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Kulinarischer Reiseführer: Gebäck vom schönsten Ort der Welt

Kulinarischer Reiseführer

Gebäck vom schönsten Ort der Welt

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    Die berühmten San Vigilini, ein Gebäck mit in Rum getränkten Rosinen, wurden angeblich für Winston Churchill kreiert.
    Die berühmten San Vigilini, ein Gebäck mit in Rum getränkten Rosinen, wurden angeblich für Winston Churchill kreiert. Foto: Heike Hoffmann, Wißner Verlag

    Der schönste Ort der Welt? Nur wenige Menschen können diese Frage so eindeutig beantworten wie der italienische Humanist Agostino di Benzone: „Die ganze Welt besteht aus drei Teilen: Afrika, Asien und Europa. Der schönste Erdteil ist Europa, und davon ist Italien der schönste Teil, von Italien wiederum die Lombardei, und von dieser der Gardasee, und an diesem San Vigilio. Ergo ist San Vigilio der schönste Ort der Welt“, hielt er um 1530 euphorisch fest.

    Die Region um den Gardasee hat es auch vielen anderen Menschen angetan, nimmt man zumindest die Zahl der Reisenden, die jedes Jahr dorthin fahren, als Gradmesser. Die Augsburger Autorin Heike Hoffmann ist eine von ihnen. Seit Studienzeiten pflegt sie die Leidenschaft für den Gardasee, die Ortschaften drum herum und die Menschen die dort leben. Und natürlich gehört dazu auch die Begeisterung für die kulinarischen Köstlichkeiten dieses italienischen Landstrichs. Nach einem Erzähl-Kochbuch über die Ammersee-Region, wo die Augsburgerin heute lebt, hat sie in der Reihe des Wißner-Verlages „Rezepte von unterwegs“ nun einen zweiten Band über den „Genuss vom Gardasee“ geschrieben – ein ebenso unterhaltsames wie informatives Buch, das mit über 250 Rezepten den Gardasee auf den heimischen Tisch holt.

    Hoffman, die auch ein Internet-Blog mit Reiseeindrücken und Rezepten (www.rezepte-von-unterwegs-de) schreibt, erzählt darin von Menschen, die sich der Kulinarik verschrieben haben, von „Genusshandwerkern“, wie sie sie nennt, die die Herstellung von Käse, Wein und Olivenöl pflegen und diese Produkte in schmackhafte Gerichte verwandeln. Die passenden Rezepte dazu liefert Hoffman gleich mit. Neben zahlreichen Pastavarianten, Fleisch- und Gemüsegerichten spielt der Fisch natürlich eine große Rolle. Vor allem Renken gibt es hier, aber auch Schleien, Hechte und Süßwasser-Sardinen holen die Fischer aus ihren Netzen.

    Raffiniertes findet sich in dieser Sammlung ebenso wie ganz einfaches, etwa die Grana-Cracker, für die es nur eine Zutat braucht. Frisch geriebener Grana wird dafür in der gewünschten Form und Größe dünn auf eine Platte gestreut und eine Minute bei starker Hitze in der Mikrowelle gebacken oder in einer beschichteten Pfanne gebraten. „Wichtig ist, dass die Cracker hell bleiben! Werden sie dunkel, wird der Grana bitter“, gibt Heike Hoffmann als Tipp für die Zubereitung dieses Snacks.

    Verdienstvoll, dass sich die Autorin bei ihrer kulinarischen Reise rund um den See nicht nur auf ausgetretenen Pfaden bewegt, sondern auch Abstecher in das Hinterland unternimmt. Da ist etwa der Besuch in der Genossenschaftskäserei von Cerlongo, in der 3500 Laibe Grana Käse lagern – die besten, Riserva genannt, gar 36 Monate. Regelmäßig werden sie geputzt und gebürstet. Oder das kleine Städtchen Valeggio am Fluss Minicio, in dem die berühmten Tortellini di Valeggio, ihren Ursprung haben. Von Hand werden die „kleinen Törtchen“, auch „Bauchnabel der Venus“ genannt, dort geformt. Das ist Präzisionsarbeit, bei der jeder Handgriff sitzt, hat Heike Hoffmann beobachtet.

    Und natürlich war die Autorin auch in San Vigilio. Von hier stammt ein Gebäck, die San Vigilini, das sein besonderes Aroma durch in Rum getränkte Rosinen erhält. Angeblich wurde es zu Ehren Winston Churchills kreiert, der wie viele andere Berühmtheiten schon an diesem „schönsten Ort der Welt“ zu Besuch war.

    Heike Hoffmann: Genuss vom Gardasee – Rezepte von unterwegs. Wißner Verlag, 234 Seiten, 35 Euro

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