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Impf-Atlas: Welche Impfungen sind wirklich nötig? So impfen die Deutschen

Impf-Atlas

Welche Impfungen sind wirklich nötig? So impfen die Deutschen

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    Menschen in ärmeren Ländern sind oft weniger geimpft. In Deutschland sind die Impfquoten dagegen relativ hoch.
    Menschen in ärmeren Ländern sind oft weniger geimpft. In Deutschland sind die Impfquoten dagegen relativ hoch. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Die Zahlen zu Impfungen, die die Weltgesundheitsorganisation WHO und das UN-Kinderhilfswerk Unicef am Montag vorgestellt haben, sind alarmierend: Weltweit haben 2018 fast 20 Millionen Kinder lebensrettende Impfungen wie gegen Masern, Diphterie oder Tetanus nicht bekommen, klagen die Organisationen. Die meisten von ihnen leben demnach in Konfliktregionen oder armen Ländern, in denen es nur wenige Kliniken gibt.

    Weniger Kinder geimpft: Impfquoten gehen auch in Deutschland zurück

    Die Impfungsquote gegen Krankheiten wie Diphterie, Tetanus, Keuchhusten und der ersten Dosis gegen Masern verharrt laut der beiden Organisationen global gesehen bei 86 Prozent. Zu wenig, heißt es bei der WHO. In Deutschland ist die Situation eine andere. Zahlen des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2017 zeigen: Bei Diphterie, Tetanus und Keuchhusten liegt die Impfquote bei Schulanfängern zwischen 93 und 94 Prozent. Die erste Dosis gegen Masern haben sogar 97 Prozent der Kinder erhalten. Aber: Bei ersteren sinkt die Quote seit einigen Jahren, wenn auch langsam. So waren 2005 noch knapp 98 Prozent der Schulanfänger gegen Diphterie und Tetanus geimpft, knapp fünf Prozent mehr als 2017. Bei den Masern wiederum steigt die Impfquote. Für einen effektiven gesamtgesellschaftlichen Schutz empfiehlt das Robert Koch-Institut eine Impfquote von mindestens 95 Prozent.

    Die Deutschen liegen bei vielen Krankheiten also unter dem empfohlenen Mindestwert. Welche Folgen hat das? Dr. Jakob Berger, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) in Schwaben macht sich deshalb noch keine Sorgen. Er sagt: "Die Impfquote bewegt sich in Wellen. In Jahren, in denen Aufklärungskampagnen laufen, nimmt sie zu, in allen anderen geht sie zurück. Das ist ganz normal." Wenn das Thema nicht öffentlich behandelt wird, schleiche sich bei vielen Menschen eine Art Impfmüdigkeit ein, auch, weil Krankheitsausbrüche eher selten vorkommen. Eine Gefahr bestehe angesichts der Zahlen für Deutschland also nicht, vernachlässigen sollte man das Thema Impfen aber auch nicht: "Mit jedem Prozent nicht geimpfter Menschen steigt die Gefahr eines Krankheitsausbruchs."

    Welche Impfung lohnt sich? Wogegen man sich impfen lassen sollte

    Doch wogegen sollte man sich 2019 überhaupt noch impfen lassen? Die Ständige Impfkommission (Stiko), ein unabhängiges Expertengremium, das vom Bundesgesundheitsministerium einberufen wurde, gibt detaillierte Empfehlungen: Für Säuglinge, Kinder und Jugendliche empfiehlt die Kommission Impfungen gegen die folgenden Krankheiten:

    • Rotaviren
    • Hepatitis B
    • Diphtherie
    • Tetanus
    • Kinderlähmung
    • Haemophilus influenzae Typ b
    • Keuchhusten
    • Masern
    • Mumps
    • Röteln
    • Windpocken
    • Pneumokokken (Bakterien, die Gehirnhaut- und Lungenentzündungen auslösen können)
    • Meningokokken C (Bakterien, die Gehirnhautentzündungen auslösen können)

    Für Erwachsene gelten wiederum andere Normen: Wer als Kind nicht gegen Kinderlähmung oder Masern geimpft wurde, sollte dies laut Stiko nachholen. Außerdem sollten alle zehn Jahre sogenannte Auffrischungsimpfungen gegen Diphterie, Tetanus und Keuchhusten durchgeführt werden. Menschen über 60 Jahren legt die Stiko zudem nahe, sich gegen Grippe, Pneumokokken und Gürtelrose impfen zu lassen. Zu beachten gilt es jedoch: Manche Impfungen, wie etwa gegen Grippe, muss man jährlich wiederholen. Solche gegen Diphterie, Tetanus und Keuchhusten nur im zehn-Jahres-Rythmus.

    Verzichten sollte man aufs Impfen nicht

    Verzichten sollte man auf keinen der Impfstoffe, heißt es beim Gesundheitsministerium und beim Robert Koch-Institut. Auch KVB-Sprecher Berger empfiehlt, bei Impfungen nicht zu sparen, auch wenn Krankheiten wie Polio in industrialisierten Ländern kaum noch vorkommen. Ihm geht es vor allem darum, dass viele Impfstoffe heutzutage kombiniert verabreicht werden. Bei einer Sechsfachimpfung werden beispielsweise Wirkstoffe gegen sechs verschiedene Krankheiten verabreicht. Da sei es irrelevant, ob ein Krankheitserreger noch im Umlauf ist oder nicht. Ganz nach dem Motto "Sicher ist sicher". Berger: "Es ist nur ein Pieks und schon ist man gegen viele Krankheiten geschützt Auf einen der Wirkstoffe zu verzichten und jede Impfung einzeln zu erhalten, macht da keinen Sinn."

    Den Bedenken vieler Impfgegner, dass die Wirkstoffe zum Teil selbst Krankheiten auslösen könnten, hält Berger entgegen: "Im Impfstoff sind nur abgeschwächte Erreger, mit denen ein gesundes Immunsystem zurechtkommt." Er vergleicht Impfungen mit einer Fahrt in der Straßenbahn: "Da muss der Körper auch mit Bakterien klarkommen. Eine Impfung ist in der Regel genauso wenig belastend."

    Das sehen jedoch nicht alle so. Ein Argument vieler Impfgegner ist, dass die Wirkstoffe vor allem Kleinkindern schaden könnten. Viele glauben etwa, dass Autismus durch Impfungen ausgelöst werden kann, oder, dass eine Erkrankung das Immunsystem auf Dauer mehr stärkt als eine Impfung. Fachmediziner unter anderem des Robert Koch-Instituts sehen diese Bedenken jedoch als unbegründet an.

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