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Neue Krebsform: Werden Brustimplantate jetzt wegen des Krebsrisikos verboten?

Neue Krebsform

Werden Brustimplantate jetzt wegen des Krebsrisikos verboten?

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    Frankreich meldet erneut gesundheitliche Probleme von Frauen mit Implantaten - in einigen Fällen wurden seltene Krebsformen festgestellt.
    Frankreich meldet erneut gesundheitliche Probleme von Frauen mit Implantaten - in einigen Fällen wurden seltene Krebsformen festgestellt. Foto: Boris Roessler/Symbol (dpa)

    Die französischen Gesundheitsbehörden haben Alarm geschlagen. Brustimplantate führen offensichtlich zu einer neuen Krebsform, einer Art Lymphdrüsenkrebs, bei Frauen. Jetzt wird geprüft, ob Brustimplantate generell verboten werden sollen. "Wenn wir Maßnahmen ergreifen müssen, wenn wir sie verbieten müssen, dann werden wir es tun", erklärte François Hébert, Vize-Direktor der französischen Behörde für Medikamentensicherheit (ANSM).

    Lymphdrüsenkrebs wegen Brustimplantaten

    Skandal um PIP-Brustimplantate

    Eine Klagewelle rollt weltweit auf die Gerichte wegen des Skandals um defekte Billig-Brustimplantate der französischen Firma PIP zu.

    Hunderttausende Brustimplantate gefüllt mit einem Billig-Silikon hatte PIP von 2001 bis 2010 weltweit verkauft; in den Einlagen wurde aus Kostengründen statt eines medizinischen Silikons ein Industriesilikon verwendet, das eigentlich als Dichtungsmasse eingesetzt wird.

    Einlagen rissen gehäuft, in Deutschland wurden bisher 25 Fälle gemeldet. Die Opfer führen Entzündungen und sogar Krebsfälle auf das Industriesilikon zurück.

    PIP-Firmengründer Jean-Claude Mas macht aus dem Einsatz von Billig-Silikon keinen Hehl, doch das war seiner Ansicht nach nicht schädlich.

    Die Anzeigen der betroffenen Frauen wenden sich allerdings nicht nur gegen PIP, sondern auch gegen die staatliche französische Medizinproduktebehörde Afssaps, gegen Ärzte und Kliniken sowie gegen den TÜV Rheinland.

    Der hatte PIP-Produkte europaweit zertifiziert und ihnen damit das begehrte CE-Siegel für geprüfte Sicherheit verschafft.

    In Frankreich wird deshalb gerne mit dem Finger auf den TÜV gezeigt: Die Afssaps, Ärzte und Krankenhäuser hätten sich auf den TÜV verlassen müssen, heißt es.

    Der TÜV Rheinland wiederum sieht keine Schuld bei sich, denn er sei bei seiner Prüfung von PIP «nachweislich umfassend und fortgesetzt getäuscht worden». Die Firma habe die Implantate geändert - also mit Industriesilikon gefüllt -, ohne dies mitzuteilen. Somit habe gar kein TÜV-Zertifikat für dieses Produkt vorgelegen. Der TÜV hat selbst Anzeige in Frankreich gegen PIP erstattet.

    Die EU will die Vorgaben strenger fassen, bevor ein Medizinprodukt überhaupt auf den Markt kommt. Eine staatliche Kontrolle, etwa ein Zulassungsverfahren wie bei Arzneimitteln, gibt es für Medizinprodukte nicht.

    Die Lieferanten des Industriesilikons, darunter der deutsche Chemiegroßhändler Brenntag, weisen eine Mitschuld von sich.

    Die französische Allianz-Tochter, bei der PIP versichert war, hält den Vertrag für ungültig, weil die Firma betrügerisch gehandelt habe

    Das französische Krebsinstitut hatte die neue Form des Lymphdrüsenkrebses als erstes entdeckt. Da es weltweit bereits 173 Fälle gibt, und alle betroffenen Frauen Brustimplantate haben, muss ein Zusammenhang zwischen der Krebsart und den Brustimplantaten bestehen. Vergleichsweise sind derzeit nur wenige Frauen erkrankt, doch das Risiko, dass Brustimplantat-Trägerinnen diesen Krebs entwickeln, besteht. Momentan wird aber auch nicht empfohlen, die Brustimplantate zu entfernen.

    Eine Frau ist schon an dem Lymphdrüsenkrebs gestorben, der nur bei Brustimplantat-Trägerinnen auftritt. Zur Zeit werden Frauen und Ärzte in Frankreich darauf hingewiesen, welches Risiko von den Implantaten ausgeht. Ende März soll es dazu eine Expertenrunde geben. In Deutschland sind bislang keine Verdachtsfälle der anaplastischen großzelligen Lymphomen (ALCL) aufgetreten. Auch die meisten anderen EU-Mitgliedsstaaten sind momentan nicht davon betroffen. In Frankreich werden Brustimplantate seit dem Skandal mit der Firma PIP stärker kontrolliert. AFP/sh

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