelte demnach nur noch der Schädel ohne Unterkiefer (aber einschließlich Gehirn und Augen) und das Rückenmark als solches.

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