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Wissenschaft: Von Forschern entdeckt: Das Gen, das uns Angst macht

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Von Forschern entdeckt: Das Gen, das uns Angst macht

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    Warum haben manche Menschen mehr Angst als andere? Forscher glauben, es liegt an den Genen.
    Warum haben manche Menschen mehr Angst als andere? Forscher glauben, es liegt an den Genen. Foto: DPA

     "Wir haben ein Gen gefunden, das ausgesprochen spannend ist, weil es sowohl bei Tieren als auch bei Menschen für Angst eine Rolle zu spielen scheint", sagte die Psychiaterin Prof. Katharina Domschke vom Universitätsklinikum Münster (UKM). Zwar gehe die Forschung von insgesamt 30 bis 100 Genen aus, die zusammenspielen müssen, um das genetische Risiko zu bedingen. "Aber dieses scheint eines der Gene zu sein, die eine wesentliche Rolle spielen."

    Im Fokus der Wissenschaftler steht das Gen für den Neuropeptid-S-Rezeptor "Neuropeptide sind kleine Nerven-Botenstoffe, die indirekt das Zusammenspiel von mehreren Nerven-Botenstoffsystemen wie Serotonin und Adrenalin beeinflussen", so Domschke. Schalte man diesen Rezeptor in einer Maus aus, werde das Tier ängstlicher. Das funktioniere auch umgekehrt. "Wenn man den Mäusen Neuropeptid S verabreicht, haben sie viel weniger Angst. Das heißt, ich muss ein funktionierendes Neuropeptid-S-System haben, um nicht krankhaft Angst zu haben."

    Genetische Erkenntnisse können auch bei der Diagnose helfen. "Ich kann ja nicht eben eine Probe aus dem Hirn entnehmen", sagte Domschke. Genetische Varianten hätten einen Einfluss auf die Erkrankung, seien zeitlich stabil und im Blut zu messen. Die Medizin bekomme dank der Genetik mittelfristig neue Möglichkeiten, noch spezifischere Medikamente gegen Angstzustände oder auch Depressionen zu entwickeln und ihre Wirksamkeit schneller zu überprüfen. "Damit ersparen wir dem Patienten viel Leidenszeit."

    Die Expertin betonte, dass zwischen normaler Angst und Erkrankung unterschieden werden muss. Durch normale Angst könne der Mensch im Notfall mit Kampf oder Flucht reagieren. "Es wird dann pathologisch, wenn die Angst zu lange dauert oder in Situationen auftritt, die eigentlich nicht gefährlich sind, die Angst einen im Alltag behindert und man einen Leidensdruck hat." Das Spektrum reiche von Phobien bis hin zu Panikattacken und der Scheu vor sozialen Kontakten.

    "Man weiß schon seit über 50 Jahren, dass Ängste in der Familie liegen", sagte Domschke. Eltern, Kinder oder Geschwister eines Patienten mit Angsterkrankung hätten ein drei- bis sechsfach erhöhtes Erkrankungsrisiko im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung. "Neu ist, dass man genau schauen kann, welche Mutationen bei Angsterkrankten signifikant häufiger vorkommen. Wir haben in der Forschergemeinde vier bis fünf Gene identifiziert, die ein Risiko zu vermitteln scheinen."

    Münster gilt als führend in der Erforschung der Genetik von affektiven Erkrankungen und ist in einem Sonderforschungsbereich "Furcht, Angst, Angsterkrankungen" mit den Unis Würzburg und Hamburg vernetzt.   dpa

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