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Tierwelt: Wie Nashornbabys kommunizieren

Tierwelt

Wie Nashornbabys kommunizieren

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    Jungtiere im Augsburger Zoo: Kibo (links) und Keeva.
    Jungtiere im Augsburger Zoo: Kibo (links) und Keeva. Foto: Silvio Wyszengrad

    Süß sahen die Nashornbabys Kibo und Keeva aus, wenn sie sich bei strahlendem Sonnenschein im Schlamm suhlten. Süß auch ihr Winseln und Schnauben – seit zwei Jahren sind Zoobesucher und Pfleger in Augsburg gleichermaßen entzückt, auch wenn die Jungtiere langsam erwachsen werden.

    Welche Laute junge Breitmaulnashörner von sich geben und was diese bedeuten, hat eine Arbeitsgruppe der Tierärztlichen Hochschule Hannover nun erstmals untersucht. Flaschenbaby Kibo lieferte dabei entscheidende Erkenntnisse.

    Junge Nashörner kommunizieren anders als Erwachsene

    Bislang waren sich Forscher einig, dass Nashörner exakt drei Laute von sich geben: Die Dickhäuter keuchen, um "Hallo" zu sagen. Sie fauchen, wenn andere Tiere sich ihnen nähern – eine Art Warnsignal. Und sie schnauben beim Fressen oder Suhlen, wobei noch nicht gedeutet werden kann, warum sie das überhaupt tun.

    Aber ist das bei Jungtieren auch so? Die Wissenschaftlerin Sabrina Linn ging dieser Frage Anfang 2016 nach und untersuchte dafür Lautäußerungen von acht Südlichen Breitmaulnashörnern in den Zoos in Augsburg, Dortmund und im Serengeti-Park Hodenhagen bei Hannover. Die Dickhäuter waren zwischen einem Monat und vier Jahren alt.

    Die Forscherin wertete insgesamt 164 Stunden Audio- und Videomaterial aus. Die Aufnahmen zu beschaffen, gestaltete sich häufig sehr schwierig. Mit Kamera und Mikrofon ausgestattet stand Linn von morgens bis abends vor dem Gehege. "Oft geschah stundenlang nichts, vor allem, wenn die Nashörner sich im Schlamm gesuhlt hatten", erzählt die Forscherin. "Besonders die Arbeit mit Keeva war schwierig", erinnert sie sich. "Sie war zum Zeitpunkt der Aufnahmen einen Monat alt und eine kleine Zicke. Wenn ich in ihre Nähe kam, fauchte sie mich an." Zudem sei Keevas Mutter übervorsichtig gewesen – und gereizt.

    Die Erkenntnisse sollen bei der Zucht helfen

    Nachdem die Daten zwei Jahre lang ausgewertet wurden, ist klar: Die jungen Tiere kommunizieren anders als ausgewachsene. Zu den drei bereits bekannten Lauten kommt noch ein Wimmern hinzu. Linn sagt: "Das Geräusch hört sich an wie ein Quieken. Es erinnert an Walgesänge." Und wann tun die Jungtiere das? Wenn sie hungrig sind und das Säugen mehr als überfällig ist. Zudem wimmern die jungen Nashörner, wenn sie ihre Mutter aus den Augen verloren haben.

    Flaschenkind Kibo sei ein Glückskind gewesen, erklärt die Forscherin. Der Jungbulle wurde von seiner Mutter verstoßen und von seinen Pflegern aufgezogen. Die ersten Wochen und Monate hatte er deshalb keinen Kontakt zu seinen Artgenossen. Und trotzdem gab das junge Nashorn, damals erst zwei Monate alt, alle vier Ruflaute von sich. "Das kann nur eins bedeuten", erklärt Linn: "Ruflaute sind bei Breitmaulnashörnern angeboren."

    Ihre Erkenntnisse, so hofft die Forscherin, sollen in Zukunft bei der schwierigen Zucht von Breitmaulnashörnern helfen.

    Video-Rückblick 2016:

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